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Weniger Raucher in der Schweiz

Bewusstseinswandel in der Schweizer Bevölkerung: Es wird weniger geraucht. swissinfo.ch

Der Tabakkonsum in der Schweiz geht zurück. Dies belegen die neusten Daten des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), das am Freitag eine neue Kampagne ankündigte.

In seiner neuen Kampagne “arbeitsplatz.rauchfrei.” richtet sich das BAG gegen das Rauchen am Arbeitsplatz. Damit sollen vor allem Passivraucher geschützt werden.

Der Anteil der Rauchenden in der Schweizer Bevölkerung ist in den letzten fünf Jahren gesunken. Gemäss der jüngsten Umfrage zum Tabakkonsum sank die Raucherquote zwischen 2001 und 2005 von 33 auf 30%, so das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Unter den Jugendlichen im Alter von 14 bis 19 Jahren nahm der Anteil der Raucher gar von 31 auf 25% ab.

Diese Zahlen machten Mut, sagte BAG-Direktor Thomas Zeltner. Er führte diesen Zwischenerfolg unter anderem auf die politischen Anstrengungen in der Tabakprävention sowie auf einen Bewusstseinswandel in der Bevölkerung zurück.

Laut den neusten Umfragedaten des BAG befürworteten 92% ein Verbot, Jugendlichen Zigaretten zu verkaufen. 67% seien für Werbebeschränkungen, 64% für rauchfreie Restaurants und 60% für eine Erhöhung des Päcklipreises auf 6,90 Franken.

Keine rauchfreie Schweiz

Ziel der Gesundheitsbehörden sei eine Reduktion des Raucheranteils, aber nicht eine “rauchfreie Schweiz”, sagte Zeltner. Die Gesundheitsbehörden wollten nicht in die privaten Räume hinein reglementieren. Rauchen dürfe auch kein Anstellungshindernis und schon gar kein Kündigungsgrund werden.

Mit seiner diesjährigen Kampagne, die unter dem Motto “Bravo! – Weniger Rauch, mehr Leben” auf die Fortschritte aufmerksam macht, will das BAG den eingeschlagenen Weg weiterführen. Ziel ist es, den Anteil der Raucher auf 20 bis 25% zu senken.

Positive Motivation

Die Bevölkerung kenne heute die Risiken des Rauchens und Passivrauchens und gehe deshalb mit dem Tabak sorgfältiger und rücksichtsvoller um. Mit seiner neuen Medienkampagne wolle das BAG den Menschen “Bravo” sagen. Diese positive Botschaft solle die Bevölkerung motivieren weiterzumachen.

Das BAG, das für den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz zuständige Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) und der Verband der Schweizer Krankenversicherer santésuisse tragen gemeinsam die Aktion “arbeitsplatz.rauchfrei.”. Diese will Unternehmen motivieren, schrittweise auf einen rauchfreien Betrieb umzustellen.

Rauchverbot zahlt sich aus

Noch immer seien 47% der Erwerbstätigen am Arbeitsplatz dem Tabakrauch anderer ausgesetzt, sagte Hans-Ulrich Scheidegger vom seco. 31% müssten mindestens eine Stunde pro Woche Tabakrauch miteinatmen. Ein Rauchverbot am Arbeitsplatz zahle sich für die Betriebe auch wirtschaftlich aus.

Scheidegger betonte, es gebe auch volks- und betriebswirtschaftliche Gründe, die Arbeitnehmer zu schützen. Die Kostenfolgen des Tabakkonsums würden auf zehn Milliarden Franken geschätzt, wobei 3,8 Mrd. auf den Erwerbsausfall entfielen.

Gemäss einer Erhebung aus dem Jahre 1995 gingen wegen des Rauchens jährlich vier Millionen Arbeitstage verloren. Jährlich entstünden zudem über 15’000 neue IV (Invalidenversicherung)-Fälle. Aber auch die Schäden am Mobiliar, Reinigungskosten und Brandrisiko könnten durch ein Rauchverbot am Arbeitsplatz vermindert werden, sagte Scheidegger.

Wettbewerb

“arbeitsplatz.rauchfrei.” ist mit einem Wettbewerb verbunden, der mit 150’000 Franken dotiert ist. Die teilnehmenden Unternehmen sollen sich in drei Jahren von “bedingt rauchfrei” über “mehrheitlich rauchfrei” zur Rauchfreiheit entwickeln. Für Raucherinnen und Raucher sollen abgetrennte “Fumoirs” eingerichtet werden.

Den Wettbewerbsteilnehmern steht ein Unterstützungskomitee aus Organisationen der Suchtprävention, der Gesundheitsförderung und Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden zur Seite. Bis heute haben sich 153 Firmen zum Mitmachen entschlossen. 83% davon kandidieren als rauchfreie Betriebe.

swissinfo und Agenturen

Der Tabak war bis ins 16. Jahrhundert in Europa unbekannt. Entsprechend stellten die Rauchenden in jener Zeit nur eine kleine Minderheit der Bevölkerung dar.

Erst mit der Einführung der Zigarette, die im Orient erfunden und von den Türken während der Krimkriege in der Mitte des 19. Jahrhunderts nach Europa gebracht wurde, setzte die Verbreitung dieses neuen Produktes ein, auch in der Schweiz.

Der starke Anstieg des Zigarettenkonsums, welcher sich zur Zeit auch auf die Entwicklungsländer auszuweiten droht, nahm hingegen erst mit den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts seinen Anfang, insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg, als die hellen Zigaretten eingeführt wurden, die einen enormen Markterfolg hatten.

Laut Weltgesundheits-Organisation sind es weltweit 650 Mio. Menschen , die rauchen.

2001-2005: Tabakkonsum nimmt von 33 auf 30% ab.

2001-2005: Tabakkonsum Jugendlicher im Alter von 14 bis 19 sinkt von 31 auf 25%.

Ziel der BAG-Kampagne “Bravo”: Raucheranteil auf 20 bis 25% senken.

64% der Bevölkerung sind für rauchfreie Restaurants.

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