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Experten sagen zunehmende Hitzewellen voraus

In diesen Hitzetagen bietet nur das Wasser Abkühlung. Keystone

Laut Klimaexperten könnte die Temperatur in unseren Gegenden bis Ende des Jahrhunderts um 4 bis 5 Grad zunehmen. Und es wird vermehrt Hitzewellen geben.

An einem dreitägigen Podium in Thun haben 70 internationale Experten über die Klimaveränderung der letzten 100 Jahre und über die Zukunft diskutiert.

Der Einfluss des Menschen auf den Energiezustand der Erde nehme täglich zu, erklärte der Berner Geograph Heinz Wanner in Thun. Mit grosser Wahrscheinlichkeit müsse künftig mit einer gewissen Zunahme von extremen Wetterereignissen im Alpenraum gerechnet werden.

Allerdings wolle er auch nicht den Teufel an die Wand malen, schränkte Wanner ein. Extremereignisse eigneten sich nicht, um die Klimaveränderung zu dokumentieren. Dazu bräuchte es sehr lange und grossräumige Messreihen, die sich nicht auf ein paar Jahrhunderte beschränkten.

Verlässlicher sei es da, den Einfluss des Menschen auf den Energiezustand der Erde zu beobachten. Daraus gehe hervor, dass der Anteil des Menschen an der Erderwärmung mindestens ebenso gross sei wie die natürlichen Faktoren, die das Klima ebenfalls beeinflussten.

Mehr Hitzesommer

Bis Ende des Jahrhunderts müsse mit zunehmenden Hitzewellen gerechnet werden, führte Martin Beniston vom geographischen Institut der Universität Freiburg aus.

Die Region könnte sich bis dahin um vier bis fünf Grad erwärmen. Hitzetage könnten bis zu zehn Grad heisser werden, als wir das bisher gewohnt seien, sagte Beniston. Der Hitzesommer 2003 sei deshalb möglicherweise eine Art Vorbote dieser künftigen Sommer gewesen.

Hitzewellen werden laut Beniston mit Sicherheit häufiger, bei den Windstürmen sei die Tendenz ungewiss. Der Rückversicherer Swiss Re erwartet aufgrund einer wissenschaftlichen Studie allerdings eine deutliche Schadenszunahme bei Winterstürmen in Europa, wie Pamela Heck von der Abteilung Klima und Umweltgefahren des Rückversicherers sagte.

Schadenszunahme von bis 68 Prozent

Die Studie kommt zum Schluss, dass im Zeitraum von 1975 bis 2085 mit einer Schadenzunahme von 16 bis 68% zu rechnen sei. Dies stelle auch die Versicherungen vor neue Herausforderungen.

Das Podiumsgespräch war Teil eines dreitägigen, internationalen Klima-Workshops in Thun. 70 Klimaexperten aus aller Welt diskutieren bis am Mittwoch Details der Klimaentwicklung der vergangenen hundert Jahre.

In der Schweiz ist es seit 1970 um fast zwei Grad wärmer geworden. Gleichzeitig häuften sich in den letzten Jahren Extremereignisse, wie etwa der Sturm Lothar, Hochwasser und Erdrutsche. Auch Thun und das Berner Oberland waren von solchen Ereignissen stark betroffen.

swissinfo und Agenturen

Gemäss dem Bericht 2001 des Internationalen Forums über die Klimaveränderung sind Temperaturanstiege, wie man sie seit 1910 beobachtet, in den 1000 vorangehenden Jahren nie vorgekommen.

Die Temperaturen sind weltweit durchschnittlich um 0,6 Grad angestiegen. In den letzten 30 Jahren hat die Temperatur-Zunahme weltweit durchschnittlich 0,1-0,2 Grad pro Dekade betragen.

In der Schweiz hat die Temperatur seit 1970 durchschnittlich um 2 Grad zugenommen.

In dieser Zeit ist es vermehrt zu extremen Wetterereignissen gekommen, wie etwa der Sturm Lothar 1999 und die Überflutungen und Erdrutsche 2000 und 2005.

Die Gletscher, deutliche Indikatoren des Klimawandels, sind in der Schweiz zwischen 1985 und 2000 um 18% zurückgegangen.

Am 25. Juli hat die Schweiz den bisher heissesten Tag dieses Jahres erlebt.
In Sion wurden 35,9 Grad gemessen.
Ihren Hitzerekord erlebte die Schweiz im Sommer 2003.
Am 12. August stieg das Thermometer in Grono im Kanton Graubünden auf 41,5 Grad.

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