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Bundesratswahlen: Vorsprung für Sommaruga

Das Bundesratszimmer im Parlamentsgebäude: Hier werden heute die Stimmmen ausgezählt. Keystone

Im dritten Wahlgang für die Nachfolge des scheidenden Bundesrats Moritz Leuenberger hat die Berner Ständerätin Simonetta Sommaruga ihren Vorsprung ausgebaut. Nur SVP-Sprengkandidat Jean-François Rime bleibt noch im Rennen.

In der ersten Wahl wird die Nachfolgerin oder der Nachfolger von Verkehrs- und Kommunikationsminister Moritz Leuenberger bestimmt.

Die offiziellen Kandidatinnen der Sozialdemokratischen Partei (SP) sind die beiden Nationalrätinnen Simonetta Sommaruga (Bern) und Jacqueline Fehr (Zürich).

Der dritte Wahlgang zeigte erneut Sommaruga in Führung. Sie erreichte 98 Stimmen, vor Jean-François Rime (Schweizerische Volkspartei SVP), mit 77 Stimmen und Fehr mit 70.

Nachdem Fehr das schlechteste Resultat erreicht hat, fällt sie aus dem Rennen. Der vierte Wahlgang wird daher nur noch von Sommaruga und Rime bestritten.

Im zweiten Wahlgang hatte Sommaruga 96 Stimmen erhalten, Rime 78 und Fehr 64.

Im ersten Wahlgang waren folgende Stimmen vergeben worden: Sommaruga: 86, Rime: 80, Fehr: 61.

In der zweiten Wahl wird später die Nachfolge von Finanzminister Hans-Rudolf Merz geregelt.

Die offiziellen Kandidaten der Freisinnig-Demokratischen Partei (FDP.Die Liberalen) sind Karin Keller-Sutter, Sicherheits- und Justiz-Ministerin des Kantons St. Gallen, und Nationalrat Johann Schneider-Ammann (Bern).

Die beiden Neugewählten werden anschliessend vom Bundesrat im Salon du Président empfangen. Dann geht es los mit verschiedensten Treffen: zuerst mit den Familien, anschliessend mit den Medien und schliesslich in der Eingangshalle des Parlamentsgebäudes mit Parteikollegen, Freunden, Verwandten und Vertretern der Heimatkantone und -gemeinden.

Abtretende gewürdigt

Zuvor hatte die Vereinigte Bundesversammlung (Nationalrat und Ständerat) die abtretenden Bundesräte verabschiedet.

Moritz Leuenberger, der Vorsteher des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) tritt nach über 15 Jahren in der Landesregierung ab.

Rückblickend könne man bei Leuenberger von einer politischen Bilderbuch-Karriere sprechen, erklärte Nationalrats-Präsidentin Pascale Bruderer. Der Anwalt sei immer wieder direkt auf das Volk zugegangen, “traf den Ton und fand das richtige Wort”. “Wir entbieten ihnen heute all unseren Respekt.”

“Wir treten auf, wir spielen, wir treten ab”, erklärte ein sichtlich gerührter Moritz Leuenberger nach der Würdigung. Er sei sich beim Amtsantritt sicher gewesen, dass er nie 15 Jahre in der Landesregierung bleiben werde. Doch: “Es kommt manchmal anders.” Nach der Eröffnung von “115 Eisenbahn- und Strassentunnels” sei es nun an der Zeit, abzutreten.

Finanzminister Hans-Rudolf Merz hat nicht so viel Zeit im Bundesrat verbracht: Der Freisinnige ist seit 2004 für das Finanzministerium verantwortlich.

Er war ein Magistrat, der häufig im Zentrum der Kritik stand. Nachdem er im September 2008 wegen schwerer Herzprobleme sein Amt vorübergehend abgeben musste, haben in den letzten Monaten sicher auch politische Rückschläge, wie sein Handeln im Fall der Schweizer Geiseln in Libyen, zu seinem Rücktrittsentschluss beigetragen.

Auch wenn Merz ein Quereinsteiger in die Politik gewesen sei, habe er dort schnell Fuss gefasst, erklärte Bruderer in der Würdigung für den ehemaligen Wirtschaftsmann. Merz habe es geschafft, dass die Schweizer Bundesfinanzen so gut wie in fast keinem anderen Land dastünden. Geprägt sei die Zeit aber auch von diversen Krisen gewesen: Finanzkrise, Libyen-Affäre, Rettung der Grossbank UBS.

Auch Merz zeigte sich gerührt ob der Würdigung. Nicht nur Geld, sondern auch ideelle Werte zählten: “Wohlstand, Sicherheit, Vielfalt, Fortschritt und Solidarität sind die Qualitäten unseres Landes”, erklärte er in seiner Rede.

Der Bundesrat ist die Schweizer Regierung (Exekutive). Sie besteht aus sieben Mitgliedern, die alle vier Jahre vom Parlament (Vereinigte Bundesversammlung) gewählt oder bestätigt werden.

Ein Mitglied der Landesregierung wird “Bundesrat” oder “Bundesrätin” genannt. Jeder Bundesrat, jede Bundesrätin, steht einem Departement als Minister oder Ministerin vor.

Aus ihrer Mitte wird jährlich abwechselnd nach Amtsdauer der Bundespräsident oder die Bundespräsidentin gewählt. Das Amt ist repräsentativ und nicht mit zusätzlicher Macht verbunden.

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