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FIFA fördert von Zürich aus den Fussball in Afrika

Sepp Blatter will Afrika mit Fussball vorwärts bringen. swissinfo.ch

Für FIFA-Präsident Joseph Blatter war die Fussball-WM in Deutschland "einfach schön". Sein Augenmerk richtet er allerdings bereits nach Südafrika, wo 2010 die nächste WM stattfindet.

Der afrikanische Kontinent wird für die FIFA in den kommenden Jahren zum Entwicklungs-Schwerpunkt. Ein Projekt will dort Profi-Ligen fördern, um die Spieler zu halten.

Das Gebäude des Weltfussballverbandes ist ein architektonisches Meisterwerk, und das Büro des Schweizer FIFA-Präsidenten Joseph (Sepp) Blatter widerspiegelt den Rang des Inhabers, der längst mehr verkörpert als nur den Präsidenten eines mächtigen Sportverbandes. Blatter ist Manager, Politiker und Sport-Entwicklungshelfer in einer Person.

Der Raum ist zwar gross, aber nicht steril. Er beinhaltet zahlreiche Gegenstände. So auch den Pokal der Pokale, den die italienische Fussball-Nationalmannschaft im Juli im WM-Finale von Berlin gewann. Eine 1:1-Kopie sei es, sagt FIFA-Boss Blatter. “Stemmen sie ihn nur hoch”, fordert er den Besucher auf.

Dann nimmt der Herr des Weltfussballs einen offiziellen WM-Ball vom Korpus und legt ihn auf den Boden. “Schauen Sie”, sagt er, “ein Ball ist doch eine Weltkugel und der WM-Pokal symbolisiert das. Hände tragen die Weltkugel Fussball.” Für Blatter ist der Fussball die Welt.

“Schöne” WM in Deutschland

Hat aber der FIFA-Präsident, der mit den einflussreichsten Persönlichkeiten dieser Welt zusammentrifft, überhaupt noch Zeit, um am Stammtisch auch über den Fussball der lokalen “Stars” zu fachsimpeln?

“Aber sicher!” Er interessiere sich noch immer für “seine” Walliser Vereine Visp und Sion, und habe die Berner Young Boys zum Mut beglückwünscht, einen Kunstrasen ins Stade de Suisse gelegt zu haben.

“Dem Kunstrasen gehört die Zukunft”, ist Sepp Blatter überzeugt. Er freue sich auf den Fussballplatz, der in Zürich neben dem FIFA-Gebäude entstehe. “Ich muss noch regelmässig gegen einen Ball treten.”

Die Fussball-Weltmeisterschaft in Deutschland habe die ganze Welt in ihren Bann gezogen. “Während vier Wochen sind positive Emotionen in die ganze Welt ausgestrahlt worden. Ein ganzes Land hat die WM gelebt”, freut er sich. “Es war sehr schön.”

WM an Symposium analysieren

Dennoch hätte er sich einen etwas offensiveren Fussball gewünscht. Aber das lasse sich halt nicht steuern.

“Für mich war es schade, dass der Final wegen dem Kopfstoss von Zinedine Zidane mit einer Roten Karte zu Ende ging. Aber sonst war das nicht so bedeutend.” Er bewundere Italien, das sich trotz des Riesenskandals im eigenen Land zum Weltmeister durchgekämpft habe.

Gemäss Blatter wird die FIFA in Berlin demnächst mit den Trainern der 32 Finalisten, mit Schiedsrichtern und weitern Fussballexperten ein grosses Symposium organisieren. Dort werde die WM analysiert und auch über Regeländerungen diskutiert.

Die Einführung des Profi-Status für Schiedsrichter werde ebenfalls erwogen, da diese gemäss Blatter bei Bestechungsversuchen das schwächste Glied sind.

Südafrika darf anders sein

Doch eigentlich befasst sich der FIFA-Präsident bereits eingehend mit den Weltmeisterschaften 2010 in Südafrika. Nachdem Deutschland die Latte hoch gelegt hat, wird er immer wieder gefragt, ob Südafrika das schaffe.

“Sicher kann Südafrika das”, sagt Blatter. “Südafrika darf anders sein als Deutschland, und wird es auch sein. Es wird afrikanische Weltmeisterschaften geben.” Das ganze Ambiente werde anders sein. “Auch die Stadien werden in vier Jahren gebaut sein. Es gibt keinen Plan B für eine eventuelle Austragung in einem andern Land.”

Für Sepp Blatter ist die WM in Südafrika auch eine Art Entwicklungsprojekt für Afrika, genauer für Schwarzafrika. Es ärgert ihn, dass der ganze Kontinent “leergekauft” wird. “Fussballspieler haben in den schwarzafrikanischen Ländern keine Zukunft. Vor allem die europäischen Vereine kaufen den Kontinent praktisch leer.”

Abhilfe sollen Profi-Ligen schaffen. Die FIFA will Geld für deren Aufbau sprechen.

UEFA soll Steuern bezahlen

Doch vor der WM in Südafrika kommt erst die Europameisterschaft, die 2008 in der Schweiz und Österreich stattfindet.

“Das jedoch ist Sache des europäischen Fussballverbandes UEFA”, meint der FIFA-Präsident. Er sei allerdings “in seelischer Verwandtschaft” mit dem Schweizer Fussballverband und auch etwas mit dem österreichischen involviert.

Sepp Blatter findet die Diskussion in der Schweiz um die Kosten für die Sicherheit der EM, die bis ins Parlament gelangte, etwas kleinlich. Die Kostenfrage sei halt typisch schweizerisch. Anstatt zu fragen “Was bringt das?” frage man “Was kostet es?”. So ein Grossanlass werde der Schweiz viel bringen.

Dass der Europäische Fussballverband jedoch keine Quellensteuer an den Bund bezahlen will, kann Blatter nicht verstehen. “Wir haben in Deutschland jetzt gerade diese Steuern mit den Behörden abgerechnet und bezahlt.”

swissinfo, Urs Maurer, Zürich

Die FIFA (Fédération Internationale de Football Association) ist der Weltfussballverband mit Sitz in Zürich.
Sie wurde 1904 in Paris gegründet und besteht aus sechs Kontinental-Verbänden.
Sie organisiert verschiedene Fussball-Wettbewerbe, darunter die Männer- und die Frauen-Fussballweltmeisterschaft.
Präsident ist der Schweizer Joseph S. Blatter, geboren am 10. März 1936 in Visp.
In Zürich beschäftigt die FIFA rund 125 Personen.
Allein für die weltweiten Fernsehrechte der Fussball-WM 2002 und 2006 der Männer löste die FIFA rund 2,8 Mrd. Franken.

FIFA-Präsident Sepp Blatter setzte sich vehement für eine Weltmeisterschaft in Afrika ein. Dank dem von der FIFA eingeführten Rotationsprinzip ist der afrikanische Kontinent an der Reihe.

Immer wieder tauchen jedoch Zweifel auf, ob der Kontinent auch in der Lage sei, eine WM durchzuführen.

Mit dem Projekt “Win in Africa with Africa” will der Weltfussballverband bis 2010 finanziell mithelfen, dass in Afrika Profi-Ligen gegründet werden. Am Projekt sind auch zahlreiche Organisationen und die EU finanziell beteiligt.

Die FIFA wird das Projekt Ende Jahr offiziell vorstellen. Zur Zeit ist der Verband mit den politischen Akteuren in Afrika daran, die Einzelheiten auszuarbeiten.

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