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Empfindlichkeit auf Elektrosmog nachgewiesen

grafik elektrosmog swissinfo.ch

Forscher der ETH Zürich haben die Empfindlichkeit von Menschen auf elektrische und magnetische Felder wissenschaftlich nachgewiesen. Nicht untersucht wurde, ob der so genannte Elektrosmog die Gesundheit der Betroffenen gefährdet.

“Elektrosensible Menschen sind keine Spinner”, fasste Helmut Krueger vom ETH-Institut für Hygiene und Arbeitsphysiologie am Donnerstag (19.10.) vor den Medien die Resultate des Forschungsprojekts zusammen. Elektro-Sensibilität sei existent und messbar.

Allerdings sei die Empfindlichkeit auf Elektrosmog bei den Betroffenen kein über längere Zeit stabiles Phänomen, sagte Mitarbeiter Christopher Müller. Die Elektrosensibilität sei nicht immer gleich stark und hänge auch von anderen Faktoren, wie etwa der aktuellen psychischen Verfassung und der sozialen Situation der betroffenen Personen, ab.

Strahlung von Mobilfunk nicht miteinbezogen

Niederfrequente elektrische und magnetische Felder werden von elektrischen Geräten aller Art verursacht, so etwa auch von Radioweckern oder Computern. Ebenfalls zu den Verursachern der Felder gehören Hochspannungs-Leitungen und Fahrleitungen von Bahnen. Nicht untersucht wurden hingegen die umstrittenen Auswirkungen von Mobilfunk-Antennen und Mobiltelefonen. Ihre Strahlung ist anders geartet.

Schlaf beeinträchtigt

Die Forscher des Projekts NEMESIS (Niederfrequente elektrische und magnetische Felder und Elektrosensibilität in der Schweiz) haben in den letzten vier Jahren über 60 Personen zwischen 17 und 76 Jahren aus der ganzen Schweiz einem Feld- und einem Laborversuch unterzogen.

Zuerst wurden die Personen zu Hause im Schlaf elektrischen und magnetischen Felder ausgesetzt. Erhoben wurde die Schlaftiefe, die Schlafqualität sowie das Aufwachbefinden und das Wohlbefinden am Tag. Dabei stellten die Forscher fest, dass die Personen weniger tief schliefen und sich nach dem Aufwachen weniger gut fühlten, wenn sie Elektrosmog ausgesetzt waren. Auf die eigentliche Schlafqualität und das Wohlbefinden am Tag hatten die Felder keinen Einfluss. Auch Herzschlag und Atemfunktionen wurden nicht gestört. In einer zweiten Phase im Labor sollten die Testpersonen feststellen, wann sie den Feldern ausgesetzt waren und wann nicht. Die Trefferquote war überdurchschnittlich hoch.

Fachstelle gefordert

Nicht untersucht wurde, ob Elektrosmog die Gesundheit gefährdet. Dies müsse Gegenstand einer weiteren Forschungsarbeit sein, die auf der jetzigen aufbaue, sagte Helmut Krueger. Ob die ETH diese Untersuchungen durchführen wird, steht noch nicht fest.

Elektrosensibilität sei – ähnlich der Lärmempfindlichkeit – eine Befindlichkeits-Störung und deshalb therapierbar, sagte Krueger. Wesentlich dafür sei aber, dass man wisse, wo man Elektrosmog ausgesetzt sei. Aus diesem Grund fordert er eine Fachstelle. Über sie sollen die Verursacher offen legen, wo elektrische Felder vorhanden sind, und Betroffene Hilfe erhalten.

swissinfo und Agenturen

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