Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Basler Fasnacht 2001 – Schnitzelbängg

Geniales Lästern an der Basler Fasnacht: Schnitzelbängg! Keystone

Von der Flut an Gratiszeitungen über Big Brother und Rinderwahnsinn bis zur Abwahl der Basler Regierungsrätin Veronica Schaller reichen die Themen der Basler Schnitzelbänkler. Gegen 90 Schnitzelbänke sind am Montag- und am Mittwochabend in Basels Beizen unterwegs.

Ein beliebtes Thema der Schnitzelbänkler sind die Gratiszeitungen, die seit letztem Herbst auch den Baslern fast auf Schritt und Tritt angeboten werden:

In Basel gitts vyyl Zyttige – ich find das ächt famoos
vo Baslerstab bis Metropol – d’Uuswaal isch riesegross.
Ich hol se uss de Chäschte uuse, wenn ich dur d’Stadt due laufe
eso muess ich jetz fascht kai Holz me für mi Cheminée kaufe
(Luuszäpfe)

Mi dunggts verruggt, dass d Lääserschaft, wie das der Namme zaigi,
im Schnitt für sone Gratisblatt 20 Minute haigi.
Do liis ych lieber wider d BaZ und spaar mer all die Stunde:
Dört bruuchsch für der Lokaldail allerhöggschtens 10 Sekunde.
(Singvogel)

Won ych aanigsloos uf ere Draminsle stand,
do druggt mer ain “20 Minuten” in d Hand.
Dasch Service Public BVB – und dert inne stoot:
der Zwaier kääm, exaggt wie gescht, zwanzig Minute z spoot.
(Peperoni)

Die Gratiszeitungen liegen auch im neusten Trämli der BVB, dem Combino-Tram, auf:

Us aller Wält sinn Spezialischte
zue uns uff Basel koo.
Si hän vo dääre Abfallleesig
Numme guets vernoo
S’Konzäpt do z’Basel isch jo au
Wiirgligg schampar glatt
Denn wo sunscht faart me s’Altbabyyr
Mit em Tram dur d’Stadt.
(D’Syydiaane)

Die neje Trämli sin so lang; e Schlang isch nyt drgege:
Si kenne dur die ängi Stadt sich kuum no rächt bewege.
Die nägschte Trämli sten denn schynts vo Allschwil bis uf Rieche
Und wenn de naime ane wotsch, kasch inne dure krieche.
(Schwoobekäfer)

Nicht unkommentiert lassen können die Schnitzelbänkler das Phänomen Big Brother:

Wotsch di richtig geil zeige – wotsch di disqualifiziere
wotsch fingerle und schlägge – oder öffentlich onaniere
benimmsch die dernääbe – und wotsch es no flotter
wotsch alles uslääbe – denn gang zem Big Brother
(d’Bäddler)

Big Brother oder House of Love
au Girls Camp isch esoo – do bisch baff
Die Sändige sin doch e Betrug
das isch modärne Stroofvollzug
(Dr Muffty)

Damit in Basel nit der Mischt kaa iberborde,
sinn in der Nacht – ganz gschwind – d Mischtkiibel greesser worde
Das het die z Ziiri gwurmt – scho wänn sii s besser mache
Sii hänn Container baut und leehn mit Fährnsee iiberwache.
(d Fläädermyys)

Nicht nur in diesem Jahr ist der Serviceabbau bei der Post ein beliebtes Thema für Schnitzelbänke.

D’Poscht, die duet is jetz verloo
d’Huuszuestellig gits zwoor no
die kaasch jetz aber au vergässe
e Kampfhund het my Böschtler gfrässe
(Schreggschruube)

Bi dr Poscht hänn sie s gmerggt und s isch au gange
s git no anderi System für Warteschlange
jetz isch es richtig spannend, denn Du waisch no nit
wenn Du dra kunnsch, ob s denn die Filiale no git
(Färrimaa)

Uff dr Hauptposcht seygi schreggligs bassiert
me hett vor em Schalter e Skelett eruiert
bim neecher luege syg s schyynts gsii e Maa
dää haig in der Hand no e Nummere gha
(D’Saifi-Bloodere)

Für all die lääre Boschtbüro vo Flüeh bis Käänerkinde
will der Kanton Baselland jetz neyi Mieter finde.
Es miess in jedem Dorf, soll s mit em Uffschwung wytergoo,
zmindescht e Hanflaade und e Schuggerboschde stoo.
(Singvogel)

Einigen Schnitzelbänklern hat es den Appetit auf Fleisch verschlagen:

Zem Schluss no e Root, aber jo nit vergässe!
diend Rindflaisch immer zämme mit Schwynigem ässe
hett s Rind BSE, duet Eych daas nit geniere
s Antibiotika in der Sau duet daas sofort kuriere
(Aigebreetler)

D’Eestrycher gwinne als es isch fir uns nid neu
das chunnt sicher vom Verzehr vo dopte Seu.
D’Schwyzer hole WM-Gold miir hän das gsee,
die fahre so verruggd, nur dangg em BSE
(Staubwolgge)

Zu Kommentaren provoziert auch die Stasi-Vergangenheit des Basler Theater-Direktor Michael Schindhelm:

Dr Michael Schindhelm isch mool gsii e glaine 007
Fir d Stasi het är iber d’Lyt gemaini Brichtli gschriibe
Mir wänn Eych saage, was ys scho lang uff dr Zunge brennt:
Jetz isch klar, wieso är alli Bsuecher perseenlig kennt.

