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Genf und Basel locken mit Büchern und Autoren

Sowohl in Genf wie auch in Basel steht für ein paar Tage das Buch im Mittelpunkt. Keystone

Ein wortgewaltiges Wochenende in der Schweiz: In Genf findet der "Salon du Livre" statt, in Basel eine deutschsprachige Buchmesse.

So reich wie die Kontroverse um die zeitgleichen Veranstaltungen ist auch das Programm an Rhone und Rhein.

Es wird Frühling in der Schweiz, und auch der Bücherfrühling steht unmittelbar vor der Tür: Dieses Wochenende finden in Genf und Basel grosse Buchmessen statt, beide mit sehr vielseitigem und viel versprechendem Programm.

In den kälteren Tagen dieses Jahres hatte Basel noch für Knatsch im Land gesorgt: Dass nämlich am ersten Wochenende im Mai, an dem jeweils der traditionelle Schweizer Buchsalon “Salon du Livre” in Genf stattfindet, diesmal auch in Basel ein Buch-Event über die Bühne geht. Diese zeitliche Koinzidenz sorgte für rote Köpfe in Veranstalter-, Verleger- und Autorenkreisen.

Und so fanden es viele eine gute Idee, als Anfang dieses Monats der Schweizerische Buchhändler- und Verlegerverein SBVV ankündigte, die beiden Buchmessen von Genf und Basel würden nächstes Jahr im zweisprachigen Biel zusammengelegt. Nur: Es war ein Aprilscherz.

Gerade Deutschschweizer Bücher-Liebhabern dürfte die Wahl zwischen den beiden Messen heuer schwer fallen. Denn in Genf, wo die Beteiligung deutschsprachiger Verlage seit Jahren rückläufig ist, setzt dieses Jahr mit Ehrengast Zürich der wichtigste Schweizer Literaturkanton einen Deutschschweizer Schwerpunkt.

Literaturkanton Zürich als Ehrengast

Zürich bringt 22 der stärksten Schweizer Verlage – darunter Diogenes, Ammann und Nagel&Kimche – an die Rhone und um die 30 namhafte Autoren – Hanna Johansen, Lukas Hartmann und Ulrich Knellwolf etwa – sowie Comic- und Illustrationsstars wie Mike van Audenhove und Markus Pfister.

Ein Sonderzug mit lesenden Autoren und speziellem Kinder-Literaturprogramm bringt Zürcherinnen und Zürcher am Samstag zu einem Spottpreis von 25 Franken (Kinder 12 Franken) zum Genfer Paléxpo. In den Zügen kann in zwei Waggons entweder den Autoren gelauscht oder wortlos nach Genf gerauscht werden.

Innerhalb der 500 Quadratmeter grossen Zürich-Ausstellung ist eine Replik des legendären Zürcher Literaten-Cafés Odéon als Veranstaltungs- und Erholungsraum aufgebaut.

Basel: die Literarische

Die BuchBasel präsentiert auf 5000 Quadratmetern nicht weniger als 267 deutschsprachige Verlage, 152 davon aus der Schweiz. Es handelt sich dabei aber eher um kleinere Verlagshäuser und Literatur-Institutionen. Mit dabei sind immerhin Ammann, Haupt und Lenos aus der Schweiz sowie Claassen, Eichborn und Kiepenheuer&Witsch aus Deutschland.

Imposant ist auch die Zahl von 187 Lesungen. Erwartet werden beispielsweise Adolf Muschg, Peter von Matt, Paul Nizon, Klaus Merz, Erica Pedretti, Hansjörg Schertenleib, Hans Saner und Ruth Schweikert. Aus Deutschland reisen der vielfach ausgezeichnete Wilhelm Genazino und aus Österreich Robert Schindel (“Schlafes Bruder”) an.

In Spezial-Zelten werden Jugendliche und Kinder mit Mitmach-Aktionen zum Lesen animiert. Und des Abends zieht jeweils eine “Lesekarawane” mit etwa 20 Autoren und Autorinnen um die Häuser und überrascht von der Literatur Ungetaufte beim Abendschoppen.

Genf: die Vielfältige

Die Buch- und Pressemesse Genf weist mit 30’000 Quadratmetern eine sechs Mal so grosse Ausstellungsfläche und mit 1000 Ausstellern etwa vier Mal so viele Anbieter auf wie Basel. Inbegriffen sind wie immer die Kunstmesse Europ’Art, die Musikmesse und neu die Studentenmesse.

Zur Genfer Vielfalt gehören zudem zahlreiche Ausstellungen. In der Grössten von ihnen werden 200 Werke von Henri de Toulouse-Lautrec gezeigt. Filmplakate zu Simenon-Verfilmungen, Comics über den belgischen Chansonnier Jacques Brel und die besten Schweizer Pressefotos sind weitere Themen von Ausstellungen.

Viele Sprachen, eine Literatur?

Prominent am Eingang gelegen ist die Schau “4×1=1++++. vier Sprachen: eine Literatur”. Sie zeigt, welche Bedeutung die Übersetzung für die Schweizer Literatur hat und präsentiert 51 Schweizer Autoren und Autorinnen in Bild, Filmporträts, mit Originalquellen und Übersetzungs-Beispielen.

Dazu werden gratis acht Broschüren mit Auszügen aus Übersetzungen neuer Texte von Schweizer Autorinnen und Autoren abgegeben. Unter anderen von Ruth Schweikert, Martin R. Dean, Amélie Plume, Hans Boesch und Dumenic Andri.

Viele Schweizer Autoren werden also zwischen Basel und Genf pendeln, von einer Lesung zur anderen. Das Programm legt nahe, dass auch Lesende nicht nur von Zürich nach Genf, sondern auch von Genf nach Basel übersetzen.

swissinfo und Agenturen

Salon du livre:
Zürich ist Gastkanton in Genf, 41 Zürcher Verlage sind dieses Jahr in Genf zu Gast.

Die Themen der einzelnen Zürcher Programme bewegen sich von Bilderbuch, Kinder- und Jugendbuch über Comic, Belletristik, Kunst- und Sachbuch bis hin zu Hörbuch und Lehrmittel.

Die Lesungen des Gastkantons finden in einer Replik des ehemaligen Zürcher Literaten-Cafés “Odéon” statt, das die Zürcher im Paléxpo aufbauten.

Ein Sonderzug fährt am Samstag von Zürich nach Genf, in dem verschiedene Autoren aus ihren Büchern vorlesen.

BuchBasel:
Basel feiert das Buch mit einem Festival und einer neuen Buchmesse; die BuchBasel ist auch eine Verkaufsmesse.

Lesungen und Performances finden in verschiedenen Lokalitäten der Stadt statt.

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