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Abschied von Furgler, Piccard, Hofmann…

Goodbye: Jacques Piccard 1989 in seinem U-Boot auf dem Luganersee. Keystone

Wie einst Benjamin Franklin sagte, gibt es nichts Sichereres als den Tod und die Steuern. So waren im Jahr 2008 nicht nur die Steuern Thema in den Medien, sondern auch der Tod.

Hollywood-Grössen wie Paul Newman oder Heath Ledger werden sicherlich die Nachrufe Ende Jahr dominieren.

Doch auch die Schweiz musste sich 2008 von einigen grossen Namen verabschieden, die vielleicht nicht so bekannt waren wie die Hollywood-Schauspieler, doch deshalb nicht weniger interessante Persönlichkeiten waren.

Am 1. November ist der Tiefseeforscher Jacques Piccard, einer der letzten grossen Abenteurer des 20. Jahrhunderts, im Alter von 86 Jahren in Genf gestorben.

Piccard wurde am 28. Juli 1922 in Brüssel geboren. Sein Vater war der Physiker und Abenteurer Auguste Piccard, der als erster Mensch die Stratosphäre in einem Ballon erreichte.

Jacques Piccard studierte Wirtschaft und Internationale Beziehungen in Genf. Danach baute er mit seinem Vater Tiefsee-Unterboote, die, nachdem sie eine Rekordtiefe von über 3’000 Metern erreichten, auch als sogenannte Bathyscaph bekannt wurden.

Eine der bedeutungsvollsten Errungenschaften von Piccard war die Entdeckung von lebenden Organismen in einer Tiefe von über 11’000 Metern. Diese Entdeckung führte dazu, dass die Entsorgung von Atommüll in den Meeresgräben verboten wurde.

Ein langer “Lebenstrip”

Was ist das Geheimnis eines langen Lebens? Vielleicht ein bisschen LSD im Morgenkaffee, um nach Albert Hofmann zu urteilen. Hofmann, der Chemiker der die psychedelische Droge LSD erfunden hatte, ist am 29. April im Alter von 102 Jahren in Basel verstorben.

Während Hofmann Pilze auf Weizen und anderen Getreidekörnern auf ihren medizinischen Nutzen untersuchte, stolperte er 1938 über den Wirkstoff Lysergsäurediethylamid (abgekürzt LSD). Hofmann forschte damals für das Pharmazieunternehmen Sandoz, das später mit Ciba-Geigy zur Novartis fusionierte.

Über seine Fingerspitzen hatte Hofmann versehentlich eine kleine Menge des Wirkstoffes eingenommen und “eine aussergewöhnliche Ruhelosigkeit, kombiniert mit leichtem Schwindel” sowie “eine extrem stimulierende Einbildung” bemerkt.

Hofmann fuhr einige Jahrzehnte damit fort, das Mittel zu konsumieren, und zwar ohne jegliches wissenschaftliches Interesse, wie man sagt. Trotzdem warnte der “Vater des LSD” davor, dass die Droge in falschen Händen gefährlich sei, was sich auch im Titel seines 1979 erschienen Buches “LSD: mein Problemkind” widerspiegelt.

“Die grössten Schweizer Hits”

Das Jodeln hat er zwar nicht erfunden, es aber dafür über die Landesgrenze hinweg populär gemacht: Ruedi Rymann. Er ist im Alter von 75 Jahren am 10. September in Giswil im Kanton Obwalden gestorben.

Rymann war Käser, Förster und Jäger, der dank der Aufnahme des traditionellen Volksliedes “Dr Schacher Seppli” grosse Berühmtheit erlangte. Das Lied wurde im Jahr 2007 in einer Fernsehsendung vom Publikum zum grössten Schweizer Hit gewählt.

Eine andere berühmte Persönlichkeit aus der Unterhaltungsbranche verstarb am 14. April im Alter von 92 Jahren in Zürich: Werner Groebli, der Schlittschuhläufer und die eine Hälfte des Duos “Frick and Frack”. In den USA trat Groebli in über 15’000 Eis-Shows mit den “Ice Follies” in den Jahren 1939 bis 1981 auf. Er hatte ebenfalls zahlreiche Auftritte in der amerikanischen TV-Show von Ed Sullivan.

Kaffee und Schokolade

Am 11. September starb der Multi-Unternehmer Klaus Jacobs 71-jährig, ein deutscher Milliardär mit Schweizer Pass.

Sein Vermögen machte Jacobs 1990 mit dem Verkauf von Jacobs Suchard – Europas Nummer eins im Schokoladen- und Kaffeegeschäft – an Philip Morris für 3,1 Millionen Franken. Nach dem Verkauf baute Jacobs mit Barry Callebaut und Adecco in den 1990er-Jahren den weltgrössten Schokolade- und den weltgrössten Personalvermittlungskonzern Adecco auf.

Rudolph R. Sprüngli, ebenfalls eine Grösse im Schokoladengeschäft, ist im Alter von 88 Jahren am 21. Januar gestorben.

Sprüngli war über zwei Jahrzehnte Leiter des Schokoladenunternehmens Lindt & Sprüngli. Er gehörte bereits zur fünften Generation in der Familie Sprüngli, der diesen Posten inne hatte. Schlagzeilen machte Sprüngli im Jahr 1992, als er sich nach 45-jähriger Ehe von seiner Frau scheiden liess, um seine 44 Jahre alte Personalberaterin zu heiraten, die Mitglied einer amerikanischen Sekte war.

Brillianter Rhetoriker

2008 starb auch Kurt Furgler im Alter von 84 Jahren. Er war von 1971 bis 1986 für die Christlichdemokratische Volkspartei CVP im Bundesrat. Einen Namen machte sich der brillante Rethoriker, als er 1985 die damals mächtigsten Männer der Welt, Ronald Reagan und Michail Gorbatschew, in deren Sprache begrüsste.

Auch in der Affäre um den Brigadier Jean-Louis Jeanmaire exponierte sich Furgler. 1976 sagte er vor dem Parlament, Jeanmaire habe der Sowjetunion “geheimste Unterlagen und Informationen geliefert”.

swissinfo, Thomas Stephens
(Übertragung aus dem Englischen: Sandra Grizelj)

Gemäss dem Bundesamt für Statistik (BFS) lag im Jahr 2007 die Lebenserwartung bei Schweizerinnen bei 84,2 Jahren und bei Schweizern bei 79,4 Jahren.

Auf 100 Frauen kamen 96, 4 Männer.

Durchschnittlich hat in der Schweiz jede Frau 1,46 Kinder.

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