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Swissair: Banken setzen auf Crossair

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Noch fliegt die Swissair - garantiert sind die Flüge vorerst für Montag. Die Anzeichen verdichten sich, dass die Grossbanken UBS und Credit Suisse Group über die Regional-Fluggesellschaft Crossair eine Auffanggesellschaft gründen wollen. Teile des Konzerns würden dabei in Konkurs gehen. Die Gewerkschaften sind besorgt. Die Swissair Group hat für 18 Uhr eine Medienkonferenz angekündigt.

Die Swissair Group führt am Montag sämtliche Flüge nach Flugplan durch. Für den Dienstag müsse die Swissair neu entscheiden, sagte eine Sprecherin der Fluggesellschaft auf Anfrage. Die Situation werde von Tag zu Tag analysiert.

Die Grossbanken haben am Wochenende einen Kredit von 1 Mrd. Franken gesprochen, um der Schweiz eine Fluggesellschaft zu erhalten. Der Kredit wäre jedoch an Bedingungen geknüpft, die über die von Swissair Group-Konzernchef Mario Corti angekündigte Restrukturierung hinausgehen.

Fluggeschäft restrukturieren, unrentable Bereiche in Konkurs

Gut informierte Quellen berichten in verschiedenen Medien einhellig über die Stossrichtung: Die Fluggesellschaft soll neu aufgebaut werden. Das Szenario, dass die Crossair dabei die Federführung übernimmt, steht im Vordergrund. Swissair hält 70 Prozent an der Regionalgesellschaft.

In die Crossair integriert werden könnten Teile des Fluggeschäftes, allenfalls auch weitere, flugverwandte Teile. Rentable Konzernbereiche würden verkauft. Die unrentablen Bereiche würden in den Konkurs gehen.

Zustimmung steht aus

Der Vorschlag der Banken liegt jetzt bei der Swissair Group auf dem Tisch. Ob der Verwaltungsrat den Rettungsanker der Banken annehmen wird, ist noch unklar. Swissair nimmt keine Stellung zu den möglichen Szenarien, bevor die Sitzungen des Verwaltungsrates und des Bundesrates nicht beendet sind.

Unterdessen hat die Regierung ihre Sitzung zur Lage der Swissair auf den frühen Abend verschoben. Bis dahin soll gemäss Swissair-Sprecher Stillschweigen über die Verhandlungen bewahrt werden.

Gewerkschafts-Delegation trifft Mario Corti

Ebenfalls am Montagnachmittag trifft eine Delegation von rund 50 Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern Swissair-Chef Mario Corti. Alle Sparten des Unternehmens sind an der gemäss Obligationenrecht vorgeschriebenen Personalorientierung vertreten.

Die Bedingungen der Grossbanken beunruhigen die Gewerkschaften. Die Banken legten zwar das Geld auf den Tisch, das Bestehen des Unternehmens sei damit aber nicht gesichert, sagte Rémy Pagani, Sekretär der Genfer Sektion Luftfahrt der Gewerkschaft VPOD.

Für die Gewerkschaften komme eine Lohnkürzung um 1’000 Franken nicht in Frage, wenn die Swissair-Löhne mit jenen der Crossair gleichgestellt würden. Für die Banken wäre eine Senkung der Löhne und ein Abrücken von den Bedingungen des Gesamtarbeitsvertrages zu einfach.

Auszeit an der Börse

Der Handel mit Swissair- und Crossair-Aktien ist mindestens bis und mit Dienstag ausgesetzt.

In der Zwischenzeit wurde auch die Aktie der Flughafen Zürich AG vom Handel suspendiert. Dies auf Antrag des Unternehmens. Am Montag waren die Wertpapiere von Unique im Zuge der Swissair-Krise markant eingebrochen. Zuletzt notierten die Valoren um 20,7 Prozent tiefer bei 111 Franken.

swissinfo und Agenturen

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