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Der Reka-Check als Ferienfranken

Reka-Ferien: Günstige Familien-Ferien, auch für ausländische Gäste. REKA

Ferien verbilligen und dennoch Geld verdienen: Dieses Kunststück gelingt – trotz flauer Reisekonjunktur – der Schweizer Reisekasse mit ihren Reka-Checks.

Zwei Millionen Schweizer nutzen dieses Zahlungsmittel. 2003 hat die Reka erstmals für über 500 Mio. Franken Checks verkauft.

Internationale Ferienkonvention 1936

Die Schweizer nahmen mit der Reka eine internationale Konvention ernst, die 1936 beschlossen worden war. Diese sah erstmals bezahlte Ferien für die Arbeiterschaft vor – ein politisches Instrument in einer weltpolitisch heiklen Zeit.

Deshalb war die Sozialpartnerschaft zwischen Arbeitgeberschaft, Tourismus und Gewerkschaften von allem Anfang an miteingeschlossen.

Dies unterschied den Zweck der Reka von Beginn weg von Hotelplan, der ebenfalls in den dreissiger Jahren von Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler gegründeten Genossenschaft.

Beide Genossenschaften wollten das Reisen verbilligen, denn die 30er-Jahre waren von der Wirtschaftskrise geprägt. Hotelplan tat dies mit vergünstigten Hotelaufenthalten. Reka gibt Checks heraus, die zum so genannten Vorsparen für Ferien dienen.

Sozialtourismus in Form von Lohnnebenleistungen

Der sozialpartnerschaftliche Aspekt der Reka kommt darin zum Ausdruck, dass 65% der verkauften Reka-Checks von den Arbeitgebern verbilligt an ihre Mitarbeiter abgegeben werden.

Im Durchschnitt beträgt die Vergünstigung pro Check 16%. Für eine Ferienleistung im Wert von 100 Fr. muss ein Reisender also nur 84 Fr. bezahlen, wenn er seinen Reka-Check nutzt.

Neuerdings gilt die Abgabe von Reka-Checks sogar als “Fringe Benefit” – als steuerneutrales Lohnzückerchen. In der Diskussion um die neuen Lohnausweise für die Besteuerung auch dieser Nebenleistung ist jedoch der Reka-Check explizit ausgeschlossen.

Ein Viertel der Checks wird allein durch den Grossverteiler Coop vertrieben. “Insgesamt machen 2700 Schweizer Firmen, darunter sieben der zehn grössten Schweizer Unternehmen, beim Vertrieb der Checks mit”, sagt Reka-Vizedirektor Roland Lymann gegenüber swissinfo.

Rund zwei Millionen Leute in der Schweiz nutzen jährlich dieses banknotenähnliche, urlaubsbezogene Zahlungsmittel. Akzeptiert wird es bei über 6500 Annahmestellen, von SBB-Bahnhöfen über Seilbahnen, Hotels bis hin zu Restaurants.

Indem diese Unternehmen die Checks wie Bargeld annehmen, ermöglichen sie ihrer Kundschaft ein verbilligtes Einkaufen. Frühestens ab 2006 ist zusätzlich eine elektronische Reka-Check-Card geplant.

Sozialtourismus und Finanzmagie

Die Firmen, die die Reka-Checks vertreiben, gaben im Jahr für 2003 rund 73 Mio. Franken als sozialtouristische Urlaubsverbilligung ab. Dazu kommen weitere rund 11 Millionen Verbilligung durch die Reka selbst.

Die andere Seite der Sozialpartnerschaft zeigt sich darin, dass auch Gewerkschafter in den Entscheidungsgremien der Reka sitzen.

In all den Jahren der Check-Ausgabe hat sich ein “Anlage-Zwischenvermögen” entwickelt, das 2003 rund 270 Mio. Franken betrug. Dieses kommt durch den Umstand zustande, dass zahlreiche Check-Käufer ihre vorausbezahlten Reka-Checks nach Erhalt nicht sofort ausgeben, sondern bis zum nächsten Urlaub aufbewahren.

