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America’s Cup entstauben

Das nächste Mal - vermutlich 2007 - wird nach neuen Regeln gesegelt. (Bild: alinghi.com) swissinfo.ch

Zwei Tage nach dem Sieg hat Alinghi zusammen mit dem Challenger of Record Oracle das Regelwerk für die nächste Austragung vorgestellt.

Dieses sieht eine Modernisierung und eine Beschneidung der Privilegien des Titelhalters vor.

Die Reduktion der Vorteile für den Cupverteidiger spricht dafür, dass es der Alinghi-Crew (und Oracle) nebst der notwendigen Kommerzialisierung in erster Linie um den Sport geht.

In den letzten 152 Jahren hatten die vormaligen Sieger immer entscheidende Vorteile gehabt, die sie zumeist gnadenlos und von übertriebenem Traditionalismus geleitet sogar oft auf Kosten der Fairness auspielten. Ohne diesen Bonus hätte beispielsweise der New York Yacht Club die Trophäe kaum zwischen 1851 und 1983 behalten können.

Datum und Ort noch offen

“Wir wollen den Event noch besser machen, als er es schon ist”, erklärte Exekutivdirektor Michel Bonnefous, der zusammen mit Skipper Russell Coutts das neue Regelwerk von Alinghi-Seite stark prägte. Coutts hielt fest, nicht radikal vorgegangen zu sein, für Innovationen aber Platz geschaffen zu haben.

Datum und Austragungsort des nächsten Cup stehen noch nicht fest; wahrscheinlich werden die Rennen 2007 stattfinden, um der massiven Konkurrenz im vorausgehenden Jahr durch die Olympischen Winterspiele in Italien und die Fussball-WM in Deutschland zu entgehen.

“Wir werden den Entscheid bis spätestens 15. Dezember treffen, hoffentlich aber schon früher”, steckte Bonnefous den Zeitrahmen ab.

Bis zu 20 Teilnehmer

Alinghi und Oracle hoffen auf bis zu 20 Syndikate, die schon in den Jahren vor dem Cup gegeneinander segeln werden. Jene Wettkämpfe werden in irgendeiner Form für eine Setzliste für die Round Robins zählen.

Die Schlussphase, in der die besten acht Jachten im K.o.-System den Herausforderer der Alinghi ermitteln werden, soll rund acht Wochen dauern, mit nur zehn Tagen Pause zwischen dem Final und dem 32. America’s Cup.

Wetter zentral

Dies ist nur eine von mehreren geplanten Änderungen, um den Wettbewerb TV-freundlicher zu gestalten. Dieses Ziel wird analog zu anderen grossen Sportanlässen mit hoher Priorität verfolgt.

Dazu gehört auch die Wahl des Austragungsorts. “Wir bevorzugen eine Region mit konstanten Wetterbedingungen, um jeden Tag zur gleichen Zeit Rennen ansetzen zu können”, lautet ein wichtiger Bestandteil von Coutts’ Anforderungsprofil.

In Auckland konnte nur an 47 von 73 vorgesehenen Tagen gesegelt werden. Mögliche Austragungsorte werden derzeit unter anderem auf diese Punkte geprüft. Interessiert sind unter anderen Cowes (England), die Geburtsstätte des America’s Cup, sowie Cascais (Portugal) und mehrere Orte in Frankreich, Spanien und Italien.

Unabhängiges Rennkomitee

Wie von Alinghi während der Finalserie mehrfach gefordert, wird der absurde Passus, wonach der Titelverteidiger das Renn-Management übernimmt, eliminiert. Ein unabhängiges Rennkomitee wird während der Regatten zwischen den möglichen Herausforderern und dem America’s Cup im Amt sein.

Auch das Management, bisher in der Challenger-Serie und dem America’s Cup in unterschiedlichen Händen, obliegt künftig einer einzigen Organisation. Ob, so wie in den letzten 20 Jahren, Louis Vuitton beteiligt sein wird, steht noch nicht fest. “Wir werden sicher auch mit ihnen Verhandlungen führen”, betont Bonnefous.

Ein wichtiges Novum ist die Abschaffung der Nationalitätenregel. Bisher musste ein Mitglied eines Teams zwingend Wohnsitz im Land des Syndikats haben. “Diese Regel war einfach nicht mehr zeitgemäss”, so Bonnefous.

Datenaustausch möglich

Die bisher übliche Geheimniskrämerei war der Popularität des Wettbewerbs nicht förderlich und gab vielfach sogar Anlass zu Protesten mit nahezu endlosen Streitigkeiten unter Juristen.

Alinghi will auch diesen Zopf abschneiden: Künftig können alte Jachten inklusive technischer Daten erworben werden, die Informationen des gerade zu Ende gegangenen Wettbewerbs sogar bis zum 1. Oktober 2004 gehandelt werden. “Damit wird der anfängliche Rückstand einiger Syndikate nicht mehr so gross sein”, hofft Bonnefous.

Die Anmeldegebühr inklusive aller Nebenkosten beträgt fortan 450’000 Euro (bisher 325’000 US-Dollar, dh knapp 300’000 Euro), die Kaution 1 Million Euro. Der allfällige Gewinn geht nach Wettbewerbsende zu je 50 Prozent an Alinghi und an die Challenger.

swissinfo und Agenturen

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