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Basler Lehrer: Ausgebrannt

Unterrichten zehrt an den Kräften - rund 30 Prozent der Basler Lehrerinnen und Lehrer fühlen sich ausgepumpt. Keystone

Fast jede dritte Lehrkraft im Kanton Basel-Stadt weist Symptome des Burnout-Syndroms auf. Dies zeigt eine wissenschaftliche Untersuchung.

Die Mehrbelastung der Lehrpersonen hat im heutigen veränderten gesellschaftlichen Umfeld zugenommen, bestätigt eine Studie über die Basler Lehrerschaft. Es ist das erste Mal, dass in der Schweiz eine wissenschaftliche Untersuchung zu diesem Thema durchgeführt wurde.

Schwierige Schüler als Hauptproblem

Am meisten zu schaffen macht den Lehrkräften das Verhalten von schwierigen Schülerinnen und Schülern. Bei 71 Prozent steht dieser Punkt zuoberst auf der Negativrangliste.

Als besonders belastend empfinden die Lehrerinnen und Lehrer daneben Verpflichtungen ausserhalb des Unterrichts sowie administrative Aufgaben. Nicht erwähnt wird als Negativaspekt der hohe Ausländeranteil in vielen Basler Schulklassen.

Als Folge der starken Belastung weisen nahezu ein Drittel der Basler Lehrer Zeichen eines Burnout-Syndroms auf: 30 Prozent fühlen sich emotional ausgepumpt, 21 Prozent können sich ihren Schülerinnen und Schülern nicht mehr im gewünschten Mass zuwenden, und über 27 Prozent reagieren mit Rückzug.

Entlastung zuoberst auf der Wunschliste

Nach Verbesserungs-Vorschlägen befragt, stellten 85 Prozent eine zeitliche Entlastung für Aufgaben ausserhalb des Unterrichts zuoberst auf die Wunschliste. Oft verlangt wurden auch mehr Geld für die Schulen, weniger Pflichtstunden, eine bessere Führung und ein besseres berufliches Image.

Dasselbe Problem in anderen Kantonen

Professor Eberhard Ulich vom Institut für Arbeitsforschung und Organisations-Beratung (Zürich). der die Basler Untersuchung geleitet hat, geht davon aus, dass sich die Ergebnisse auf andere Kantone übertragen lassen. Sie deckten sich auch mit den Resultaten von Studien im Ausland, etwa in Deutschland oder Österreich.

So detailliert wie im Kanton Basel-Stadt sei die Befindlichkeit der Lehrerschaft aber noch nie erforscht worden, sagte Ulich. An der Studie beteiligten sich 1578 von insgesamt 3029 Lehrkräften.

Verbesserungen nötig

Für den Arbeitsforscher besteht auf Grund der Ergebnisse der Studie klar Handlungsbedarf. Passiere nichts, bleibe Frustration anstatt Motiviation. Gleichzeitig warnte Ulich vor Schnellschüssen und unüberlegten Massnahmen.

Das Basler Erziehungsdepartement will zusammen mit der Lehrerschaft bis 2005 Verbesserungen umsetzen. Pro Jahr stehen 1,5 Mio. Franken zur Verfügung. Als erstes wurde in Basel eine von zwei Psychologen geführte Beratungsstelle für Lehrkräfte eingerichtet.

swissinfo und Agenturen

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