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Deep Impact: Erfolg dank Schweizer Beteiligung

Die Sonde "Deep Impact" in einem Modell der NASA. NASA

Zum Erfolg der NASA-Mission "Deep Impact" hat das Observatorium von Genf einen entscheidenden Beitrag geleistet.

Die vom Observatorium gelieferten Daten erlaubten eine präzise Lokalisierung des Kometen Tempel 1. Auf diesen wurde ein Projektil lanciert.

Erstmals in der Geschichte ist am vergangenen 4. Juli ein Komet von einem Projektil getroffen worden, das eine vorbei fliegende Sonde abgefeuert hat. Der Aufprall erfolgte 133 Millionen Kilometer von der Erde entfernt.

Science Fiction? Keineswegs. Der Aufprall ist Teil eines wichtigen wissenschaftlichen Projekts namens “Deep Impact”. So heisst die Sonde, die von der Erde aus lanciert wurde und dem Kometen Tempel 1 auf seiner Umlaufbahn abgepasst hat. Von dieser Sonde wurde das Projektil auf den Kometen abgefeuert. Der Aufprall erzeugte einen Krater in der Grösse eines Fussballfeldes und der Höhe eines siebenstöckigen Gebäudes.

Dank dieses Ereignisses erhofft man sich Aufschlüsse auf die inneren Bestandteile des Himmelkörpers sowie auf die Zusammensetzung der durch den Aufprall erzeugten Gaswolke. Noch kurz vor dem Einschlag wurden vom Projektil Bilder an die Sonde gesendet.

Das Experiment besitzt auch einen gewissen Übungscharakter in Hinblick auf einen möglichen, aber glücklicherweise unwahrscheinlichen Einschlag eines grösseren Objekts auf die Erde. Sondiert werden Möglichkeiten, ein solches Objekt abzulenken oder zu zerstören.

Das Projekt “Deep Impact”, das mit dem erfolgten Einschlag am 4. Juli um 7.52 Uhr einen Höhepunkt erreichte, wurde von der US-Raumfahrtbehörde (NASA) entwickelt. Doch wichtige Beiträge für den Erfolg kamen aus der Schweiz und aus Italien.

“Impaktor” zielsicher steuern

Einen fliegenden Körper mit einem Geschoss zu treffen, das mit einer Geschwindigkeit von 37’000 km/h abgefeuert wurde, bedarf höchster Präzision. Die Flugbahn des Kometen musste im Detail berechnet werden.

Das Projektil “Impaktor” wurde von der Muttersonde nach einer sechsmonatigen Reise am 3. Juli abgefeuert. Die letzte Wegstrecke musste das Projektil mit einem eigenen Navigationssystem zurücklegen, das allerdings nur eingeschränkt die Richtung ändern kann.

Die NASA hat daher die wissenschaftliche Gemeinschaft gebeten, an der genauen Standortbestimmung von Tempel 1 mitzuwirken. Die amerikanische Raumfahrtbehörde hat schliesslich aber nur zwei zusätzliche Quellen berücksichtigt: Daten des Observatoriums in Genf sowie des italienischen Astronomen Federico Manzini.

Von Genf über Chile…

Wieso waren diese Quellen für die NASA so wichtig? “Wir verfügen in der chilenischen Wüste seit 1998 über ein Teleskop, das für diese Art der Datenerhebung besonders geeignet ist”, sagt der Astrophysiker Raoul Behrend vom Observatorium in Genf gegenüber swissinfo.

Das Teleskop mit einem Durchmesser von 1,2 Meter hat die idealen Dimensionen, um einen Himmelskörper sowie sein Umfeld zu beobachten. “Es ist nicht zu gross und nicht zu klein”, erklärt Behrend.

Ausserdem habe das Schweizer Observatorium Fotos und Daten beiziehen können, die von dem renommierten italienischen Astronomen Federico Manzini geliefert wurden. “Mit ihm arbeiten wir schon lange zusammen”, sagt Behrend.

…nach Italien

Es kann merkwürdig erscheinen, dass die NASA bei einer wichtigen Mission auf die Kenntnisse von Privatpersonen zurückgreift. Doch Federico Manzini ist nicht nur ein leidenschaftlicher Astronom, sondern auch ein echter Experte. Und dies, obwohl er von Beruf Turnlehrer ist.

“Zusammen mit Kollegen des Astronomischen Observatoriums in Sozzago (Provinz Novara) haben wir eine Reihe von hoch aufgelösten Fotografien des Kometen Tempel 1 machen können”, sagt Manzini. Die Fotos wurden nach Genf geschickt, wo sie von Behrend und seinen Kollegen ausgewertet wurden, um den Standort des Kometen genau zu bestimmen.

Das Ergebnis hat Manzini für die vielen nächtlichen Stunden entschädigt, in denen er durch das Teleskop ins Weltall schaute: “Dank unserer Daten konnte die NASA die Fehlerbandbreite von 100 auf 5 Kilometer verringern. Das Geschoss konnte somit präziser gelenkt werden”, so Manzini zu swissinfo.

Ohne falsche Bescheidenheit könne man sagen, “dass unsere Mannschaft zusammen mit Genf die Daten geliefert hat, die es ‘Deep Mission’ ermöglichte, seine Mission zu vollenden”, sagt der italienische Astronom mit verständlichem Stolz.

swissinfo, Andrea Clementi
(Übertragung aus dem Italienischen: Gerhard Lob)

Am 4. Juli um 7.52 Uhr ist der Komet Tempel 1 von einem Projektil (“Impaktor”) getroffen worden, das die Raumsonde “Deep Impact” abgefeuert hat. Der Abstand von der Erde betrug in diesem Moment 133 Millionen Kilometer.

Das 372 Kilo schwere und ein Kubikmeter grosse Projektil “Impaktor” war mit 37’000 km/h unterwegs.

“Deep Impact” startete am vergangenen 12. Januar und hat zirka 430 Millionen Kilometer zurückgelegt.

Durch die Erforschung des Inneren aus Fels und Eis bestehenden Kometen erhoffen sich Wissenschafter nicht nur ein besseres Verständnis des Kometen, sondern der gesamten Frühgeschichte des Sonnensystems.

Auf Grund der geringen Masse des Projektils erfährt die Umlaufbahn des Kometen keine Veränderung.

Die NASA gab dem Projekt den Namen “Deep Impact”. Dies führte teilweise zu heftigen Reaktionen. Denn in dem gleichnamigen Science-Fiction-Kastastrophenfilm aus dem Jahr 1998 rast ein Komet in Grösse des Mount Everest auf die Erde.

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