Firme-Logo sin hitt “In”
nit alli mache glych vyl Sinn,
d National-Versicherig het ihr “Nasi”
und s Theater Basel ney e Stasi
(Pierrot)

Dr Schindhelm duet wie e Wurm sich winde
und muess laufend neui Gschichte erfinde
do isch är bi mir grad richtig draa:
Verzell Du das im Fäärimaa!
(Fäärimaa)

Den Rücktritt von Dauersujet Adolf Ogi können viele Schnitzelbänkler wohl nur schwer verschmerzen:

Liebe Dölf, y ka das nit verstoo
wie kasch du mi dääwääg hogge loo?
Wohäär soll ych jetzt d’Sujet nää?
Y wird di scho vermisse,
denn e Fasnacht, wo kei Fraid me herrscht,
glaub mers Dölf, die isch verschisse!
(Peperoni)

Ig bi für d Schwiiz, das dörf ig säge
gäng i d’Läder-Riemli gläge!
Ha mänggem s’Danneböömli greckt,
u ds’Fäähnli gäng i d Hööchi gschtreckt!
Am meeschte frööht’s my, wenn ig dee
dä cheibe Couchpäng nümm muess gseeh!
(Banggomat)

Guete n’Obe, guet Nacht
Dr Sämi Schmid isch an der Macht
Findsch bim Yyschlofe kai Rue
Losisch ihm e Bitzli zue
Wenig Schtil, fascht kai Farb, kai Profil, ruggständig
Är macht mied, beweggt nyt, “Freude herrscht” unbändig
(Die Gsalzene)

Weniger wehmütig wird die Abwahl der Basler Regierungsrätin Veronica Schaller kommentiert:

Uffeme Stroosseschild in Kanderstäg do stoht
“Adolf-Ogi-Strooss” – gewesner Bundesroot.
Im Vroni Schaller könnt me au e Schildli stifte
me miesst nur d’Sagggass bi dr Zeba neu beschrifte
(Die Blauäugige)

E Lyybli us der Zeba-Wösch
sait zum en andere: «Du hösch,
so abgnutzt und verrisse duet me di no vor em Zmoorge
boschtwändend und erbaarmigsloos wie d Schallere entsorge».
(Fätzerysser)

Die Basler Messe, durch ein Plakat mit einer nackten Schwangeren aufgefallen, will ausgerechnet mit der Zürcher Messe fusionieren:

Mir hänn uns gfroggt was au d’Emmanze so erreggt
und was denn in däm Bauch der Bäuche sich verschteggt
Es isch d’Fusion mit Ziiri – Sie do lüpfts is s Hüetli
mir gsähnd eus a de Herbschtmäss uf em Albisgüetli
(die Penetrante)

Wäg däre Mäss-Fusion mit Ziiri,
wirsch jetz an dr Herbschtmäss entdegge
s’gitt kai Gschpängscht me uff dr Gaischterbahn
jetz nämme’s Ziircher zem dii verschregge.
(Pfaarer vo Hääsige)

Beim Thema Fussball interessierte das neue Stadion mit integriertem Altersheim sowie die Kokain-Probleme des ehemaligen deutschen Nationaltrainers.

Dä brächtig nei St. Jakob Park
Finde mir doch wiirgglig stark.
Im Altersheim findsch Gott sei Dank
Em FCB sy Resärve Bangg
(Tourischte)

Dr FCB het im Joggeli unde
e guete Blatz fir sy ney Altershaim gfunde
S Bsundere dra isch e Raase – e groosse
wo si dr Rollstuehl denn ummestoosse
(Dr Muffty)

Es hat der Christoph Daum
Kokain in seinem Flaum
Da hat der Gross denn Glöggli
Ihm fehlen solche Löggli
(Glettyse)

Dr Christof Daum git syny Hoor zur Analyse
jetz hänn sy in dämm Labor dört dye gröschti Gryyse
sy haige e Droogeparty gmacht, löön sy durbligge
s haig nit für alli glängt, ob är mee Hoor könnt schigge
(dr Schorsch)

Im Ausland haben vor allem die US-Wahlen und Boris Beckers Frauengeschichten die Aufmerksamkeit der Bänkler erregt:

Isch es e Loch oder isch es e kai Loch??
Doch i glaub s isch e Loch, dooch – doch – doch!
Ob Loch oder nit, oder doch e Loch, mir bruuchen uns nit z quääle
Aber wenn die in Amerika zem Wääle loche,
worum mien si sone Loch au wääle
(Stächmugge)

Dr Hansli lehrt als Kind, als glains
im Bläsischulhuus s Aimoolains
Und wenn er s ändlig ka, no well er
uff Florida als Stimmezeller!
(d Filzluus)

Dr Bruef vom Begger, s isch e Grus
stirbt langsam aber sicher us
drum hilft dr Boris kräftig mit
ass es wiider Nochwuggs git.
(Pierrot)

Die Schnitzelbänkler befassen sich ausserdem mit der SBB, dem Frühenglisch in Zürich, der Volkszählung und weiteren Schweizer Themen der vergangenen Monate:

Wäg em SBB-Waibel, däm Deregulierer,
gits immer weniger Loggifierer
Gäbs mee Loggifierer, denn kennt mes richte
und loogischerwyys uff dä Waibel verzichte!
(Hanslimaa)

Im Bus, im Trämmli in dr Bahn
Kiffe, kiffe, s’isch dr Wahn
egal wo hoggsch, kasch sicher sii
das Gschmäggli kunnt legal verbii
fir alli die wo nonig kiffe
es isch im Fahrpriis inbegriffe
(Dr Utopisch)

D Zircher hänn, das goht ene nooch,
e zimmlig gspässigi Muettersprooch
die kenne si schynts scho sälber nimm heere
Kunststigg, ass die so frieh Aenglisch lehre

Buureregle:
Am Säggsilytte herrscht ai Gmöög
gheersch alli schreye: “Burn the Böög!”
(Schuuflebuur)

swissinfo und Agenturen

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft