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Das Kind als Knecht und Sklave

Kinderarbeit ist in südlichen Ländern, wie hier in Peru, stark verbreitet. Keystone

246 Millionen Kinder sind es weltweit, die nicht zur Schule gehen, sondern hart arbeiten - wie Erwachsene. Die ILO macht auf sie aufmerksam.

Mit dem ersten internationalen Aktionstag gegen Kinderarbeit will die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) die Öffentlichkeit vermehrt sensibilisieren. Trotz weltweiter Ächtung der Kinderarbeit wird nach Angaben der ILO jedes sechste Kind zwischen fünf und 17 Jahren zu inakzeptabler Arbeit gezwungen.

Als inakzeptabel bezeichnet die ILO Tätigkeiten, die von Kindern unter dem Mindestalter von 15 Jahren ausgeführt werden sowie solche, welche die Gesundheit eines Kindes gefährden.

Viele Kinder arbeiten unter anderem in der Landwirtschaft, der Industrie, der Hotellerie, im Transportgewerbe, im Baugewerbe sowie in Minen.

Ebenfalls dazu gehörten die so genannten schlimmsten Arten von Kinderarbeit wie Kinderprostitution, Drogenhandel und Kriegsdienst (Kindersoldaten). 179 Millionen Kinder sind zu solchen schlimmsten Formen gezwungen.

Schweiz kaum betroffen

In der Schweiz ist Kinderarbeit kein vorrangiges Problem, wie Stefan Indermühle von der Organisation für solidarische Entwicklung “Erklärung von Bern” (EvB) gegenüber swissinfo sagte. “Ich denke, dass ausbeuterische Kinderarbeit bei uns kaum vorkommt”.

Die Schweiz sehe sich zurzeit eher mit einem anderen Problem konfrontiert: nämlich mit der Schwarzarbeit von Kindern, die den Status der “Sans Papiers” haben, die also illegal in der Schweiz leben. “Diese Kinder leben verdeckt in den Familien”, sagte Indermühle.

Minderjährige Hausangestellte…

Das Hilfswerk “Terre des Hommes Schweiz” wies anlässlich des Welttages gegen Kinderarbeit darauf hin, dass die Tätigkeit von minderjährigen Hausangestellten oft übersehen werde.

Ein Arbeitstag von 15 Stunden an sieben Tagen in der Woche sei keine Seltenheit, hielt Terre des Hommes fest. Manche Mädchen seien jünger als 10 Jahre, wenn sie ihre erste Arbeitsstelle antreten.

…oder “Knechte” in der Landwirtschaft

Die Menschenrechts-Organisation “Human Rights Watch” betonte am Mittwoch, dass rund 170 Millionen Kinder in der Landwirtschaft arbeiten müssten, was fast 70 Prozent der gesamten Kinderarbeit ausmache.

“Kinderarbeit in der Landwirtschaft übertrifft bei weitem die Zahl derjenigen Kinder, die Teppiche weben oder Fussbälle nähen müssen, was am meisten Aufmerksamkeit der Medien auf sich zieht”, sagte die Organisation in New York.

In der Armutsfalle

Für Terre des Hommes ist die “Liste der Missstände” lang: Kein Zugang zur Schul- und Berufsbildung, körperliche und seelische Gewalt, sexuelle Ausbeutung, mangelnde Ernährung, schlechte oder ausbleibende Entlöhnung.

Das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF erachtet Kinderarbeit als direkte Folge von Armut. Denn wo es ums Überleben gehe, werde “jede Hand gebraucht”. Allerdings sei es dann auch wieder die Kinderarbeit, die dafür sorge, dass die Armut bleibe, schreibt die UNICEF.

Die ILO-Konvention über das Mindestalter von 1973 wurde von 116 Ländern, auch der Schweiz, ratifiziert. Ziel dieser Konvention ist die Abschaffung der Arbeit für Kinder unter 15 Jahren. Die ILO-Konvention über die schlimmsten Formen der Kinderarbeit von 1999 wurde von 117 der 175 ILO-Mitgliedstaaten ratifiziert.

Alina Kunz Popper und Agenturen

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