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Grünes Licht für Gentech-Weizen

Die Gentechnik an Kulturpflanzen darf nun auch im Freien getestet werden. Keystone

Die ETH Zürich darf ihren Freisetzungs-Versuch mit gentechnisch verändertem Weizen durchführen. Ein früheres Verbot wurde aufgehoben.

Die ETH ist froh über den Entscheid. Die Standortgemeinde vertraut den Kontrollen. Greenpeace protestiert.

Das Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) hat den Freisetzungs-Versuch im zweiten Anlauf mit Auflagen bewilligt. So sind Sicherheits-Massnahmen wie Abschrankungen, Pollenzelte oder Isolations-Abstände verlangt.

Das BUWAL verlangt, dass die Testparzelle überwacht wird und Bodenproben analysiert werden. Einsatz- und Notfallpläne für den Fall aussergewöhnlicher Ereignisse müssen erstellt werden. Das BUWAL will zudem einen Bericht über den Verlauf und die wichtigsten Ergebnisse.

UVEK hiess Beschwerde gut

Dem Entscheid vom Freitag war eine lange Debatte mit unterschiedlichen Beurteilungen von BUWAL und zuständigem Minister Moritz Leuenberger vorausgegangen.

Das Departement Leuenberger hatte – nach einer Beschwede der ETH gegen den abschlägigen Bescheid – das BUWAL angewiesen, das Gesuch der Hochschule neu zu beurteilen. Es hatte damit eine Beschwerde der Hochschule gutgeheissen.

Und bereits im September machte der Umweltminister klar, wie die Beurteilung ausfallen solle: Er sehe gemäss geltendem Recht keine triftigen Gründe für ein Nein, so Leuenberger.

Kein Gesetz dagegen

Das BUWAL hatte im November 2001 den Versuch verboten, weil auf Grund des verfügbaren Wissens nicht jedes Risiko mit Sicherheit ausgeschlossen werden könne. Zudem sei die Wirkung des im Weizen gentechnisch integrierten “Killer-Proteins” (KP4) umstritten.

Bereits damals befürworteten die Fachkommission für Biologische Sicherheit, die Ethikkommission für die Gentechnik im ausserhumanen Bereich, die Bundesämter für Gesundheit, für Landwirtschaft und für Veterinärwesen sowie das Zürcher Umweltamt den Versuch. Die ETH reichte deshalb Beschwerde ein und argumentierte, es werde ein Gesetz angewandt, das noch gar nicht existiere.

Die ETHZ möchte nach positiven Versuchen im Gewächshaus die Resistenz von 1600 gentechnisch modifizierten Getreidepflanzen gegen die Pilzkrankheit “Stinkbrand” auch im Freien erforschen. Das Experiment soll in der Forschungsanstalt Eschikon (Gemeinde Lindau ZH) auf einer Fläche von acht Quadratmetern stattfinden.

Gelassenheit in Lindau, Proteste von Greenpeace

Die ETH Zürich sei froh über den neuen BUWAL-Entscheid, sagte ETH-Sprecher Rolf Guggenbühl. Die Auflagen seien streng, aber erfüllbar. Einen Teil davon hätte die ETH auch ohne expliziten Auftrag erfüllt.

In Lindau, der Standortgemeinde des Freisetzungsversuches, vertraut man auf die Kontrollmechanismen. Der Gemeinderat wende sich nicht gegen die Versuche, sagte Gemeindeschreiber Hans Steinegger. Im Dorf diskutiere man zur Zeit mehr über den Fluglärm. Dieser überlagere gegenwärtig die Gentech-Debatte.

Protestiert gegen den Entscheid hat Greenpeace. Der Schutz von Umwelt, Gesundheit und ökologischer Landwirtschaft werde zu Gunsten eines fragwürdigen und überflüssigen Experiments aufs Spiel gesetzt. “Experimente gehören ins Labor”, schreibt Greenpeace in einem Communiqué.

swissinfo und Agenturen

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