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3500 Menschen sterben jährlich am Alkohol

In der Schweiz wird Alkohol als Todesursache unterschätzt. Keystone

Der Alkoholkonsum ist eines der fünf grössten Gesundheits-Risiken in der Schweiz. Besonders gross ist das Risiko eines verfrühten Todes.

Dies zeigt eine Studie, die zur Bekämpfung des Problems eine Verstärkung von strukturellen Präventions-Massnahmen wie höhere Besteuerung des Alkohols vorschlägt.

Laut der vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Auftrag gegebenen Studie starben 2002 in der Schweiz 2432 Männer und 1033 Frauen an den Folgen von Alkoholkonsum.

Dies schreibt das Zürcher Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung (ISGF) am Donnerstag in einer Medienmitteilung.

Es sei davon auszugehen, dass der Alkoholkonsum für 5,2% aller Todesfälle bei Männern und 1,4% aller Todesfälle bei Frauen im Jahr 2002 verantwortlich gewesen sei.

Verfrühter Tod

Erst recht deutlich würden die negativen Folgen des Alkohols, wenn man nicht nur die reinen Todeszahlen, sondern verfrühte Tode berücksichtige, schreibt das ISGF weiter.

So sei der Alkoholkonsum für 10,5% aller vorzeitig verlorenen Lebensjahre bei Männern und für 4,9% bei den Frauen verantwortlich gewesen.

Laut ISGF ist der Alkoholkonsum bei der so genannten jährlichen Krankheitslast einer der fünf wichtigsten Faktoren. Unter Krankheitslast versteht man Lebensjahre, die durch Tod verloren gehen oder die durch krankheitsbedingte Behinderungen gemindert werden.

Auch krebserregend

Die Krebsforschungs-Agentur der Weltgesundheits-Organisation (WHO) in Lyon habe Alkohol zudem vor kurzem als krebserregende Substanz eingestuft, schreibt das ISGF weiter. Brust, Mund und Rachen, Speiseröhre, Leber, Darm und Rektum seien diejenigen Organe, bei denen Alkoholkonsum erwiesenermassen das Risiko für Krebs erhöhe.

Dabei sei, wie sich beim Brustkrebs zeige, das Risiko unter Umständen schon bei einem Glas täglich signifikant höher als bei Nichttrinkern, unabhängig davon, ob Bier, Wein oder Schnaps konsumiert werde.

Weitere Ursachen

Alkoholkonsum könne zudem tödlich wirken, wenn Leberkrankheiten wie zum Beispiel Leberzirrhose verursacht würden. Dass Alkoholkonsum durch erhöhte Unfallgefahr als “Killer” wirken könne, sei weit herum bekannt.

Im Allgemeinen unterschätzt werde das tödliche Risiko, das mit sporadisch hohen Alkoholmengen, wie zum Beispiel dem Rauschtrinken, in Bezug auf Herzkreislauf-Krankheiten und namentlich Herzinfarkt darstelle.

Insgesamt sei für mehr als 60 Krankheiten ein Zusammenhang mit Alkoholkonsum nachgewiesen worden.

Wirksame Massnahmen

Das Ausmass alkoholbedingter Probleme sei umso erstaunlicher, als wirksame Massnahmen gegen alkoholbedingte Krankheiten und Unfälle existierten, heisst es in der ISGF-Studie weiter.

Steuererhöhungen seien eine Möglichkeit, hier Abhilfe zu schaffen. Weiter könne der geltende Jugendschutz besser durchgesetzt und der Verkauf von Alkoholika auf bestimmten Veranstaltungen verboten oder eingeschränkt werden.

swissinfo und Agenturen

Laut der Weltgesundheits-Organisation (WHO) sterben jährlich weltweit 1,8 Millionen Menschen (3,2%) an Alkoholkonsum.

Zur Zeit konsumiert jeder Erwachsene durchschnittlich 5,1 Liter reinen Alkohol. Zu Beginn der 1980er-Jahre waren es 6 Liter.

Uganda hat weltweit den grössten Alkoholkonsum (19,5 Liter jährlich pro Kopf), gefolgt von Luxemburg (17,5) und Tschechien (16). Die Schweiz gehört mit 11 Litern zu jenen Ländern, in denen am meisten Alkohol konsumiert wird.

Gemäss der schweizerischen Gesundheits-Umfrage 2002 konsumieren in der Schweiz 22,2% der Männer und 10% der Frauen täglich Alkohol. 1992 waren es 30,1% bzw. 11,5%.

Laut der Eurostat-Studie von 2002 liegt die Todesrate im Zusammenhang mit Alkoholkonsum in der Schweiz mit 2,7% nahe am Durchschnitt in der Europäischen Union (EU).

Die höchste Todesrate mit 6,4% in der EU hat Slowenien, in Deutschland beträgt sie 5%. In den USA beträgt die Todesrate gar 7%, bei Männern 11%.

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