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Sie sprechen von Transparenz?

Nach Halbzeit der COP21 schwebt über Paris die Furcht vor einem Scheitern der Konferenz. Keystone

Der Text, der den Ministern als Verhandlungsbasis dient, wurde der französischen Präsidentschaft übergeben. Er enthält noch immer eine ganze Menge an heiklen Punkten. Noch ist der Ausgang unsicher.

In den Gängen von Bourget schwebt der Geist von Kopenhagen, die Angst vor einem Scheitern. Kommen die Verhandlungen rasch genug voran? Zeichnen sich gemeinsame Nenner ab?

Auf diese Fragen zu antworten, ist schwierig, denn wir werden von den meisten Verhandlungen auf Abstand gehalten. An der letzten Vorbereitungskonferenz in Bonn war die Zivilgesellschaft in den Sälen nicht zugelassen.

Die Präsenz der Zivilgesellschaft, die von den Entwicklungsländern verteidigt, von den Industrieländern hingegen angeprangert wird, ist jedoch fundamental.

Die Zivilgesellschaft ist zuallererst einmal eine Art Sicherheitsmassnahme. Ist sie vor Ort, so zeigt die Bevölkerung, meistens die eigene, mit dem Finger auf die Regierungen, die nicht vorwärts machen. So stand die norwegische Delegation, die sich weigerte, die Menschenrechte in den Zielen des Abkommens zu erwähnen, auf den Frontseiten zahlreicher nationaler Zeitungen. Und das Verhalten Saudi-Arabiens wird tagtäglich kritisiert.

Zudem ist die Zivilgesellschaft eine Unterstützung für die kleinen Delegationen, deren Mittel beschränkt sind. Letztere verlassen sich häufig auf deren Expertisen (rechtlich und strategisch), damit sie auf Verhandlungs-Niveau bleiben. Ausserdem können dank dem Zugang zur Zivilgesellschaft Missverständnisse und Gerüchte über ein Scheitern vermieden werden. Denn falsch dargestellte Informationen sind für die Arbeit der Unterhändler sicher nicht förderlich.

Schliesslich und in erster Linie erinnern wir die Regierungen tagtäglich daran, dass es auch ausserhalb von Bourget eine Realität der Welt gibt, über deren Zukunft sie verhandeln.

Die hochpolitisierten Worte und Zahlen sind für jene bereits Realität, die ihr Land unter Wasser versinken oder wegen der Dürre rissig werden sehen – dies im Schatten von Millionen von Klimaflüchtlingen, die sich abzeichnen.

Océane Dayer, Präsidentin von “Swiss Youth for Climate”

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