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Baumkronen stärker verlichtet

Jahr für Jahr misst man in der Schweiz die Kronen-Verlichtung der Bäume im Wald. Keystone

Erstmals seit 1995 hat die "Kronen-Verlichtung" im Schweizer Wald wieder zugenommen. Die Ursachen für die deutliche Zunahme sind laut BUWAL unklar. Der Schweizer Wald sei nicht akut gefährdet, der saure Boden berge aber ein Langzeitrisiko.

Das “Waldsterben” ist gestorben. Geblieben ist die Sanasilva-Studie. Routinemässig überprüfen Fachleute der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL im Rahmen der Sanasilva-Inventur jedes Jahr den Zustand der Baumkronen im Schweizer Wald. So auch im Jahr 2000.

Tannen mehr, Buchen kaum

Im vergangenen Sommer wurden auf Stichprobeflächen im Abstand von 16 Kilometern rund 1’100 Bäume beurteilt. Rund 30 Prozent wiesen eine Kronenverlichtung von mehr als 25 Prozent auf. Die Verlichtung erreichte damit im vergangenen Jahr die höchsten Werte seit 1985, als die erste Inventur mit vergleichbarer Methode durchgeführt wurde. Bei den Fichten und Tannen war die Zunahme der Verlichtung besonders gross, bei der Buche dagegen nur gering.

Ursachen (wie immer) unklar

Die Ursachen für die Verlichtung sind laut dem Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) und der WSL unklar. Nur ein Teil davon lasse sich nach heutigem Kenntnisstand eindeutig auf den Sturm `”Lothar” zurückführen. In den Gebieten der Schweiz, die vom “Lothar” nicht betroffen gewesen seien, habe die Kronenverlichtung fast so stark zugenommen wie in den vom Sturm betroffenen Gebieten.

Ein Grund für die Zunahme sei möglicherweise die ausgeprägte Frühjahrs-Trockenheit. Nicht verändert hat sich demgegenüber im vergangenen Jahr die Sterblichkeit der Bäume: Wie in den Vorjahren sind gemäss Sanasilva-Inventur innert Jahresfrist rund 0,4 Prozent der Bäume abgestorben. Die Luft-Verschmutzung erscheint als Grund hier nicht mehr.

Schweizer Wald längerfristig gefährdet

Trotz der hohen Kronenverlichtungs-Werte von 2000 sei der Schweizer Wald nicht akut gefährdet, schreiben das BUWAL und die WSL. Allerdings bestehe ein langfristiges Risiko mit den hohen Einträgen von Säuren und Stickstoffen.

Sie führen im Boden langfristig zur Versauerung, zur Auswaschung von Nährstoffen und zu einer einseitigen Nährstoff-Versorgung der Bäume. In Böden, die von Natur aus schon sauer seien, könnten sich diese Veränderungen in wenigen Jahrzehnten nachteilig auf den Wald auswirken. Beispielsweise könnten Bäume anfälliger auf Trockenheit und Stürme
werden.

Umwelt-Organisationen fordern Taten

Die Umweltschutzorganisationen sind beunruhigt über die erneute Zunahme der Verlichtung der Baumkronen. Die Ergebnisse der Sanasilva-Erhebung zeigten klar, dass das Waldsterben nicht tot sei. Die Zunahme sei dramatisch. Gefordert wurde das Vorantreiben der ökologischen Steuerreform und die Reduktion der Emissionen.

swissinfo und Agenturen

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