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Weiterer Stellenabbau bei Credit Suisse

Weitere Umstrukturierungen bei CSFB - 300 Stellen fallen weg. Keystone

Der Finanzkonzern Credit Suisse Group (CSG) streicht in Zürich 300 Stellen. Vom Abbau der Stellen betroffen ist die Investmentbank CSFB.

Mit den Massnahmen hofft der angeschlagene Finanzkonzern CSG, die Kosten um jährlich 140 Mio. Franken zu senken.

Die Credit Suisse macht einem Teil ihrer Beschäftigten ein übles “Weihnachtsgeschenk”. Sie legt Teile der Investmentbank First Boston (CSFB) mit dem Privat- und Kleinkundengeschäft der CSFS zusammen und baut in Zürich bis Ende 2003 rund 300 Stellen ab.

Mit der Zusammenlegung soll die Effizienz im Schweizer Geschäft der CSFB gesteigert werden, wie die CSG am Donnerstagabend mitteilte.

Rekordbusse und Gerüchte



Seit Mittwoch hatten an der Börse Gerüchte zirkuliert, dass die CSG Doppelspurigkeiten zwischen der CSFB und der CSFS eliminieren wolle. Am Donnerstagabend folgte dann die Bestätigung per Communiqué. Nur Stunden zuvor hatte die britsche Finanzaufsicht gegen die CSFB im Zusammenhang mit Geschäften in Japan eine Rekordbusse verhängt.

Den neuen Plänen zufolge soll die in Zürich basierte Plattform zur Abwicklung von Wertschriften- und Treasury-Transaktionen bis Mitte 2003 vollständig in die CSFS integriert werden. Dies umfasst auch die entsprechenden Mid- und Back-Offices sowie IT-Funktionen. Chef der CSFS ist Oswald Grübel, der ab 1. Januar mit CSFB-Chef John Mack Co-Konzernchef der Gruppe wird.

Umzug nach London

Die CSFB werde in Zukunft für die Schweizer Kunden (Institutionelle, multinationale Unternehmen, staatliche Körperschaften) ihre in London basierte Abwicklungsplattform nutzen.

Die CS Financial Services wickle die Wertschriften- und Treasury-Aktionen auf der Schweizer Plattform künftig in eigener Regie ab. Die CSFS bedient Private-Banking-, Retail- und Firmenkunden.

Im Schweizer-Franken-Markt werde die Credit Suisse innerhalb der Gruppe als einzige Gegenpartei für Refinanzierungsgeschäfte auftreten und die CSFB im Schweizer-Franken-Geschäft mit festverzinslichten Instrumenten sowie im Schweizer-Franken- Emissionsgeschäft vertreten.

140 Mio. Franken Einsparungen pro Jahr

Die Grossbank erhofft sich von dem Schritt Kostensynergien von rund 140 Mio. Franken pro Jahr. Der hohe Service-Standard solle beibehalten werden.

Der Integrationsprozess soll nach Angaben der CSG bis Mitte 2003 abgeschlossen sein. Der Investment-Banking-Bereich und die Verkaufsorganisation für institutionelle Kunden der CSFB in der Schweiz blieben bestehen und seien von diesen Änderungen nicht betroffen, schreibt die Grossbank.

CSG schrumpft weiter

Es sehe so aus, als ob die alte Kreditanstalt (SKA) wieder geboren werden solle, sagten Händler. CSG sei nicht die erste Firma, die angesichts grösserer Probleme zurückbuchstabiere und die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre ungeschehen machen wolle. Andere prominente Beispiele seien Zurich FS oder Rentenanstalt.

Anfang Oktober hatte die CSFB angekündigt, in den nächsten Monaten zwischen 1250 und 1750 Stellen vorab in den USA und in London abzubauen und damit 500 Mio. Dollar sparen zu wollen. Seit Mitte 2001 hatte die Geschäftsbank bereits 4500 Arbeitsplätze gestrichen. Im Bankgeschäft in der Schweiz beschäftigt die CSG zur Zeit 21’700 Personen.

Weltweit beschäftigt der vor allem wegen Verlusten bei der Winterthur leidende Finanzkonzern rund 80’000 Personen.

Personalverband nicht überrascht

Der Stellenabbau erfolgt vollumfänglich in Zürich. Da die Fluktuation im Finanzsektor sozusagen zum Erliegen gekommen ist, wird es wohl zu vielen Entlassungen kommen, sind Branchenkenner überzeugt. Für die Entlassenen soll ein Massnahmenkatalog – eine Art Sozialplan – ausgearbeitet werden.

Der Schweizerische Bankpersonalverband zeigte sich vom neuen Stellenabbau nicht überrascht. Dennoch bedauert man den Verlust von 300 Stellen tief. Die Situation des Sektors dürfte sich vorläufig nicht verbessern, sagte Verbandssekretärin Mary-France Goy.

swissinfo und Agenturen

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