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Arbeit schützt nicht vor Armut

Vor allem Frauen, Ausländer und schlecht Ausgebildete gehören zu den Working Poor. swissinfo.ch

Trotz Job gibt es in der Schweiz immer mehr Arme. Die Zahl der so genannten Working Poor ist in den 90-er Jahren deutlich angestiegen. Betroffen sind zurzeit rund 250'000 Personen.

Frauen, Ausländer, Alleinerziehende, Grossfamilien und schlecht Ausgebildete sind besonders gefährdet, trotz Arbeit in Armut zu leben, wie das Bundesamt für Statistik in Bern am Freitag (23.03.) mitteilte.

Jede 13. Person im Erwerbsalter trotz Arbeit arm

Aufgrund Untersuchungen des statistischen Amts des Kantons Zürich legte das BFS an einer Medienkonferenz erstmals landesweite Daten zum Phänomen der Working Poor vor. Demnach sind 7,5 Prozent der 20- bis 59-jährigen Erwerbstätigen trotz Arbeit arm.

Starker Anstieg der Armutsrate in den 90-er Jahren

Besonders betroffen sind Alleinerziehende, grosse Familien, wenig qualifizierte Personen und Selbständige ohne Angestellte. Auffällig sei vor allem die Zunahme der Armutsrate in den Jahren 1995 und 1996.

Das Risiko, Working Poor zu werden, hängt einerseits von der Stellung auf dem Arbeitsmarkt ab und andererseits vom Aufwand für die Betreuung und Unterstützung von Kindern.

Gemäss Bundesamt würde die Einführung eines verbindlichen Vollzeit-Mindestlohnes den Anteil der Working Poor um 1,2 Prozentpunkte reduzieren.

Mindestlohn von netto 3’000 Franken

Für den Präsidenten des Schweizerischen Gewerkschafts-Bundes (SGB), Paul Rechsteiner, gibt es keine Alternative zur Einführung eines Mindest-Nettolohns von 3’000 Franken. Der Bericht unterstreiche deutlich die Notwendigkeit einer “lohnpolitischen Wende” in der Schweiz, sagte Rechsteiner.

Haslers Rezepte

“Nicht neu, nicht überraschend, aber unerfreulich” seien die jüngsten Ergebnisse, kommentierte Arbeitgeber-Direktor Peter Hasler. Die Studien zeigten auf, dass nicht nur tiefe Löhne Armuts-Verursacher seien. Der Ruf nach staatlich verordneten Mindestlöhnen sei deshalb ein schlechtes Rezept.

Begriffe und Datengrundlage

Working Poor sind erwerbstätige Personen, die in ein einem armen Haushalt leben. Als erwerbstätig gilt eine Person, die mindestens eine Stunde pro Woche erwerbstätig ist und ein Erwerbseinkommen bezieht – sowie zwischen 20 und 59 Jahre alt ist.

swissinfo und Agenturen

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