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Heute in der Schweiz

Liebe Schweizerinnen und Schweizer im Ausland

Das Virus beschert uns ständig neue Verhaltensregeln: Distanz halten, zuhause arbeiten, Reisen und grosse Veranstaltungen meiden, den Gottesdienst online besuchen.

Herzliche Grüsse aus Bern

Patrouille von Polizei und Militär in einer Stadt Italiens
Die Entscheidung der Regierung Italiens macht viele der 60 Millionen Menschen zu einer Art Gefangenen in ihren Heimen. Keystone / Mourad Balti Touati

Die Zahl der Erkrankungen mit dem Coronavirus steigt rasant an. Inzwischen wurden fast 500 Fälle bestätigt. Und das Virus forderte ein drittes Todesopfer. Das Thema ist nicht nur in den Medien omnipräsent, sondern vor allem auch in der Berufswelt.     

Was bisher meistens nur im Ausnahmefall erlaubt wurde, wird in Firmen, Hochschulen und bei Behörden derzeit mit Nachdruck empfohlen: Home Office. Das reduziert die Zahl der Personen im öffentlichen Verkehr sowie am Arbeitsplatz und damit auch die Ansteckungsrisiken.

Für die knapp 70’000 Grenzgänger aus Norditalien, wo das Virus besonders verbreitet ist, gelten die italienischen Reiseverbote nur beschränkt. Und weil sie vorwiegend im Gesundheitswesen, im Gastgewerbe oder in der Baubranche arbeiten, kommt Home Office für die wenigstens in Frage.

Im Unterschied zu Österreich verweigert die Schweiz den Pendlern aus dem Süden die Einreise nicht (bis heute 17 Uhr). Gesundheitsminister Alain Berset begründet dies zum einen mit den Folgen für die Wirtschaft, zum anderen mit dem zweifelhaften Nutzen.

Und die Schweiz ruft ihre Landsleute in Italien auch nicht zurück. Auslandschweizerinnen und -schweizer in Italien sowie Schweizer Touristen sollten sich an die Instruktionen der italienischen Behörden halten, erklärt das EDA auf Anfrage von SRF.

  • Einen Rückblick und eine Analyse zur Situation im Tessin und Norditalien finden Sie in unserem Artikel.
  • Macht sich strafbar, wer sich nicht an die Corona-Massnahmen hält? Antworten finden Sie im Artikel meiner Kollegin Sibilla Bondolfi.
  • Über den Strategiewechsel der Behörden im Umgang mit dem Virus berichtet der Tages-AnzeigerExterner Link.
  • Wie Tessiner Schulen das Coronavirus erklären, sehen Sie bei SRFExterner Link.
Keystone / Alessandro Della Valle

Während zahlreiche politische Versammlungen landauf landab abgesagt werden, tagt das Eidgenössische Parlament weiter. Ein Antrag von SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi, die Session zu verschieben, wurde deutlich abgelehnt.

Und die SVP möchte wegen des Virus auch die Grenzen schliessen. Sie möchte nur noch solche Grenzgänger ins Land lassen, deren physische Präsenz unverzichtbar sei. Dagegen wehren sich aber auch Volksvertreter in den Grenzregionen. Diese befürchten fatale Folgen für die Wirtschaft.

Die SVP treibe taktische Spielchen. Sie missbrauche die Viruskrise für politische Manöver und schüre Angst, um so ihrer Begrenzungs-Initiative zum Durchbruch zu verhelfen, sagen politische Gegner.

Keystone

Die “Sperrung” in Italien wegen der Ausbreitung des Coronavirus betreffen auch Schweizerinnen und Schweizer im Ausland. Zahlreiche Medien berichten über die Auslandschweizer-Community im südlichen Nachbarland.

So schreibt die Berner ZeitungExterner Link etwa über Philippe S. Der Berner lebt seit zehn Jahren in Italien. Er wohnt in einem Bergdorf zwischen Domodossola und dem Lago Maggiore und arbeitet in Mailand. Er erzählt, dass er selbst von den strikten Massnahmen in Italien betroffen sei. In Domodossola sei es ruhiger geworden.

