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Auswandern nach Australien (2): Sonja und Gregor Berger

Sonja und Gregor Berger leben seit knapp vier Jahren in Melbourne. Heute gefällt es ihnen, zu Beginn hatte Sonja Berger jedoch mit Heimweh zu kämpfen.

“Es war Gregors Idee, nach Australien zu gehen. Ich brauchte zuerst ein wenig Zeit, mich mit dem Gedanken anzufreunden”, erzählt die 29-jährige Sonja Berger. Zuerst wollten Bergers zwei Jahre in Australien bleiben. Gregor Berger ist Psychiater und hat 1999 eine Stelle als Forscher an der Melbourner Universität angenommen. Sein Forschungsprojekt war dann aber so erfolgreich, dass er dafür weitere finanzielle Unterstützung erhielt.

Schier unbegrenzte Möglichkeiten

Der Psychiater arbeitet mit jungen Menschen, die das erste Mal in psychiatrischer Behandlung sind. Bei ihnen untersucht er, ob bestimmte Fette einen Einfluss auf das psychische Gleichgewicht haben. “Hier in Melbourne – einer 3.6-Millionen-Stadt – ist es viel einfacher zu forschen. In der Schweiz würde die Studie allein schon an der Patientenzahl scheitern”, meint der 35-jährige Basler.

Die Bevölkerung sei für Forschung sehr offen. Patienten für die Studie zu rekrutieren, ist kein Problem. Zudem ist das Eppic-Center eine von wenigen Kliniken auf der Welt, die sich auf die Betreuung von jungen, ersterkrankten Psychotikern spezialisiert hat. “Für mich ist diese Stelle hier ein richtiger Glücksfall”, freut sich Gregor Berger.

Arbeit hat geholfen

Weniger glücklich war Sonja Berger in den ersten Monaten ihres Ausland-Aufenthaltes. Die Urnerin hatte oft Heimweh nach ihrer Familie, den Freunden und auch nach den Bergen. “Als Schweizer Krankenschwester musste ich hier zuerst mein Diplom registrieren. Dazu brauchte ich eine Englischprüfung und konnte nicht gleich arbeiten.”

Die Tage vergingen für Sonja Berger ohne Arbeit nur langsam. Es war für sie schwierig, neue Bekanntschaften zu machen. Nach einem halben Jahr konnte sie dann aber einen Job in Angriff nehmen. Heute lässt sie sich berufsbegleitend zur Intensivschwester ausbilden.

Sie und ihr Mann haben nun das Gefühl, sich trotz allem schnell an die neue Umgebung angepasst zu haben. Einer Rückkehr in die Schweiz, welche über kurz oder lang zum Thema werden wird, sehen die beiden mittlerweilen mit gemischten Gefühlen entgegen.

Australian Way Of Life

“Wir freuen uns zwar wieder auf die Schweiz, aber zurückzukommen macht auch ein bisschen Angst,” sagt Gregor Berger. “Nach unserer Zeit hier in Melbourne betrachten wir viele Dinge von einer anderen Seite.”

Sonja und Gregor geniessen das Unkomplizierte der Australier. Den lockeren Umgang und die positive Grundhaltung der Menschen hätten sie in den letzten Jahren schätzen gelernt. Eigenschaften, die sie bei ihrer Rückreise in die Schweiz mitzunehmen versuchen.

Christian Messerli, Melbourne

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