Anlage-Performance verbilligt Familienferien

Mit einem Teil dieser Finanzerträge und ihrem operativen Erfolg unterstützt die Reka die Ferienhilfe für Familien. Rund 1000 Familien und Alleinerziehende werden im laufenden Jahr mit 2,5 Mio. Franken unterstützt.

Für das zweite Hauptgeschäft der Reka, die Familienferien, braucht es passende Logements. In den fünfziger Jahren hatte es noch keine familiengerechten Unterkünfte. Die Reka nahm deshalb Bau und Betrieb in die eigene Hand.

Daraus entstand ab 1954 der zweite Reka-Geschäftsbereich: Das Angebot und die Vermittlung von Ferienwohnungen und das Betreiben von Feriendörfern. Anders als im im gesamtschweizerischen Fewo-Bereich stiegen bei den Reka-Ferienwohnungen sowohl Frequenzen wie auch Umsätze.

Und dies auf sehr hohem Niveau. In den Reka-eigenen Feriendörfern liegt die jährliche Auslastung der Wohnungen mit Werten von 70 bis 90% in einsamer Höhe.

Als Nummer 1 für Familienferien offeriert die Reka in der Schweiz rund 500 Wohnungen in eigenen Feriendörfern und eigenen Ferienhäusern, 713 zugemietete Wohnungen sowie 240 Bauernhöfe. Insgesamt gibt es 18 Reka-Feriendörfer im In- und Ausland.

Die Mieteinnahmen von Reka-Ferien beliefen sich 2003 über 36 Mio. Franken – knapp 23 Mio. davon waren Einnahmen aus Ferienwohnungen in der Schweiz.

40% der Buchungen schon übers Internet

Der Ferienwohnungs-Tourismus in der Schweiz wird zur Zeit als derart stagnierend erachtet, dass sich das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) eingeschaltet hat.

Da die Reka als einer der wenigen Anbieter mit guter Performance in diesem Bereich gilt, unterstützt das seco über sein Programm ‘innotour’ eine Initiative der Reka zum Relaunch des Fewo-Tourismus mit über einer Million Franken.

Neue Angebots- und Vermarktungsformen werden gesucht. Was die Vermarktung betrifft, “werden schon über 40% der Buchungen von Angeboten in der Schweiz übers Internet gemacht”, sagt Lymann.

Social Value statt Shareholder Value

Die sozialtouristische Ferienformel rund um die Reka und ihr Netzwerk von Sozialpartnern stösst international auf grosses Interesse. “Die Reka darf nicht nur an kommerziellen Kriterien gemessen werden”, sagt Lymann, “sondern auch an sozialen und gesamtwirtschaftlichen”.

Individuell ermögliche sie soziale Ferienhilfe für Familien und gesamtwirtschaftlich stifte sie Nutzen in jenen Berggebieten, wo ihre Feriendörfer liegen.

swissinfo, Alexander Künzle

Die Schweizerische Reisekasse Reka hat 2003 bei der Check-Vergabe erstmals die Umsatz-Schwelle von einer halben Milliarde Franken überschritten.

Das Geschäft mit den Checks läuft bestens, jenes mit den Ferienwohnungen vergleichsweise gut.

Doch der Fewo-Branche geht es in der Schweiz allgemein schlecht.

Als Non-Profit-Organisation sorgt die Reka dafür, dass einkommensschwache, kinderreiche Familien zu vergünstigten, von der Reka unterstützten Ferien kommen.

Die Reka verbindet ein Netzwerk von sozialen Partnerschaften mit einem eigens geschaffenen touristischen Zahlungsmittel, dem Reka-Check, zu einem marktwirtschaftlichen Sozialtourismus.

2700 Schweizer Firmen vertreiben Reka-Checks als Lohnnebenleistung.

Rund 6500 Annahme-Stellen, von SBB-Schaltern bis Restaurants, sorgen dafür, dass der Check landesweit als Allround-Zahlungsmittel betrachtet wird.

Dank den Finanzerträgen eines vermögensähnlichen “Zwischenkapitals” von 270 Mio. Franken im Geschäftsjahr 2003 und viel Kompetenz im Betreiben von Feriendörfern, kann die Reka Ferien für kinderreiche Familien oder Alleinerziehende vergünstigen.

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