Umso lebendiger sei es im Valle Vigezzo: Im Tal zwischen Domodossola und der Schweizer Grenze zum Centovalli hätten viele Leute aus dem Grossraum Mailand eine Ferienwohnung. Hier würden sie sich zurückziehen aus Angst vor dem Virus. “Es herrscht Hochbetrieb wie sonst in der Sommerferienzeit”, beobachtet Philippe S.

Auch die Aargauer ZeitungExterner Link berichtet über eine Auslandschweizerin. Bea Strässle lebt in Monteabone in der Provinz Asti. Sie ist 2017 mit ihrem Partner dorthin ausgewandert, um ein Bed and Breakfast zu eröffnen. Das Geschäft laufe gut, gestern habe sie jedoch alle Buchungen bis Ende März abgesagt.

Angst habe sie persönlich aber nicht, sagt Strässle. “Wir beide sind soweit gesund, weshalb wir glauben, auch eine Ansteckung überstehen zu können. Und wir halten uns an die Hygieneregeln. Genug Desinfektionsmittel ist im Haus – der ganz hochprozentige Grappa zum Beispiel, den wir sonst nur zum Putzen brauchen.” 


Die Aussenminister Chinas und der Schweiz geben sich die Hand.
Aussenminister Ignazio Cassis begrüsst seinen chinesischen Amtskollegen Wang Yi zu einem offiziellen Arbeitsbesuch in Bern (Oktober 2019). Keystone / Alessandro Della Valle

Liberale Politiker hassen Kommunismus, auch hierzulande. Aber wenn es darum geht, mit links-diktatorischen Regimen ins Geschäft zu kommen, verdrängen Wirtschaftsinteressen die Menschenrechte. Kuscht Bern vor Peking?

Die Schweizer Politik unternimmt viel, um den Handel mit China für die hiesige Wirtschaft zu fördern. Schweizer Minister pilgern regelmässig ins Reich der Mitte und betonen die langjährige Freundschaft zwischen den beiden Ländern.

Aber es gibt auch immer wieder Verstimmungen in den gegenseitigen Beziehungen. China reagiert empfindlich auf Kritik an der Menschenrechtslage. Und das Schweizer Parlament will neuerdings chinesische Direktinvestitionen besser kontrollieren.

  • Meine Kollegin Kathrin Ammann wollte von vier Experten wissen: Betreibt die Schweiz mit China eine Kuscheldiplomatie?
  • Die Virus-Epidemie decke die Abhängigkeit der Schweiz vom Wirtschaftsgiganten China auf, berichteten Medien der Tamedia-GruppeExterner Link. (Paywall)
  • Das weltweite Erstarken autoritärer Tendenzen führe dazu, dass die liberale Weltordnung unter Druck gerate. Laut einem Gastkommentar in der NZZExterner Link ist deshalb auch die Schweiz gefordert. (Paywall)
  • Chinesische Investitionen folgen einer staatlichen Logik, sagt ein Experte gegenüber swissinfo.ch.
© Keystone / Christian Beutler

Bundesangestellte stehen besonders im Fokus der Öffentlichkeit. Infolge der Klimadebatte müssen sie seit anfangs Jahr Zug fahren statt fliegen, wenn die Destination weniger als sechs Bahnstunden entfernt ist. Und nun stehen auch ihre Löhne wieder zur Debatte.

“Das Wunder von Bern”, titelt die NZZ heute mit Ironie. Gemeint ist nämlich nicht die Fussball-Weltmeisterschaft von 1954. Es ist die Schlagzeile zu einem Artikel über die Löhne und Lohnerhöhungen der Beamten in Bern. Diese geben nämlich derzeit wieder im Parlament zu reden.

Rund 120’000 Franken verdienen Bundesangestellte durchschnittlich. In der Kritik steht insbesondere, dass die Lohnentwicklung der Mitarbeitenden direkt von den Beurteilungen ihrer Chefs abhängt. Und diese sind äusserst selten negativ.

  • Die NZZExterner Link zweifelt, ob der politische Wille gross genug ist, die Lohnerhöhungen des Bundespersonals zu bremsen. (Paywall)
  • Bei der Nationalbank fliegen sogar rangniedrigste Mitarbeiter komfortabel in der klimaschädlicheren Businessclass, berichten Medien der Tamedia-GruppeExterner Link. (Paywall)
  • Über Beamte in der Business-Klasse berichtete die Aargauer ZeitungExterner Link. (Paywall)

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