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Dank Gen-Chip zu angepassterer Medizin

Der Gen-Chip. Roche

Roche Diagnostics hat einen Gen-Chip lanciert, mit dem getestet werden kann, wie einzelne Personen auf gebräuchliche Medikamente reagieren.

Fachleute hoffen, dass damit Entwicklung, Tests und Verschreibung von Medikamenten revolutioniert werden können.

Wenn Ärztinnen und Ärzte ein Medikament verschreiben, handeln sie nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum. Denn nicht jede Person reagiert gleich auf einen Wirkstoff. Die Gene spielen eine Schlüsselrolle, wie jemand auf gebräuchliche Medikamente reagiert, wie rasch und wie stark sie wirken.

Nun bringt der Basler Pharmakonzern Roche in den USA einen Chip auf den Markt, der aufzeigt, wie bestimmte Varianten von Genen den Stoffwechsel beeinflussen. Angewendet werden kann der Test beispielsweise bei gebräuchlichen Mitteln gegen Herz-Kreislauf-Krankheiten, Bluthochdruck, Depression oder Hyperaktivität.

Damit ist ein grosser Schritt hin zur personalisierten Medizin getan, zur “Pharmagenomik”.

Spitze des Eisbergs

Wissenschaftlich basiert der Chip auf der Tatsache, dass der Stoffwechsel von rund 10% der Kaukasier und 20% asiatischer Bevölkerungsgruppen Medikamente rascher umsetzt als beispielsweise Europäer. Daneben gibt es andere Gruppen, deren Metabolismus viel langsamer ist.

Bei all diesen Menschen gibt es Probleme bei Standard-Dosierungen. Setzt der Stoffwechsel Wirkstoffe langsam um, bleiben sie länger im Körper. Damit wächst die Gefahr von Nebenwirkungen.

Werden die Wirkstoffe überdurchschnittlich rasch umgesetzt, müsste eigentlich die Dosis erhöht werden, um die gleiche Wirkung zu erzielen.

Mit Hilfe eines Bluttropfens oder Mundabstrichs sucht nun der Gen-Chip nach Abweichungen auf zwei Genen, von denen bekannt ist, dass sie eine wichtige Rolle bei der Metabolisierung spielen

Grosser Markt

Roche schätzt, dass weltweit etwa 25 Millionen Menschen davon profitieren könnten, wenn sie entsprechend getestet würden, bevor sie ein Medikament erhalten.

Es geht also um einen grossen Mark für den “AmpliChip CYP450”. Ein Test kostet zu Beginn 350-400 Dollar (600-660 Franken). Gemäss Roche soll 2008 ein Umsatz von 100 Millionen Dollar erreicht werden.

Heino von Prondzynski, Chef von Roche Diagnostics, geht davon aus, dass die Anwendung des Tests nicht zuletzt von der Furcht vor Prozessen angetrieben werden wird:

“Wenn ein Patient, der an Nebenwirkungen leidet, realisiert, dass er das hätte verhindern können, wenn der Arzt einen solchen Test durchgeführt hätte, dann wird das den Gebrauch des Tests vorantreiben.”

swissinfo und Agenturen

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