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Asylgesuche: Vorsicht bei Vergleichen

Vater und Kind, die Asyl beantragen: in der Schweiz werden sie als zwei einzelne Personen erfasst, in anderen Ländern als Familie. Keystone

1'464 Menschen haben im Monat Februar in der Schweiz ein Asylgesuch eingereicht. Eine Zahl, die sich nicht vergleichen lässt mit Statistiken anderer europäischer Länder. Denn in der Schweiz werden Asylbewerber einzeln erfasst, in umliegenden Ländern hingegen gibt es ein Dossier pro Familie.

Die Februarzahlen des Bundesamtes für Flüchtlinge (BFF) zeigen: Gegenüber dem Vormonat hat die Zahl der Asylgesuche um 227 abgenommen. Die meisten Gesuche kommen aus der Bundesrepublik Jugoslawien, der Türkei, aus Bosnien und aus dem Irak. Die Zahl der hängigen Asylgesuche hat um rund 500 auf 14’320 abgenommen.

Vorsicht beim internationalen Vergleich

Im Internationalen Vergleich müssen diese Ergebnisse mit Vorsicht interpretiert werden: Wegen anderer Berechnungs-Methoden sind die Zahlen in der Schweiz rund 15 Prozent höher als jene der anderen europäischen Länder.

In der Schweiz erhalten alle Asylbewerber, ob minderjährig oder erwachsen, am Anfang ihres Asylverfahrens eine persönliche Nummer. Die Neugeborenen werden unabhängig von ihren Eltern erfasst, was in anderen Ländern nicht der Fall ist.

Ein Dossier pro Familie

In Deutschland, Grossbritannien und Frankreich wird ein Dossier pro Familie eröffnet. Ein Antrag kann also gut zehn Personen umfassen, wenn die Familie gross ist, wie Jürg Schertenleib, Sprecher der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH), erklärt.

Andere Länder wie Italien, wenden unklarere Praktiken an. Manche Staaten erfassten kaum Asylanträge, weil es andere Formen der Einwanderung gibt, sagt Dominique Boillat vom Bundesamt für Flüchtlinge (BFF).

Transparenz gefordert

Als Resultat sind die Zahlen in der Schweiz höher als anderswo. Das BFF nütze dies aus, um die Situation zu dramatisieren, sagt Yves Brutsch, Verantwortlicher der Abteilung Flüchtlinge des Centre Social Protestant in Genf. Er fordert deshalb mehr Transparenz.

swissinfo und Agenturen

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