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Ex-Botschafter muss Farbe bekennen

Dem ehemaligen Botschafter Peter Friederich stehen schwere Tage bevor. SF DRS

Im Tessin ist am Montag der Prozess gegen Peter Friederich, den ehemaligen Schweizer Botschafter in Luxemburg, eröffnet worden.

Er wurde im Juli 2002 verhaftet und muss sich wegen Drogenschmuggels, Unterschlagung und Betruges verantworten. Ihm droht eine lange Haftstrafe.

Der ehemalige Genfer General-Staatsanwalt Bernard Bertossa wird über die Zukunft von Peter Friederich richten. Die Anklageschrift von Bundesrichter Paul Perraudin gegen den Ex-Botschafter ist 200 Seiten stark. Der Prozess am Bundesstrafgericht in Bellinzona soll 12 Tage dauern.

Der stellvertretende Bundesanwalt Claude Nicati wirft dem 63-jährigen Friederich in seiner Anklageschrift zunächst Unterstützung einer kriminellen Organisation, qualifizierte Geldwäscherei und Urkundenfälschung vor.

Friederich wird in diesem Zusammenhang angelastet, als Mittelsmann von Drogenhändlern fungiert zu haben.

Friederichs Verteidiger Didier Bottge weist sämtliche Vorwürfe gegen seinen Mandanten zurück.

“Peter Friederich war höchstens ein kleines Rad in einem viel grösseren System”, sagte Bottge gegenüber swissinfo. “Es überrascht mich, dass er als einziger vor Gericht steht, wo doch in zahlreichen Ländern untersucht worden ist.”

Karrierediplomat

Peter Friederich ist seit 30 Jahren Diplomat. Er war Botschafter in Vietnam und Kuba, bevor er 1999 nach Luxemburg versetzt wurde.

Die Untersuchung hat ergeben, dass der Botschafter überall, wo er tätig war, grosse Mengen Geld – im Auftrag von Freunden, wie es heisst – an der Börse einsetzte. Er versprach eine höhere als die marktübliche Rendite.

Als die Börse im Jahr 2000 einbrach, verlor Friederich rund 5 Mio. Franken, was ihn in grosse finanzielle Schwierigkeiten brachte.

Verschlungene Zahlungen

Friederich wurde im Juli 2002 verhaftet und anschliessend von seiner Arbeit freigestellt. Im September 2002 verliess er das Aussenministerium “auf eigenen Wunsch”, wie es hiess. Bei seiner Verhaftung wurden auf seinem Privatkonto in Luxemburg rund 2,4 Mio. Franken gefunden.

Diese Gelder soll Friederich – so die Anklageschrift – von Mitgliedern einer Drogenbande in jeweils kleinen Scheinen und verschiedenen Währungen nicht nur in Luxemburg, sondern auch in Polen, Amsterdam oder Genf entgegengenommen und auf ein auf ihn lautendes Konto einbezahlt haben. Anschliessend soll er die Gelder auf Konten der Drogenbarone weitergeleitet haben.

Die Zahlungen kamen von einem gewissen Antonio Florido Sosa, einem Spanier, der den spanischen Behörden unter dem Decknamen “Radio Jaen” bekannt war und der des Drogenhandels und der Geldwäsche verdächtigt wurde.

Sosa wurde später denn auch auf Verdacht des Kokain-Schmuggels verhaftet. Die Anklage sagt nun, dass Friederich von Radio Jaens Tätigkeiten gewusst habe und möglicherweise von dessen Drogenschmuggel profitiert habe.

Zigarrenkisten

Friederich erklärte, das Geld stamme aus dem Verkauf von Gemälden, Kisten mit Zigarren und antiquarischen Büchern. Auch eine Uhr aus Meissenporzellan sei dabei, die er einem Rechtsanwalt in Genf verkauft habe.

Laut Friederichs Anwalt könnte das Geld von einem spanischen Treuhänder auf dem Konto platziert worden sein, um Steuern zu umgehen.

Friederich gab später zu, über die Herkunft des Geldes gelogen und die Unterschrift des angeblichen Kunden gefälscht zu haben. Die Mithilfe an Geldwäscherei stritt er jedoch ab.

Schuldig oder naiv?

Wie Friederichs Anwalt weiter erklärte, hat sein Mandant nichts von einem Drogenring oder von mafiösen Geschäften gewusst. Das Geld sei auf seinem Konto gewesen, bevor die Verbindung von Radio Jaen zum Kokainschmuggel entdeckt worden sei.

Die Anklage hingegen ist überzeugt, dass Friederich gewusst hatte, dass da krumme Dinge laufen.

“Dieser Prozess wird zeigen, wie viel Peter Friederich wirklich wusste”, so Verteidiger Bottge. “Ich werde in den meisten Anklagepunkten auf Freispruch plädieren. Sollte er schuldig gesprochen werden, dann hoffe ich, dass er auf Bewährung freikommt.”

swissinfo, Thomas Stephens
(Übertragung aus dem Englischen: Urs Maurer)

Der Prozess gegen Peter Friederich soll bis zum 20. Mai dauern.
Die Hauptanklagepunkte: Unterstützung einer kriminellen Verbindung und Geldwäscherei.
Friedrich drohen bis zu 10 Jahren Haft.

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