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Dario Ballanti: AlpTransit – ein Projekt für Europa

Dario Ballanti: die Neuen Eisenbahn-Alpentransversalen werden die Gewohnheiten der Leute verändern. swissinfo.ch

Dario Ballanti ist Leiter Kommunikation von AlpTransit und arbeitet in Faido und Bellinzona. AlpTransit steht für das ehrgeizigste Projekt, das die Schweiz zu Beginn des dritten Jahrtausends in Angriff nimmt: den Bau von zwei neuen Eisenbahn-Alpentransversalen inklusive Gotthardtunnel, der mit seinen 57 Kilometern der längste Eisenbahntunnel der Welt sein wird.

Dass ich an diesem Abenteuer mitarbeite, ist reiner Zufall; obschon diese Tätigkeit die Summe meines Doktorates in Geologie und Erdwissenschaften an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich und meiner vorherigen Arbeit als Bundeshaus-Korrespondent in Bern darstellt. Bei AlpTransit kann ich diese beiden Passionen im Rahmen eines historischen Projektes ausleben: für den Bau der Neuen Eisenbahn-Alpentransversalen (NEAT). Dazu gehören die Eisenbahntunnels Gotthard und Lötschberg, die Investitionen in der Höhe von 30 Mia. Franken und zwanzig Jahre Einsatz von zweitausend Arbeitern.

Das Konzept AlpTransit, ein wichtiger Bestandteil der schweizerischen Verkehrspolitik der letzten Jahre, sieht den Bau einer Flachbahn vor. Um die Alpen zu durchqueren, müssen die Züge heute bis nach Airolo und Göschenen hinaufklettern, die 1’100 Meter über Meer liegen. Nach der Fertigstellung des Gotthard-Basistunnels im Jahr 2015 werden sie in Bodio und Erstfeld auf einer Höhe von durchschnittlich 550 Metern in den Tunnel einfahren.

Die NEAT ist eine faszinierende Herausforderung. Nicht nur in technischer und baulicher Hinsicht, sondern auch in Bezug auf den Umweltschutz. Bei AlpTransit befasst sich eine eigens gebildete Gruppe mit allen Umwelt-relevanten Fragen und sorgt für die Einhaltung der Grenzwerte insbesondere bei Staubpartikeln und schadstoffhaltigem Ausbruchmaterial, das erst nach entsprechender Aufbereitung wieder an die Luft und ins Wasser abgegeben wird.

Der Gotthard-Basistunnel ist für die Schweiz und für ganz Europa von erheblicher Tragweite. Die Alpen waren im Nord-Süd-Verkehr seit jeher ein natürliches Hindernis, das lange Zeit als unüberwindbar galt. Das Projekt bietet die Möglichkeit, den Alpenkamm in kürzester Zeit zu durchqueren und dank der weitgehenden Umlagerung auf die Schiene die schädlichen Folgen des motorisierten Verkehrs einzudämmen.

Das Bauwerk wird zweifellos auch unsere Arbeits- und Freizeitgewohnheiten verändern: Im Tessin wohnen und in der Deutschschweiz arbeiten, oder von Zürich ins Tessin reisen, den Abend in einem Tessiner Grotto geniessen und die Nacht wieder zuhause in Zürich verbringen, wird kein Ding der Unmöglichkeit mehr sein. Da sich die Fahrzeiten zwischen dem Tessin und der übrigen Schweiz halbieren werden, darf man sich schon heute auf die Verwirklichung dieser Zukunftsvisionen freuen.

Diese Art Denken ist bei AlpTransit bereits gelebter Alltag: So befindet sich die Direktion zum Beispiel in Luzern, während ich in Faido und Bellinzona arbeite. Das Leben beschert uns die merkwürdigsten Zufälle: Zuerst war ich als Bundeshauskorrespondent in der Deutschschweiz für eine Tessiner Zeitung tätig – heute arbeite ich im Tessin für ein Unternehmen mit Sitz in der Innerschweiz.

Dario Ballanti

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