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Der Schweizer “General von Kalifornien” und sein Fort

Das Fort von "General" John A. Sutter in Sacramento (USA) ist heute ein Museum. swissinfo.ch

1839 hat John A. Sutter dort, wo heute Kaliforniens Hauptstadt Sacramento steht, die Siedlung New Helvetia gegründet. "Sutter's Fort" ist heute ein Museum und dokumentiert die Rolle dieses Schweizer Einwanderers bei der Besiedelung Kaliforniens durch Euro-Amerikaner.

New Helvetia wurde zur Hochburg des Goldrausches, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Hunderttausende aus aller Welt nach Kalifornien locken sollte. Für einige erfüllte sich der Traum vom raschen Reichtum, doch viele erlagen den Strapazen der Reise oder bezahlten aus andern Gründen mit ihrem Leben.

Die Ausstellung in Sutter’s Fort, das Ende des 19. Jahrhunderts wieder aufgebaut wurde, gibt einen Einblick in das Leben des Schweizer Einwanderers und in die Zeit des Goldrausches, der Kalifornien innert Jahren grundlegend veränderte.

Das Goldfieber führte zu einem rasanten Bevölkerungszuwachs: Als 1848 das Gold auf Sutters Ländereien entdeckt wurde, hatten etwa 14’000 Nicht-Indianer in Kalifornien gelebt. Ende 1849 waren es fast 100’000, bis 1852 gegen 250’000.

Erste permanente Siedlung im Landesinnern

“Hauptziel des Museums ist es, die Öffentlichkeit über die erste permanente Siedlung im kalifornischen Hinterland zu informieren. Darüber etwa, welche Rolle das Fort bei der Migration in den Westen spielte (Hilfsbemühungen für die Donner-Party, einen Treck, der im harten Winter in der Sierra Nevada steckengeblieben war), über die Rolle der Indianer im Fort, Sutters Rolle beim Goldrausch oder den Aufbau Sacramentos”, erklärt Steve Beck, ein Anthropologe des Forts, gegenüber swissinfo.

Auf dem Gelände des Forts sind neben Einrichtungen wie Küchen und Arbeitszimmern etwa eine Schmiedewerkstatt zu sehen, eine Brennerei oder der Schreibtisch Sutters.

“Rund 200’000 Menschen besuchen das Fort jährlich, ein Grossteil sind Schulkinder, die so einen konkreten Einblick in die Pionierzeit erhalten”, sagt Steve Beck. Ein Besuch in der historischen Gedenkstätte gehört in Sacramento zum Geschichtsunterricht.

Von Burgdorf nach Kalifornien

Johannes Augustus Suter war 1834 aus der Schweiz nach Amerika geflohen, weil seine Firma Konkurs gemacht hatte. Frau und Kinder blieben in Burgdorf zurück, sie folgten ihm erst 16 Jahre später.

Im Sommer 1834 traf er in New York ein. Er blieb nicht lange, zog weiter westwärts und änderte seinen Namen in John A. Sutter. Auf Umwegen, die ihn unter anderem nach Hawai geführt hatten, kam er 1839 nach Kalifornien, das damals zu Mexiko gehörte.

Am Zusammenfluss des Sacramento- und des American-River erhielt er von Mexiko Bodenrechte auf rund 20’000 Hektaren fruchtbares Land. Um an dieses Land zu kommen, war er mexikanischer Bürger und Hauptmann der Armee geworden.

Bau des Forts

Auf einer Anhöhe begann er Anfang 1839 mit dem Bau seines Forts, das zum Kern von New Helvetia wurde. Die dortigen Indianer waren zwar friedlich, doch mit dem Fort konnte Sutter den Siedlern, die er in seine Kolonie holen wollte, ein Gefühl von Sicherheit geben.

“Das Fort war denn auch mehr eine ‘Werbemassnahme’ als eine militärische Festung. Die Kanonen sahen beeindruckend aus, wurden aber nie aus Aggression oder zur Verteidigung abgefeuert”, so Steve Beck.

Mit Hilfe seiner zahlreichen Angestellten und Darlehen baute Sutter ein Handels- und Landwirtschafts-Imperium auf. Neben rund 20’000 Stück Vieh und Plantagen gehörten bald einmal auch Wasser- und Sägemühlen, Brennereien, eine Gerberei und zahlreiche Häuser zu seinem Reich.

