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Feuer frei auf Kormorane

Der Kormoran ist für die Fischer ein zu guter Jäger. Keystone

Zum Leidwesen der Fischer vermehren sich die Kormorane in der Schweiz stark. Richten sie grosse Schäden an, dürfen sie künftig auch in nationalen Schutzzonen abgeschossen werden.

Dies empört den Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife. Er hält den Beschluss des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) für unhaltbar.

Im Sommer 2007 wurden nach Angaben des BAFU rund 350 Kormoran-Brutpaare in sieben Kolonien gezählt.

Allein im Wasser- und Zugvogelreservat Fanel am Neuenburgersee brüten 250 Paare.

Gemäss einem Gutachten verlieren die dortigen 40 Berufsfischer rund 5700 Franken pro Betrieb jährlich, weil die Kormorane Fische aus den Netzen stehlen, sie angepickt zurücklassen oder die Netze beim Plündern beschädigen.

Für den ganzen Neuenburgersee ergibt sich gemäss Angaben des BAFU eine Schadensumme von rund 200’000 Franken.

Vernichten der Eier

Nun soll den Kantonen ermöglicht werden, bei übermässigen Schäden in die Brutkolonien in Schutzgebieten regulierend einzugreifen. Eine Stabilisierung der Kolonien sei möglich, wenn über zwei Drittel der Eier vernichtet würden.

Hierfür muss die Verordnung über die Wasser- und Zugvogelreservate von internationaler und nationaler Bedeutung (WZVV) abgeändert werden. Die Neuerung könnte daher frühestens für die Brutsaison 2009 wirksam werden.

Für Vogelschutz unhaltbar

Für den Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz ist diese Aufweichung der WZVV-Schutzzonen unhaltbar. Unter den Schutzzonen seien wertvolle Vogelschutzgebiete, sagte die stellvertretende Geschäftsführerin Christa Glauser.

Gemäss dem 2005 ausgehandelten Massnahmenplan sollten die Kormorankolonien an grösseren Seen grundsätzlich unbehelligt bleiben. Doch vor allem dem Fischerei-Verband gingen die Massnahmen zu wenig weit.

Die neuen Beschlüsse gehen auf Diskussionen in der Arbeitsgruppe Kormoran und Fischerei zurück, in der auch der Vogelschutz vertreten ist. Doch laut Glauser wurden dessen Bedenken nicht berücksichtigt.

Abschüsse auch an Netzen

Das BAFU empfiehlt den Kantonen zudem, Abschüsse von einzelnen Kormoranen an den ausgelegten Netzen im Rahmen der eidgenössischen Jagdgesetzgebung zu bewilligen.

Bisher sind laut dem Vogelschutz nur Abschüsse im Winter und an Fliessgewässern erlaubt. In einem Projekt sollen Massnahmen zur Schadenprävention an den Netzen entwickelt und getestet werden.

swissinfo und Agenturen

Der Kormoran, früher Seerabe genannt, wird 77 bis 94 cm gross, hat eine Flügelspannweite von 121 bis 149 cm und wiegt 2,5 bis 3,5 kg.

Von weitem sehen die Tiere schwarz aus, von nahem glänzt das Gefieder metallisch. Sie sind meist stumm, nur in der Kolonie geben sie dumpf krächzende Laute von sich.

Kormorane fressen bis 500 Gramm Fisch pro Tag. Ihre Nahrung erbeuten sie tauchend. Häufig fischen Kormorane gemeinsam – Garantie für einen grösseren Jagderfolg.

Gebrütet wird in Kolonien am Boden, auf Bäumen und Felsklippen. Häufig befinden sich die Brutstätten auf Inseln.

Wegen ihres ätzenden Kotes werden Brutbäume langfristig oft in Mitleidenschaft gezogen. Das Nest wird aus Zweigen, Schilf oder Seetang gebaut. Kormorane legen in der Regel 3 bis 4 Eier.

In der Schweiz hat der Kormoran 2001 zu brüten begonnen. Ursprünglich war er lediglich Durchzüger, erst seit etwa 60 Jahren überwintert er in kleiner Zahl auf Schweizer Seen und Flüssen.

Bis Ende 1970er-Jahre wurden alle Brutkolonien in Nord- und Osteuropa geschützt. In der Folge nahmen sowohl die Anzahl Brutvögel in Nord- und Osteuropa sowie auch die Anzahl Durchzüger und Wintergäste massiv zu.

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