Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Ein Jubiläum für Forschung auf höchstem Niveau

Das Jungfraujoch - vom Observatorium zum Nervenzentrum für die Umwelt. Keystone

Die höchste europäische Forschungsstation auf dem Jungfraujoch im Berner Oberland ist am Dienstag 75 Jahre alt geworden.

Auf einer Höhe von 3571 Metern gelegen, dient sie vor allem der Umweltforschung. Hochempfindliche Geräte ermitteln kleinste Schadstoffmengen aus ganz Europa.

Spionage lässt sich nicht nur von Flugzeugen und Satelliten aus betreiben. Dazu kann man auch ganz gut am Boden bleiben. Mitten in Europa, auf dem Jungfraujoch auf 3571 Metern über Meer, lässt sich etwa die Selbstdeklaration bezüglich Schadstoffausstoss aller europäischen Länder überprüfen.

Seit 75 Jahren sammeln hier Forscher aus aller Welt “nahe am Himmel” Daten, um die Welt besser zu verstehen, wie Brigitte Buchmann von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) an einem Medienanlass auf dem Jungfraujoch sagte.

Die EMPA sammelt und misst Gase in einem engen mit tickenden, surrenden, blinkenden Geräten vollgestopften Raum in der “Sphinx” – in den Räumlichkeiten des früher ausschliesslich als Observatorium genutzten Gebäudes der Forschungsstation.

Durch die Kombination dieser Daten mit den langjährigen Messungen von Meteo Schweiz und deren Wissen über Luft- und Windströmungen können die Schadstoffe bis zu ihren Quellen zurückverfolgt werden.

Eisige Kälte

Laut Buchmann werden auf diesem Weg Länder “überführt”, die ihren Schadstoffausstoss bei Selbstdeklarationen beschönigend oder falsch beziffern. Solche Abweichungen finden über Umweltbehörden den Weg in die Politik und werden in künftigen Klimaprotokollen aufgenommen, sagte Buchmann.

Auf dem Jungfraujoch werden jährlich 1500 Übernachtungen von Wissenschaftern aus der ganzen Welt gezählt. So misst etwa Meteo Schweiz auf der “Sphinx” rund um die Uhr alle zehn Minuten automatisch Temperaturen, Strahlungen, Windgeschwindigkeiten und andere Daten. Ergänzt werden diese Daten durch dreistündliche “Augenbeobachtungen” des Hüttenwartpaars.

Das Erfassen der Wetterdaten ist laut Gerhard Müller, stellvertretender Direktor von Meteo Schweiz, ein permanenter Kampf um den “richtigen Standort” der Messgeräte, ein Ringen mit der Strahlung und dem Wind. Bei eisiger Kälte und Windgeschwindigkeiten von 50 Stundenkilometern auf der Plattform der “Sphinx” glaubt man ihm aufs Wort.

Stütze der Satelitenmessungen

Eine erdgebundene Station habe auch im Satellitenzeitalter durchaus ihre Berechtigung, sagte Erwin Flückiger, Direktor der Stiftung Hochalpine Forschungsstation Jungfraujoch. Gäbe es sie nicht, so müsste sie heute gebaut werden. Denn viele durch Satelliten erfasste Daten würden durch erdgestützte Messresultate “geeicht”.

Und in einem Punkt sind sich die Forscher einig: Langzeitmessungen sind unbezahlbar. Vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) erhält die Forschungsstation auf dem Jungfraujoch deshalb eine jährliche Festfinanzierung von 440’000 Franken.

swissinfo und Agenturen

Mehr

Mehr

SNF

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) ist eine privatrechtliche Stiftung, die im Auftrag des Bundes hauptsächlich die Grundlagenforschung in der Schweiz unterstützt. Der SNF fördert alle Disziplinen, von Philosophie über Biologie bis zu Nanowissenschaften und Medizin. Die Hauptaufgabe des SNF besteht darin, die von Forschenden eingereichten Projekte wissenschaftlich zu begutachten und diese im Rahmen der verfügbaren Mittel…

Mehr SNF

Mit der Konzession der Jungfraubahn 1894 entstand der Plan, auf 3500 Metern über Meer eine Forschungsstation zu errichten.

Die Forschungsstation wurde 1931 errichtet und galt als Pionierleistung.

Die Station entwickelte sich von einem astronomischen Observatorium und einer Station für die Erforschung von Höhenkrankheiten in eines der bekanntesten europäischen Umweltforschungszentren.

1936/37 entstand das heutige Aushängeschild, das Sphinx-Observatorium.

Dank der besonderen Lage im Alpenraum nimmt die Forschungsstation Jungfraujoch insbesondere bei den Umweltwissenschaftern eine Schlüsselstellung ein.

Die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) definiert sich seit 1998 als Forschungsinstitution für Materialwissenschaften und Technologie.

Sie ist ein Teil des Bereichs der Eidgenössisch Technischen Hochschulen und arbeitet mit der Industrie und öffentlichen Institutionen zusammen.

Die EMPA beschäftigt an drei Standorten (Dübendorf, St. Gallen, Thun) rund 800 Personen.

Für das Jahresbudget von 116 Mio. Fr. kommt zu gut zwei Dritteln die Eidgenossenschaft auf.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft