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Die EPFL in Lausanne will hoch hinaus

(V.l.n.r.) Frankreichs Ministerin Claudie Haigneré, Bundespräsident Pascal Couchepin, EPFL-Präsident Patrick Aebischer Keystone

Die Ecole polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) begeht dieses Jahr ihren 150. Geburtstag. Ihre Ambitionen sind gross.

Was 1853 mit elf Studierenden begann, umfasst heute rund 5700 Frauen und Männer hinter den Studienpulten.

Begonnen hatte es mit einigen Baufachleuten. Heute studieren rund 5700 Frauen und Männer an der Ecole polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL). Letztes Wochenende feierte sie das Jubiäum.

Unter den geladenen Gästen befanden sich Bundespräsident Pascal Couchepin und Frankreichs Ministerin für Forschung und neue Technologien, die Astronautin Claudie Haigneré.

Sie erhielt einen der vier an der “Journée Magistrale” vergebenen Ehrendoktortitel der EPFL.

Unter den Gästen am Jubiläumsanlass waren weiter der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Jacques Rogge, Ballonfahrer Bertrand Piccard und Alinghi-Skipper Russel Coutts.

“In Szene gesetzt”

Die EPFL ist das französischsprachige Pendent der Eidgenössisch Technischen Hochschule (ETH) in Zürich. Diese feiert in zwei Jahren ebenfalls ihr 150-jähriges.

Wie die “NZZ am Sonntag” berichtete, komme das Lausanner Geburtstagsfest “genau genommen etwas verfrüht”. Denn erst mit dem Status als Bundeshochschule 1969 sei die Schule eidgenössisch geworden.

“Und so ist die ETH Lausanne im Grunde eine jugendliche Mittdreissigerin”, schreibt die Zeitung weiter. Doch Zürich verstehe, dass sich die Jüngere der beiden in Szene setzen wolle.

Lausanne wolle denn auch aufholen und Tempo machen, wenn es um den Foschungsplatz Schweiz gehe.

Hohes Niveau

Patrick Aebischer, Präsident der EPFL Lausanne, hat die Schule straffer geordnet. Während seiner drei Jahre an der Spitze der Institution hat er die zwölf Departemente in fünf Fakultäten umgewandelt.

Kommt dazu, dass die Schule bald die Bereiche Chemie, Mathematik und Physik von der Universität Lausanne übernehmen wird.

“Wir spielen heute in der ‘Champions League'”, sagte Aebischer gegenüber swissinfo. “In verschiedenen Umfragen, in denen die 5000 besten Schulen der Welt evaluiert wurden, sind wir unter den ersten 100.”

Doch man dürfe sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen, meint Aebischer. Es gelte nun, die Wissenschaft in die Wirtschaft einbringen zu können.

Doch es fehle in letzter Zeit am Geld für die Schule: “Wir ziehen viele Studierende an. Jedes Jahr sind es 10% mehr. Doch die staatliche Finanzierung ist da nicht mitgegangen.”

Mehr Visionen

In Bildung und Forschung müsse hierzulande verstärkt investiert werden, betonte Aebischer denn auch an den “Journées Magistrales” vom Samstag, vor den Gästen und den 327 Ingenieuren, die gleichentags ihre Abschlussdiplome empfangen durften. Der Schweiz mangle es ein wenig an visionärer Kühnheit.

Bundespräsident Pascal Couchepin erinnerte in seiner Ansprache daran, dass die Landesregierung diesen Bereich sehr ernst nehme.

So habe sie beschlossen, die jährlichen Kredite für Bildung und Forschung in den nächsten vier Jahren um jeweils fünf Prozent zu erhöhen. Der Rahmenkredit 2004-2007 kommt in Kürze vors Parlament.

Top-Trophäen

Die Teilnahme von Ballonflieger Bertrand Piccard und Segler Russell Coutts an den Feierlichkeiten kommt nicht von ungefähr. Beide haben der Schule einiges zu verdanken:

So hatte die Schule im Hintergrund am High-Tech-Ballon mitgeforscht, der Bertrand Piccard und Brian Jones den ersten erfolgreichen Nonstop-Flug um die Welt ermöglichte.

Und am 2. März 2003 durfte sich – vielen voran – die EPFL am Sieg der Alinghi-Jacht im Americas Cup freuen: Einige Laboratorien der Schule hatten sich massgeblich an der Planung des Siegerschiffs beteiligt.

Seit 1969 eidgenössisch

Die ETH Lausanne nahm am 7. November 1853 als Ecole spéciale de Lausanne mit elf Schülern ihren Betrieb auf. Es folgten mehrere Ausbauetappen, bevor die Schule 1969 eidgenössisch und neben Zürich als zweite Technische Hochschule anerkannt wurde.

1978 weihte die Schule einen Teil des neuen Campus im Vorort Ecublens ein. Seit Winter 2001 ist der Campus nach 30-jähriger Bauzeit fertig gestellt.

swissinfo, Marc-André Miserez und Agenturen

Die EPFL heute:
Jahresbudget: 510 Mio. Fr.
Über 100 Start-Ups im Wissenschafts-Park
80 verschiedene Nationen auf dem Campus

Die Geschichte der EPFL:

1853: Gründung einer Spezialschule mit 11 Schülern.

1869: Anschluss an die Akademie Lausanne

1890: Mit der Umwandlung der Akademie in eine Universität wird die Schule zur “Ingenieurschule der Universität Lausanne”

1903: 50-jähriges Bestehen; 132 Schüler und 24 Professoren

1945: Neue Architektur-Schule und Namensänderung: “Ecole polytechnique de l’Université de Lausanne” (EPUL).

1953: 100-jähriges Bestehen; Über 500 Schüler und 45 Professoren

1969: Das Parlament verabschiedet das Hochschulgesetz, die Schule wird eidgenössisch anerkannt und umbenannt zur “Ecole polytechnique fédérale de Lausanne” (EFPL).

1978: Der neue (und aktuelle) Campus wird in Betrieb genommen. Er wird 2001 fertig gestellt.

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