Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Die Schweiz will mehr Handel mit Brasilien

Brasilianer stehen Schlange, um sich für einen Job als Strassenkehrer zu bewerben. Keystone

Brasilien ist zwar der wichtigste Handelspartner der Schweiz in Lateinamerika, hat aber in den letzten Jahren an Bedeutung verloren.

Um die Beziehung der beiden Länder anzukurbeln, ist Wirtschafts-Minister Joseph Deiss mit Unternehmensvertretern am Sonntag nach Brasilien gereist.

Bevor Bundesrat Deiss kommende Woche an der Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation (WTO) in Cancún (Mexiko) teilnehmen wird, macht er sich ein Bild über die Wirtschaftssituation in Brasilien. Er wird unter anderen auch den Präsidenten Luiz Inacio “Lula” da Silva treffen.

Das Hauptthema der meisten Diskussionen werden die sinkenden Investitionen der Schweiz in diesem südamerikanischen Land sein. Damit unterscheidet sich dieser Schweizer Besuch klar vom letzten: 1999 war Bundesrat Pascal Couchepin noch unter ganz anderen wirtschaftlichen Bedingungen in Brasilien gewesen.

Schweizer Investitionen gesunken

Die Schweiz sank von der Position als fünftgrösster ausländischer Investor in Brasilien auf den fünfzehnten Rang. “Die Schweiz bleibt trotzdem ein Exportland von Kapital. Und ich hoffe, dass die Investoren bald nach Brasilien zurückkehren”, sagte Deiss gegenüber swissinfo.

2002 betrugen die direkten Investitionen von Schweizer Unternehmen in Brasilien 347 Mio. Dollar (rund 480 Mio. Franken). Das sind nur 1,9% der Auslandsinvestitionen in Brasilien.

Grund für diesen geringen Anteil ist die traditionelle Vorsicht der Schweizer Unternehmen. Sie nahmen kaum am Privatisierungsprozess in Brasilien teil, obwohl die Regierung mehrmals auf das Potenzial dieses Marktes aufmerksam machte.

Viele beklagen sich über die komplexen und bürokratischen Importbedingungen in Brasilien sowie zum Beispiel auch über die schlechten Häfen.

Die Schweiz exportiert primär Maschinen, chemische und pharmazeutische Produkte sowie Uhren

Vor allem Embraer in die Schweiz

Brasilien hat einen Exportüberschuss von 450 Mio. Dollar. Der Grund sind vor allem die Embraer, welche die Schweiz aus Brasilien importiert: Die Flugzeuge machen mehr als einen Drittel aller Importe aus.

Neben Flugzeugen verkaufen brasilianische Firmen hauptsächlich Agrar- und Stahlprodukte an ihre Schweizer Partner.

Starker Mercosur ist positiv

Die Schweiz, die zwei Drittel ihres Handels mit EU-Ländern hat, sucht neue Abkommen, um ihre Präsenz in Südamerika zu stärken. Ein freies Handelsabkommen mit Chile wartet noch auf die Ratifizierung des Parlaments.

Die Stärkung des Mercosur ist nicht nur eine Priorität für Brasilien. “Sie ist auch für uns von Interesse, weil die Wirtschaftsblöcke nicht nur ihre Mitglieder unterstützen sondern auch die Abkommen mit anderen Partnern”, so Deiss.

Der Bundesrat betrachtet Brasilien als “eine wirtschaftliche und politische Macht in diesem Kontinent und ein möglicher Partner in internationalen Instanzen wie der WTO”.

In der Hauptstadt Brasilia wird die schweizerische Delegation über die Landwirtschaft sprechen. Es handelt sich um ein Thema, bei dem die Positionen sehr unterschiedlich sind. “Es wird sehr viel Arbeit nötig sein, um die beiden Länder in diesem Bereich zusammen zu bringen”, gibt Deiss zu.

Doch optimistisch erinnert er daran, dass es auch beim Streit um Medikament-Patente für die Herstellung von Generika verschiedene Sichtweisen gegeben habe.

Dieses Problem wurde nun innerhalb der WTO gelöst. Länder wie Brasilien und Indien können jetzt Generika an Länder exportieren, die nicht in der Lage sind, sie herzustellen.

swissinfo, Claudinê Gonçalves
(Übertragung aus dem Portugiesischen: Alexander Thoele)

Der Handel Schweiz-Brasilien verlangsamte sich 2002.
Brasilien weist einen Export-Überschuss aus, dies vor allem dank Flugzeug-Importen der Schweiz.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft