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Energiestädte machen Klimapolitik von unten

Als erste Energiestadt ausgezeichnet: Schaffhausen.

Der Verein "Energiestadt" feiert in Schaffhausen sein 20-jähriges Bestehen und die Auszeichnung der 150. Schweizer Gemeinde. Energiestädte fördern erneuerbare Energien und verringern den CO2-Ausstoss und den Verbrauch von Erdöl.

Die Idee entstand 1988 bei ein paar engagierten Köpfen aus dem Umkreis von WWF, Schweizerischer Energie-Stiftung und Schweizerischer Gesellschaft für Umweltschutz. “Energiestadt – Entwicklungsplattform der kommunalen Energiepolitik” hiess das Projekt.

Die Zeit war günstig für energiepolitische Vorstösse. Das Stimmvolk nahm die Volksinitiative für ein 10-jähriges AKW-Moratorium an und stimmte dem Energieartikel in der Bundesverfassung zu. Damit wurden sparsame Energienutzung und die Förderung erneuerbarer Energien zum Verfassungsauftrag.

1991 startete der Bundesrat das Programm Energie 2000, und der damalige Energieminister Adolf Ogi lancierte zusammen mit den Umweltvertretern das Projekt “Energiestadt”. Als erste Stadt wurde Schaffhausen mit dem Label ausgezeichnet.

“In Schaffhausen hatte die Energiepolitik schon in den 1980er-Jahren einen hohen Stellenwert. Deshalb war die Stadt sofort bereit, weitere Schritte in diese Richtung zu tun und schloss sich mit dem Projektteam zusammen”, erklärt Robert Horbaty, der Geschäftsführer des Trägervereins “Energiestadt”, gegenüber swissinfo.

Städte sind autonom

Ausgezeichnet werden aussergewöhnliche Anstrengungen beim Energiesparen und beim Fördern erneuerbarer Energien. “Wenn eine Gemeinde von den vorgegebenen 87 Massnahmen mehr als 50% erfüllt, wird sie mit dem Label ‘Energiestadt’ ausgezeichnet”, sagt Horbaty weiter.

Wer gar 75% erfüllt, erhält die Gold-Auszeichnung. Delsberg ist die zehnte Schweizer Gemeinde, die diese Vorgabe erreicht.

Wichtig dabei sei, dass die Städte ihre Schwerpunkte selbst wählen könnten, also in der Umsetzung weitgehend autonom seien. Dies garantiere, dass dort gehandelt werde, wo die Wirkung am grössten sei.

Im Verlauf von 20 Jahren ist das Label “Energiestadt” zu einem erfolgreichen Instrument des Bundesprogramms “Energie Schweiz” geworden. “Die heute 153 Energiestädte und ihre rund 2,5 Millionen Einwohner leisten 20% der von ‘Energie Schweiz’ erzielten CO2-Reduktion”, teilt der Verein mit.

Romandie holt auf

Das Projekt der Energiestädte wurde nicht nur in der Deutschschweiz entwickelt, sondern ist dort auch am meisten verbreitet. Doch die Romandie habe aufgeholt, sagt Horbaty: “Rund 20 Gemeinden aus der Westschweiz wurden bis heute mit dem Label ausgezeichnet.”

Im Tessin erhielt bisher nur gerade Mendrisio das Label “Energiestadt”.

Im Jahr 2001 erfolgte der Schritt über die Landesgrenzen hinaus. Lörrach erhielt als erste Stadt ausserhalb der Schweiz das Label “Energiestadt”. Inzwischen wurden in Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Frankreich und der Schweiz 204 Städte und Gemeinden ausgezeichnet.

2000-Watt-Gesellschaft

An der Jubiläumsveranstaltung in Schaffhausen zog Cornelia Brandes, die Präsidentin des Trägervereins “Energiestadt”, Bilanz über die vergangenen 20 Jahre und unterstrich den grossen Beitrag, den die “Energiestädte” für eine nachhaltige Entwicklung leisten.

“Dank ihrem konsequenten Engagement reduzieren sie pro Jahr den CO2-Ausstoss um 78’000 Tonnen, den Stromverbrauch um 72 Millionen Kilowattstunden und den Verbrauch von Brenn- und Treibstoffen um 30 Millionen Liter”, sagte Brandes.

Energiepolitik ist eine langfristige Angelegenheit. Brandes nimmt Bezug auf die Aktionspläne des Bundesrates, die bis zum Jahr 2020 reichen, wenn sie sagt: “Die Energiestädte werden konkret vormachen, wie die 2000-Watt-Gesellschaft erreicht werden kann.”

swissinfo, Susanne Schanda

153 Städte und Gemeinden mit rund 2,5 Mio. Einwohnern wurden bisher als “Energiestädte” ausgezeichnet.

Weitere 143 interessierte Gemeinden mit rund 3,5 Mio. Einwohnern unterstützen den Verein “Energiestädte”.

Anfang 2008 wurde mit Spreitenbach die 150. Gemeinde ausgezeichnet. Das Label wird ihr an der Journée de l’énergie am 23. Oktober in Freiburg überreicht.

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