Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Eine Woche Grenzerfahrung

Für die Einen ein Erlebnis, für die Anderen eine Qual: Der Gigathlon führt an körperliche und seelische Grenzen. Keystone

1477 Kilometer durch die Schweiz schwimmen, laufen, radeln, skaten und biken: allein oder im Team. Rund 10'000 Athleten und Athletinnen sind am Swisspower Gigathlon dabei.

In 7 Tagen einzig mit Muskelkraft rund um die Schweiz: Eigentlich ist das gigantische Sportevent eine “Mission Impossible”. Zumindest für alle Singles, die sich durch Seen crawlen, über Pässe und durch Täler biken, radeln, rennen oder skaten. Doch 157 Männer und 6 Frauen wollen das Unmögliche möglich machen.

Der amerikanische Extremsportler Mark Allen ist überzeugt: der Gigathlon sei “härter als die Tour de France”. Schätzungsweise entspricht das 7-Tage-um-die-Schweiz-Rennen 7 aufeinander folgenden Ironman-Wettkämpfen.

Augenringe sind vorprogrammiert

Der Stundenplan ist eng, geschlafene Stunden können die Sportler und Sportlerinnen an einer Hand abzählen: Bis um Mitternacht muss das Ziel erreicht werden, um 5 Uhr heisst es wieder Check-in.

Wie erträgt das ein Körper? Kaum, sind Ärzte überzeugt. Sie sorgen sich sehr um die Gesundheit der Athletinnen und Athleten. 10’000 Kilokalorien müssten sie täglich einnehmen, das entspricht 2,5 Kilogramm Spaghetti.

Vom Distelöl zum Doping

Laut Experten können via Essen und Trinken nur rund 6000 Kilokalorien ersetzt werden. Und laut Rennarzt Walter O. Frey hat kaum ein Athlet, kaum eine Athletin im Vorfeld genügend Fettreserven angelegt. Er jedenfalls kenne niemanden, erklärte er in Medienberichten.

Wie sonst durchhalten? Doping? Frey befürchtet, dass die Gigathleten zu Amphetaminen greifen könnten. “Dann verbrauchen sie sämtliche Reserven, bis sie tot vom Velo fallen”, erklärte er im Vorfeld des gigantischen Ereignisses.

Ponstan und Voltaren sind keine Alternative

Schmerzmittel wie Ponstan und Voltaren sind im Ausdauersport sehr verbreitet. Sie stehen zwar auf keiner Dopingliste, können aber zu Nierenversagen führen.

Nicht zu vergessen ist auch die Hartnäckigkeit, der Ehrgeiz, der den Körper über die Grenzen hinaus jagen kann. Angehörige des ältesten Single, des 61jährigen Alfred Holzer, machen sich grosse Sorgen, weil dieser so “stur” sei.

Im Einsatz stehen deshalb und auch wegen dem “normalen” Unfallpotenzial über ein Dutzend Ärzte und viele Sanitäter. Die Spitäler entlang der Strecke stehen in Alarmbereitschaft.

Von den 156 Single-Männer standen am Donnerstag noch 112 auf der Rangliste. Von den 6 gestarteten Frauen, die den Gigathlon allein bestreiten, sind noch 5 im Rennen. Die körperliche und psychische Anstrengung und das Wetter (von grosser Hitze zu klirrender Kälte) fordern ihren Tribut.

Zusammen stark sein

Geredet und geschrieben wird vor allem über jene, die das gigantische Monsterprogramm alleine absolvieren. Doch es gibt auch die Teams. Klar: Auch hier spielt der Ehrgeiz eine Rolle, auch hier wurde monatelang trainiert – zum Teil. Doch spricht der Gigathlon auch Breitensportler und -sportlerinnen an.

Fun und Spass entlang der Strecke, die Sportarten werden untereinander aufgeteilt. Am Etappenziel fiebert man seinem “Gspänli” entgegen, bis zum nächsten gibt man sein Bestes. Abends heisst es Zelt fassen, denn dies ist der Gigathleten “Hotel”. Das eigene Bett steht noch bis Sonntag Abend leer.

swissinfo

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft