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Erstmals Blauzungenkrankheit in der Schweiz

Zum Schutz vor Mücken müssen die Kühe vor der Dämmerung in den Stall gebracht werden. Keystone

Auf einem Bauernhof im Kanton Basel sind die ersten Fälle von Blauzungenkrankheit in der Schweiz entdeckt worden. Ein Rind musste abgetan werden, weitere fünf Tiere sind infiziert.

Die für Menschen ungefährliche Tierseuche befällt ausschliesslich Wiederkäuer. Um eine weitere Ausbreitung zu vermeiden, gilt ab heute eine Schutzzone von 20 Kilometern rund um den betroffenen Hof.

Erstmals trat die Krankheit 2006 nördlich der Schweiz auf. Fälle wurden aus Belgien, Deutschland, Luxemburg und Frankreich gemeldet, in diesem Herbst auch aus der unmittelbaren Grenznähe. Das Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) erklärte daraufhin die ganze Schweiz zur Überwachungszone.

Wie erwartet hat das Virus nun den Sprung über die Grenze gemacht. Um eine weitere Ausbreitung zu vermeiden, gilt ab Montag eine Schutzzone von 20 Kilometern um den betroffenen Hof, wie das BVET mitteilte.

Lebende Wiederkäuer dürfen die Schutzzone nicht verlassen – ausser zur direkten Schlachtung. Als Schutzmassnahmen vor den Mücken müssen die Tiere eine Stunde vor der Dämmerung in den Stall gebracht werden.

Warten auf den Winter

Trotz dieser Massnahmen rechnet das BVET mit weiteren Fällen in der Schweiz. Wie Kantonstierarzt Markus Spichtig sagte, handelt es sich beim Erreger, der auf einem Bauernhof in Bettingen im Kanton Basel-Stadt auftrat, um den aggressiven Virustyp 8. Der Stamm löse bei rund einem Drittel der infizierten Tiere Symptome aus.

Kantonstierarzt Spichtig ist aber überzeugt, dass die Mückensaison spätestens in einem Monat zu Ende ist und vor dem Frühling keine weiteren Fälle auftreten.

Impfstoff noch nicht zugelassen

Bis dahin gibt es einen Hoffnungsschimmer: Laut Spichtig könnte schon nächstes Jahr ein Impfstoff auf den Markt kommen. Ein solcher sei vor kurzem entwickelt worden, in der Schweiz jedoch nicht zugelassen. Aber auch die Bauern, deren Tiere schon erkrankt sind, stehen nicht alleine da: Der Bund trägt den Schaden zu 90%.

Laut Spichtig gibt es im Kanton Basel-Stadt 7 Höfe mit Rindviehaltung, allesamt Bio-Betriebe. Auf 25 Bauernhöfen werden Schafe und Ziegen gehalten, auf einigen weiteren Damhirsche. Auf den Betrieben würden nun intensive Kontrollen durchgeführt.

Wie viele Bauernhöfe in der ab Montag geltenden Schutzzone liegen, konnte Spichtig noch nicht sagen. Viele liegen in Deutschland und Frankreich, wo aber die gleichen Bestimmungen für die Tierseuchenbekämpfung gelten wie in der Schweiz.

swissinfo und Agenturen

Die Blauzungenkrankheit ist eine meldepflichtige Tierseuche, die ausschliesslich Wiederkäuer wie Schafe, Rinder und Ziegen befällt.

Sie ist für den Menschen ungefährlich. Übertragen wird die Virus-Krankheit durch Mückenstiche. Es gibt 24 Typen des Blauzungen-Virus.

Der gegenwärtig in Mitteleuropa verbreitete Virustyp führt bei den befallenen Tieren zu Lahmheit, Speichelfluss, Schwellungen am Kopf und offenen Stellen im Mund.

Die Blaufärbung der Zunge tritt nicht zwingend auf. Anzeichen einer Erkrankung treten 4 bis 20 Tage nach der Infektion auf.

Verbreitet ist die Blauzungen-Krankheit vor allem in warmen Ländern. Erst in den letzten Jahren hat sie Europa erreicht.

Warmfeuchtes Klima begünstigt die Verbreitung, weil es der Culicoides-Mücke als Krankheitsüberträgerin ein längeres Überleben ermöglicht.

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