Ironie des Schicksals

Sutters Traum vom Erfolg schien sich endlich zu erfüllen, er kam zu Wohlstand und Ruhm. Doch die Ironie des Schicksals wollte es, dass er wegen des Goldes, das auf seinem Land entdeckt wurde, viele der Besitztümer wieder verlor oder verkaufen musste.

1846, im amerikanisch-mexikanischen Krieg nahmen die Amerikaner Kalifornien ein, das 1850 als 31. Bundesstaat aufgenommen wurde in die Union. Sutter wurde Amerikaner und war ein Mitunterzeichner der Verfassung Kaliforniens.

Im Januar 1848 stiess James W. Marshall, ein Schreiner in Sutters Diensten, beim Bau einer neuen Sägemühle auf Gold. Die Nachricht verbreitete sich in Windeseile.

Der Goldrausch

Der Goldrausch nahm seinen Anfang. Bald folgten Zehntausende Abenteurer aus der ganzen Welt den Verlockungen des Goldes. Zuerst machte Sutter dank der Neuzuwanderung gute Geschäfte.

Doch innert weniger Monate stiessen immer zahlreichere Goldsucher auf Sutters Land vor, zerstörten sein Hab und Gut, Vieh und Felder. Auch seine Angestellten verliessen ihn, um nach Gold zu suchen.

Um Schulden zu bezahlen, verkaufte er Teile seines Besitzes, verlor aber im Chaos der Zeit bald einmal die Übersicht. Zuletzt verkaufte er auch das Fort und zog sich auf seine Farm zurück.

Sutters Kampf um eine Entschädigung des Staates für den verlorenen Besitz ging weiter, doch 1858 erklärte das Oberste Gericht den grössten Teil seiner Land-Rechtstitel für ungültig, sprach ihm aber eine monatliche Rente von 250 Dollar zu.

Schliesslich zog er mit seiner Frau nach Lititz in Pennsylvania und versuchte noch Jahre vergeblich, sich um Wiedergutmachung zu bemühen. Im Sommer 1880 starb er in einem Hotel in Washington, als sich der Kongress ein letztes Mal mit seinem Dossier befasste. Begraben wurde er in Lititz.

Rita Emch, swissinfo.ch, Sacramento

Geboren am 15. Februar 1803 in Kandern (im deutschen Baden), seine Eltern sind Schweizer.

Kaufmännische Ausbildung in einer Buchhandlung in Basel.

1826 Heirat mit Annette Dübeld und Geburt des ersten Sohnes.

1828 gründet Sut(t)er in Burgdorf eine Tuchhandlung, 1834 geht er konkurs.

Sommer 1834, Flucht nach Amerika. Seine Frau und die vier Kinder werden ihm erst 1850 folgen.

1839 lässt er sich in Kalifornien nieder und gründet die Siedlung New Helvetia, kommt zu Wohlstand, Ruhm und Ehren.

Doch mit dem Goldrausch setzt nach 1848 der neue Niedergang ein. Vergeblich kämpft er um Wiedergutmachung vom Staat und stirbt im Sommer 1880 in einem Hotel in Washington

Sutters Leben hat auch Spuren in der Literatur hinterlassen. Bekannt sind in der Schweiz vor allem die Werke von Blaise Cendrars (“Gold. Die wunderbare Geschichte des Generals Johann August Suter”), Stefan Zweig (“Die Entdeckung des Eldorados” in “Sternstunden der Menschheit”) sowie Cäsar von Arx (“Die Geschichte vom General Johann August Suter”).

Auch in Schulbüchern hat Sutters Geschichte Eingang gefunden.

Bekannt ist zudem die 1938 vom Amerikaschweizer James Peter Zollinger in Deutsch erschienene Biografie.

Zum 200. Geburtstag Sutters erschien das Werk mit einem neuen Vor- und Nachwort in einer Neuauflage.

2005 erschien ein weiteres Werk “General J. A. Sutter: Ein Leben auf der Flucht nach vorn” von Bernard R. Bachman.

Auch die Filmindustrie befasste sich mit Sutter. 1936 kam in den USA “Sutter’s Gold” von Regisseur James Cruze auf die Leinwand, im selben Jahr in Europa “Der Kaiser von Kalifornien”, eine Produktion der UFA Berlin, Hauptdarsteller und Regisseur war Luis Trenker.

Neueren Datums ist der Dokumentarfilm “General Sutter” des Schweizer Regisseurs Benny Fasnacht von 1999 mit Hannes Schmidhauser in der Rolle Sutters.

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