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BSE: Systematische Tests bleiben in der Schweiz umstritten

Auch bei flächendeckenden Tests würden nicht alle BSE-Fälle entdeckt. Keystone

Seit dem 1. Januar werden in der EU systematisch BSE-Tests an allen über 30 Monate alten Rindern durchgeführt. Deutschland senkte die Altersgrenze sogar auf 24 Monate. In der Schweiz bleiben derartige Tests jedoch umstritten.

Für Marc Vandevelde, Professor für Tierneurologie an der Universität Bern, lässt sich die Einführung eines systematischen Tests lediglich aus wirtschaftlichen Gründen zur Stützung des Rindfleischpreises verstehen. Zusätzliche Sicherheit bringe er nicht, erklärt Vandevelde.

In den meisten Fällen wird der Rinderwahnsinn erst bei etwa fünfjährigen Tieren entdeckt. Selbst bei flächendeckenden Tests könnten wegen der verlängerten Inkubationszeit nur rund 30 Prozent der BSE-Fälle aufgedeckt werden.

Die Beseitigung von Risiko-Material, die in der Schweiz bereits seit 1990 praktiziert wird, stellt in Vandeveldes Augen den besten Schutz dar. «Bei der Schlachtung bleibt allerdings ein kleines Übertragungsrisiko», räumt er ein. Dagegen müssten noch Massnahmen ergriffen werden.

Unsicherheit

Das Westschweizer Konsumentenforum (FRC) seinerseits weist darauf hin, dass generelle Tests bei allen Rindern von über 30 Monaten möglicherweise weitere Krankheitsfälle zu Tage bringen würden, was wiederum eine grössere Sicherheit mit sich brächte. Konsumentinnen und Konsumenten müssten allerdings wissen, dass es keine absolute Garantie gebe.

Neben der Kontroverse um die Tests besteht auch das Problem, die Herkunft verkaufter Tiere zu eruieren. Die Frage der Herkunft stellt sich auch im Kontext des Fleischhandels mit Europa. «Daran arbeiten wir», versichert das Bundesamt für Veterinärwesen.

Die Herkunft sei vor allem bei Waren wie Würsten oder Ravioli schwierig herauszufinden, gibt Isabelle Eichenberger vom FRC zu bedenken. Das in diesen Produkten verwendete Fleisch komme zudem von älteren Tieren, die möglicherweise in einem fortgeschrittenen Stadium BSE-infiziert gewesen seien. Damit erhöhe sich wiederum die Ansteckungsgefahr.

Tiermehlverbot

Die Schweiz und die EU haben Anfang Jahr ein Tiermehlverbot bei der Fütterung erlassen – die Schweiz definitiv, die EU für sechs Monate. Doch selbst wenn diese Massnahme überall eingehalten wird, dauert es noch mindestens fünf Jahre, bis all jene BSE-Fälle ausgemerzt sind, die darauf zurückzuführen sind, dass bei der Produktion der Tiermehle aller Zuchttiere dieselben Mühlen benutzt wurden.

swissinfo und Agenturen

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