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Ein einzigartiges Museum in der Schweiz

Im Museum in Naters sind zahlreiche Objekte von ehemaligen Schweizergardisten zu sehen. Keystone

Bundesrätin Calmy-Rey hat am Samstag in Naters das Schweizergarde-Museum eröffnet. Diese Walliser Gemeinde stellt am meisten Schweizergardisten im Vatikan.

Das in einer ausgemusterten Armeefestung errichtete Museum zeigt eine Ausstellung, die nicht nur Hellebarden und Uniformen zeigt, sondern auch den Weg menschlicher Schicksale.

Der Schweizergardist verkörpert für Aussenministerin Micheline Calmy-Rey eine aktive Neutralitätspolitik, wie sie bei der Eröffnung des Schweizergarde-Museums in Naters VS sagte.

Wache stehen heisse aktiv sein, sagte Calmy-Rey. Wer Wache stehe, habe keine Aggression im Sinne, müsse aber jederzeit bereit sein. “Der Gardist, der Wache steht, verkörpert sehr gut, was ich mir von der Schweiz erhoffe.”

Im Jahr 1505, als die ersten Schweizer Gardisten nach Rom marschiert seien, hätten die Eidgenossen wie alle andern Machtpolitik betrieben, sagte die Bundesrätin. Nach der Niederlage in der Schlacht bei Marignano habe sich dies geändert.

Beginn der Neutralitätspolitik

“In Marignano begann die schweizerische Neutralität. Und in Marignano begann, was ich heute als ‘Einflusspolitik’ bezeichne”, sagte Calmy-Rey. Der Verzicht auf Krieg sei keineswegs ein Verzicht auf die Wahrnehmung schweizerischer Interessen gewesen.

Neutralität verpflichte dazu, aktiv zu sein, dies gelte heute noch viel mehr als je zuvor. Die Welt sei zusammengewachsen, und damit sei die Schweiz vom Unangenehmen, Hässlichen und Gefährlichen im Ausland direkt betroffen. Den Luxus der Inaktivität könne sie sich nicht leisten.

Mittel anpassen

“Deswegen plädiere ich für eine aktive Neutralität, die mit den Mitteln des Völkerrechts, der zivilen Friedensförderung und der Menschenrechte versucht, Konflikte zu verhindern oder zu schlichten”, so die Aussenministerin.

Die 1939 gebaute Festung von Naters, die das Museum der Schweizergarde beherbergt, erinnere an den jahrhundertealten Willen der Schweiz, ihre Sicherheit zu verteidigen. Sie erinnere aber auch daran, die Mittel beständig dem Wandel der Zeit anzupassen.

Beweggründe der Gardisten

In der ausgemusterten Armee-Festung ist die erste ständige Ausstellung zur Geschichte der Papst-Wache eingerichtet worden. Das “Zentrum Garde” zeigt nicht nur historische Relikte aus der Geschichte der Gardisten, sondern stellt auch ihre Beweggründe für den Dienst im Vatikan im Laufe der Zeit dar.

Getragen wird das Museum von einer Stiftung. Die Wahl des Ortes ist nicht zufällig: Die Walliser Familien, speziell diejenigen aus Naters, haben seit 1825 am meisten Söhne als Söldner zum Papst nach Rom entsandt: Aus dem Wallis waren es 693, aus Naters 80.

500-Jahre-Feierlichkeiten

Die Schweizer Garde war 1506 von Papst Julius II. ins Leben gerufen worden. Dieser wollte eine persönliche Schutztruppe und wandte sich deshalb an die für ihre Söldner bekannten Eidgenossen. Das 500-jährige Bestehen der Garde ist das ganze Jahr über mit verschiedenen Anlässen gefeiert worden. Höhepunkt bildeten die Feierlichkeiten im Mai in Rom.

swissinfo und Agenturen

Die Päpstliche Schweizergarde wurde am 22. Januar 1506 durch Papst Julius II. gegründet.

Am 6. Mai 1527 verloren 147 Gardisten ihr Leben, als sie Papst Clemens VII. vor den Truppen des deutschen Kaisers Karl V. verteidigten.

Die Schweizergarde im Vatikan besteht heute aus 110 Mitgliedern, die sich zu einer Dienstzeit von mindestens zwei Jahren verpflichtet haben.

Mit einem Bestand von 110 Männern gilt die päpstliche Schweizer Garde als kleinste und gleichzeitig älteste Armee der Welt.

Aufnahme-Bedingungen: Schweizer, männlich, zwischen 19 und 30 Jahre alt, mindestens 174 cm gross, römisch-katholischen Glaubens, die bereits die Rekrutenschule in der Schweiz absolviert haben und im Besitz eines Lehrabschluss- oder Maturitäts-Zeugnisses sind.

Monatslohn: 1800 Franken, steuerfrei, Unterkunft inbegriffen.

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