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Ein Fisch ist das Tier des Jahres

Bei Fischern beliebt: Die Äsche (Pro Natura)

Für die ehemals weit verbreitete Äsche wird das Leben in den Schweizer Flüssen immer schwieriger. Mit der Ernennung zum Tier des Jahres will Pro Natura auf das Schicksal des Fisches aufmerksam machen.

Die wichtigste Naturschutzorganisation der Schweiz hofft, dass der Äsche ihre natürlichen Lebensräume wieder zurückgegeben werden.

Die Äsche sei ein eindrückliches Beispiel dafür, was menschliche Eingriffe in Flüssen und Bächen anrichten können, teilte Pro Natura am Montag mit. Sie kam einst in vielen Flüssen in der ganzen Schweiz vor – heute ist ihr Verbreitungsgebiet geschrumpft und die Äsche gilt als gefährdet.

Die Heimat des Fisches mit der auffälligen Rückenflosse – der “Fahne” – sind Flussabschnitte im Übergang von den hügeligen Voralpen ins flacher werdende Tiefland. In abwechslungsreichen Strecken mit zum Teil starker Strömung und im steinigen Untergrund findet das Tier ideale Lebensbedingungen.

Im Kies legt die Äsche ihre Eier ab, wo sie zu Brütlingen reifen, die wiederum in den ruhigeren Uferzonen heranwachsen. Ausgewachsene Äschen schweben dann bevorzugt in der starken Strömung, von der sie sich Kleinkrebse und Insektenlarven in den Mund spülen lassen.

Dieses Mosaik an Lebensräumen ist indes laut Pro Natura in den Schweizer Flüssen gestört. Schuld daran sei neben der Verbauung der Flüsse vor allem die Stromwirtschaft. Ausgerechnet die Regionen, in denen Äschen heimisch sind, sind auch für die Stromproduktion interessant.

Rasch schwankende Wasserstände

Das mit der Stromproduktion verbundene Stauen von Flussabschnitten wirke sich verheerend aus auf die sensible Äsche: Stauwehre seien oft unüberbrückbare Hindernisse, die Äschen-Populationen voneinander trennen.

Zudem bremsen sie die Strömung. Dadurch lagert sich Schlamm ab, verstopft die kiesige Sohle des Flusses und verunmöglicht so die Eiablage.

Die Stromproduktion kann ausserdem zu rasch und stark schwankenden Wasserständen führen. Wird etwa unterhalb der Stauwehre mit einem Mal viel Wasser abgelassen, werden Eier und junge Äschen – zusammen mit anderen Fischen – weggespült.

Eier und Jungfische, die dem “Hochwasserspuk” trotzen können, finden sich laut Pro Natura unvermittelt auf dem Trockenen. Hier gehen sie zu Grunde.

34 Fischarten gefährdet

Nach Schätzungen von Pro Natura fliessen in der Schweiz neun von zehn Fliessgewässern nicht mehr natürlich. Sie sind verbaut, kanalisiert oder gestaut. Die Folge: Bereits acht von ursprünglich 54 Fischarten in der Schweiz sind ausgestorben, 34 Arten sind gefährdet.

Mit einer Kampagne setzt sich Pro Natura dafür ein, dass Flüsse und Bäche wieder lebendiger gemacht werden. So würden rund 50 Projekte für Flussbettaufweitungen initiiert und unterstützt.

swissinfo und Agenturen

Pro Natura ist die grösste Naturschutz-Organisation der Schweiz. Seit 1909 aktiv, zählt der Verein heute mehr als 100’000 Mitglieder.

Ihre Hauptziele sind: gefährdete Lebensräume und Arten langfristig sichern, mehr Natur im Bauernland, im Wald und in den Siedlungen und Wildnis-Regionen zulassen.

Jedes Jahr ernennt Pro Natura eine Tierart zum Tier des Jahres: 2006 war es der Steinbock, 2005 die Zauneidechse, 2004 der Feldhase, 2003 der Schwalbenschwanz und 2002 die Ameise.

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