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Erfolgreiche Luchs-Ansiedlung in der Ostschweiz

Das Luchsmännchen Vino verschwindet nach seiner Freilassung am 5. März im verschneiten Wald. Keystone

Die sechs in der Ostschweiz ausgesetzten Luchse Vino, Nura, Odin, Aura, Roco und Baya bereiten den Wildtierbiologen Freude: Kein einziges Schaf wurde bisher gerissen. Bauern und Jäger verfolgen das Umsiedlungsprojekt LUNO eher skeptisch-abwartend.

Die Projekt-Verantwortlichen Klaus Robin und Robert Meier zeigen sich in einer Zwischenbilanz zufrieden mit der Umsiedlung von sechs Luchsen aus der West- in die Ostschweiz.

Die drei Männchen und drei Weibchen haben vorläufige Lebensräume im Gebiet zwischen Alpstein, Walensee und Rheintal gefunden – zum Teil nach ausgedehnten Wanderungen.

Die Luchse tragen Halsbänder mit Sendern, mit denen sich ihre Standorte jederzeit feststellen lassen. Alle ein bis drei Tage werden die Tiere draussen in der Wildnis angepeilt, laut Robin eine aufwendige Arbeit. Die Standorte werden im Internet dokumentiert.

Vom Tössstock ins Toggenburg

Alle vier im zürcherischen Tössstock-Gebiet ausgesetzten Luchse wanderten – zur Überraschung der Biologen – bald ins gebirgige Toggenburg aus, obwohl dort das Beuteangebot schlechter ist. Die Luchse seien eben durch ihre Herkunft (sie wurden alle in Berggebieten eingefangen) geprägt, vermuten die Fachleute.

Luchse leben als Einzelgänger. Die Männchen markieren ihre Reviere mit dem Urin und gehen sich gegenseitig aus dem Weg. Im Rahmen des Projekts LUNO wurde bisher ein Kampf beobachtet. Jeder Luchs reisst im Durchschnitt pro Woche ein Reh oder eine Gämse. Die Beutetiere werden zum Teil zugedeckt und meist nachts gefressen.

Kaum Kritik

Schafe wurden bisher nicht gerissen. Die Luchse verhalten sich “fast über Erwarten vorbildlich”, sagen Robin und Meier. Entsprechend gab es aus bäuerlichen Kreisen noch kaum Kritik am Projekt LUNO. Meier beurteilt die Haltung als “skeptisch- abwartend”, aber nicht als abwehrend.

Auch mit den Jägern sind die Luchs-Verantwortlichen im Gespräch. So finden demnächst Informations-Anlässe statt, zu denen die Jagdreviere je einen Luchs-Delegierten schicken können. “Wir wollen durch offene Information bei den Jägern Vertrauen schaffen”, sagt Robin.

Vorerst bis Ende 2003

Das Projekt LUNO ist vertraglich vorerst bis Ende 2003 befristet. Beteiligt sind die Kantone Zürich, St. Gallen, Thurgau, beide Appenzell und das Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL). Mit Interesse verfolgt wird LUNO im Kanton Graubünden. Die direkten Kosten von 500’000 Franken trägt das BUWAL.

In der Schweiz wurden erstmals 1971 Luchse ausgesetzt. Inzwischen wird die Zahl der frei lebenden Luchse auf rund 100 geschätzt. Kurz nach der Wiederansiedlung der einst heimischen Wildkatzen begann auch die Luchsforschung, in der die Schweiz laut Robin und Meier heute führend ist.

swissinfo und Michael Nyffenegger (sda)

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