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Bali: Schweizer Krisenmanagement auf dem Prüfstand

Die rot gekennzeichneten Zonen werden vom EDA als "gefährlich" eingestuft. swissinfo.ch

Die blutigen Terroranschläge auf Bali haben vermutlich drei Schweizer Todesopfer gefordert.

Zwei weitere Schweizer wurden schwer, drei leicht verletzt. Das Schweizer Aussenministerium und die Diplomaten vor Ort haben rasch auf die Ereignisse reagiert.

Von den ungefähr 400 Schweizer Staatsangehörigen, die zurzeit auf der “Insel der Götter” in den Ferien weilen, wollten anscheinend nur sieben sofort abreisen.

Die Schweizer Diplomatie verfügt über ein gut strukturiertes Krisenmanagement. Es basiert auf dem konsularischen Schutz und den Reiseempfehlungen des Aussenministeriums EDA. Das System wurde nach den tragischen Ereignissen der Attentate von Luxor im Jahr 1997 und vom 11. September 2001 in den USA ausgearbeitet.

Es ist schwierig, Zeit und Ort eines möglichen Attentates vorauszusehen und sich darauf vorzubereiten. So hat das Attentat von Bali vom Samstag die ganze Welt überrascht. Bali war das Symbol der friedlichen Urlaubsdestination, die von der Welle der Gewalt, die im Rest von Indonesien seit Jahren grassiert, bisher ausgeklammert worden war.

Rasche Hilfe für Opfer und Angehörige

Für Livio Zanolari, EDA-Pressesprecher, ist bei einem Krisenfall der Schutz durch die Konsulate und Botschaften wichtig. Damit soll den Opfern in der Fremde rasch geholfen werden können, aber auch den Angehörigen in der Schweiz.

Nach dem Attentat von Luxor 1997 seien auch die “Reise-Hinweise” des EDA, für jedes Land auf dem Internet eingerichtet worden. Es existiere jedoch keine Schwarze Liste, sagt Zanolari.

Hilfreiche Checkliste

Eine Checkliste mit Verhaltensrichtlinien helfe den diplomatischen Vertretungen im Ausland auf ein Attentat oder eine Naturkatastrophe schnell und angemessen zu reagieren, erklärte der Schweizer Botschafter in Indonesien, Georges Martin gegenüber swissinfo. Die Schweiz habe nach einem ähnlichen Schema reagiert wie zum Beispiel Belgien oder Österreich.

Botschafter Georges Martin richtete an alle Schweizer Bürgerinnen und Bürger in Bali die Aufforderung, zu Hause zu bleiben und sich ruhig zu verhalten.

Die Schweizer Botschaft hält ständigen Kontakt zum Aussenministerium in Bern um direkt und unmittelbar Informationen austauschen zu können. Dies ist unumgänglich, damit die Angehörigen der Opfer zuerst von offizieller Seite informiert werden können.

“Es ist sehr wichtig, dass keine Familie aus dem Radio oder der Zeitung erfährt, dass einem Angehörigen etwas Schreckliches zugestossen ist” sagte Botschafter Georges Martin.

swissinfo, Etienne Strebel

Das Attentat in Bali hat ca. 200 Menschenleben gefordert.
Gegen 300 Menschen wurden teilweise schwer verletzt.
Von den ungefähr 400 Schweizer Touristen wollten nach dem Anschlag nur etwa sieben sofort in die Schweiz zurückkehren.
Im Jahr 2001 haben die diplomatischen Vertretungen im Ausland 1024 Schweizerinnen und Schweizern im Ausland bei Inhaftierungen, Todesfällen, Verschwinden, Unfällen und Krankheit geholfen.

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