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Lob und Kritik nach dem Rücktritt des DEZA-Chefs

Noch viele Projekte: Walter Fust verlässt die DEZA. Keystone

Nach 15 Jahren an der Spitze der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) geht Walter Fust Ende April 2008 frühzeitig in Pension.

Vom Parlament wurde er kürzlich wegen der strategischen Führung der DEZA kritisiert. Doch andere erinnern an die neuen Impulse, die er gesetzt hat.

Der 62-jährige Walter Fust bezeichnete die Zeit als DEZA-Direktor am Mittwoch auf Anfrage als lang und intensiv. “Ich will noch Vieles unternehmen”, sagte er ohne konkrete Projekte zu nennen. “Ich möchte mich privat und mit meiner Frau engagieren”, sagte er.

Verschiedentlich geäusserte Kritik hatte laut Fust keinen Einfluss auf den Entscheid. Er habe ein sehr gutes Gewissen über die Leistungen der DEZA. Was die Nachfolge betreffe, so gebe es innerhalb und ausserhalb des Departementes viele Interessierte.

Die Entwicklungszusammenarbeit habe sich im Zeichen der Globalisierung stark gewandelt, hält das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) fest. Fust habe diese Veränderungen frühzeitig erkannt und innovative Impulse an die zuständigen Institutionen der Schweiz getragen.

Moderne Entwicklungsagentur

Auch habe er wichtige Impulse für die Ausgestaltung der internationalen Zusammenarbeit gegeben. Nach Amtsantritt als Direktor habe Fust die damalige Direktion für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe schrittweise zu einer modernen Entwicklungsagentur geformt.

Das Wirken der DEZA finde heute weit über die Grenzen der Schweiz hinaus sehr hohe Beachtung und Anerkennung. Als DEZA-Chef sei es Fust ein besonderes Anliegen gewesen, sich vor Ort ein eigenes Bild über die Lebensbedingungen zu machen und das Engagement der Schweiz auf die Bedürfnisse der Menschen auszurichten.

Im Schussfeld politischer Kritik

Fust, dessen Wahl seinerzeit von den Hilfswerken mit kritischen Kommentaren bedacht worden war, geriet aber auch ins Schussfeld politischer Kritik. Die ständerätliche Geschäftsprüfungskommission (GPK) forderte mehr strategische Führung durch den Bundesrat und Aussenministerin Micheline Calmy-Rey.

Ausserdem verlangte die GPK eine Überprüfung der Führungsinstrumente, klare Schwerpunkte in der Entwicklungszusammenarbeit und Transparenz bei den Rahmenkrediten.

In der Folge kritisierte Fust den GPK-Bericht scharf. Im vergangenen März einigten sich die GPK und Calmy-Rey auf einen konstruktiven Dialog, um die Polemik zu beenden.

swissinfo und Agenturen

1945 in Mosnang (Kanton St. Gallen) geboren, hat Walter Fust Staatswissenschaft studiert und in der Privatwirtschaft gearbeitet. 1975 trat er in den diplomatischen Dienst ein.

Nach verschiedenen Posten kehrte er 1984 nach Bern zurück, um persönlicher Berater von Bundesrat Kurt Furgler zu werden.

Nach dem Direktionsposten bei der Schweizerischen Zentrale für Handelsförderung wechselte er 1990 als Generalsekretär ins Innendepartement.

1993 wurde er zum DEZA-Direktor gewählt.

Die Wahl zum Direktor des Welternährungsprogramms (WFP) der Vereinten Nationen (UNO) im November letzten Jahres blieb Fust jedoch im letzten Moment verwehrt, weil sich die USA mit massivem Lobbying für ihre eigene Kandidatin stark machten.

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