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Erdwärmeprojekt verursacht Beben in Basel

Die Arbeiten am Geothermieprojekt sind gestoppt worden. Geopower Basel

Ein von Menschen verursachter Erdstoss hat am Freitagabend Basel und Umgebung mit einer Stärke von 3,4 erschüttert. Es gab keine Verletzten, aber einige Sachschäden.

Die Arbeiten beim Erdwärmeprojekt “Deep Heat Mining” wurden darauf eingestellt. Die Basler Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung ein.

Am Freitag um 17:48 Uhr spürten die Bewohner der Region Basel, wie die Erde unter ihren Füssen bebte. Hunderte besorgter Bürger riefen darauf die Einsatzzentralen der Rettungsdienste an.

Ein Polizeisprecher erklärte, es seien einige Meldungen über Risse in Häusern eingegangen, und in der Nachbarstadt Riehen sei eine Lichtanlage ausgefallen.

Ursache für das Erdbeben waren Arbeiten beim Erdwärmeprojekt “Deep Heat Mining”. Seit Anfang Dezember wurde dort Wasser durch eine fünf Kilometer tiefe Bohrung in das Gestein gepumpt, um die Durchlässigkeit des Gesteins zu erhöhen. Konkret sei das “Einpressen des Wassers” Ursache für das Beben gewesen, heisst es in der Mitteilung.

Dass es beim Einpressen des Wassers zu Erdbeben kommt, war erwartet worden, wie René Kindhauser, Sprecher der für das Projekt verantwortlichen Geopower AG sagte. Schon zu Beginn der Einpressversuche hatte die Geopower auf mögliche Erdbeben hingewiesen.

Arbeiten eingestellt

Bereits seit Freitagmorgen sei aufgrund “spürbarer Erschütterungen” kein Wasser mehr eingepresst worden, heisst es im Communiqué, das auch die für das Erdwärmeprojekt verantwortliche Firma Geopower Basel unterzeichnet hat.

Inzwischen seien die Arbeiten eingestellt worden. Wissenschafter würden “umgehend” mit den Untersuchungen beginnen.

Strafuntersuchung

Die Basler Staatsanwaltschaft hat eine Strafuntersuchung eingeleitet. Sie richtet sich gegen die Personen, die für die Einpressversuche beim Geothermieprojekt verantwortlich sind. Für die Ermittlungen wurden Datenträger sichergestellt.

Die Staatsanwaltschaft klärt nun ab, ob eine Straftat vorliegt und wer gegebenfalls deswegen zur Rechenschaft gezogen muss. In Frage kommen die Straftatbestände der Sachbeschädigung sowie der Schreckung der Bevölkerung.

Die Staatsanwaltschaft ruft Betroffene auf, Anzeige zu erstatten. “Wir sind froh um jeden Hinweis”, sagte Sprecher Peter Gill.

Nach dem Erdstoss wurde umgehend die Krisenorganisation des Kantons Basel-Stadt einberufen. Sie bleibt bis auf weiteres in erhöhter Alarmbereitschaft.

Nachbeben

Der Schweizerische Erdbebendienst hat bis zum starken Erdstoss vom Freitagabend bereits 36 Mikrobeben registriert. Von diesen hatten fünf eine Magnitude zwischen 2 und 3. Die Werte der übrigen lagen tiefer.

Geotherm-Sprecher Kinderhauser selbst erlebte das Beben als kurze Erschütterung, die von einem heftigen Knall begleitet war.

Weitere Mikrobeben registrierte der Erdbebendienst auch noch am Samstag, so dass sich die Gesamtzahl auf gegen 100 beläuft. Nachdem die Arbeiten eingestellt wurden, rechnen Polizei und Geopower damit, dass die Erde langsam zur Ruhe kommen könnte.

Ob das “Deep Heat Mining”-Projekt gefährdet ist, lässt sich noch nicht sagen. Die Geopower veranschlagt die Kosten für die Entwicklung und Erstellung der Basler Pilotanlage auf 80 Millionen Franken. Am Projekt sind der Kanton Basel-Stadt sowie mehrere Energieversorger beteiligt.

swissinfo und Agenturen

In der Schweiz werden pro Jahr 300 bis 400 Erdstösse registriert.

Das letzte Erdbeben, das einige Schäden verursacht hat, ereignete sich 1991 im Kanton Graubünden.

Die Region Basel befindet sich in einer Risikozone. Die Stadt wurde 1356 von einem starken Beben fast total zerstört.

Das schweizerische Energieforschungs-Projekt Deep Heat Mining will bis 2009 mit der Pilotanlage bei Basel ein geothermisches Kraftwerk betreiben.

Um die Wärme aus den Tiefen der Erdkruste an der Oberfläche nutzen zu können wird kaltes Wasser ins heisse Gestein bis in 5000 Meter Tiefe gepresst. Dort können Temperaturen von 200 Grad Celsius genutzt werden.

Dabei erhitzt sich das Wasser und es wird an die Erdoberfläche befördert. Dort kann es zur Wärme- und Stromerzeugung verwendet werden.

Die Pilot-Anlage in Basel soll im Jahr ohne CO2-Ausstoss 20’000 Megawatt-Stunden Strom und 80’000 Megawatt-Stunden Wärme liefern, was den Bedarf an elektrischer Energie von rund 10’000 Haushalten und dem Wärmebedarf von 2700 Haushalten decken kann.

Die Anlage in Basel soll weltweit die erste sein, welches dieses Verfahren zur kommerziellen Energiegewinnung einsetzt.

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