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Flugzeugunglück über Atlantik noch immer ungeklärt

Airbus A330 der Air France: Die abgestürzte Maschine war identisch mit diesem Typus. AirFrance

In der Nacht auf Dienstag haben die brasilianische und die französische Armee sowie mehrere Handelsschiffe weiter nach dem vermissten französischen Airbus gesucht. An Bord waren auch sechs Schweizer Staatsangehörige. Mittlerweile fand die brasilianische Luftwaffe Wrackteile.

Die betroffene Fluggesellschaft Air France lokalisierte den möglichen Absturzort etwa auf halber Strecke zwischen der brasilianischen und der afrikanischen Küste.

Laut Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy wurden die USA gebeten, mit ihren Satelliten die Suche nach dem Airbus A330-220 mit der Flugnummer AF 447 zu unterstützen.

US-Präsident Barack Obama sicherte Frankreich die volle Unterstützung seines Landes zu.

“Die Vereinigten Staaten gewähren jede notwendige Mithilfe, um herauszufinden, was passiert ist”, sagte Obama am Dienstag dem französischen Fernsehsender i-tv.

Wrackteile gefunden

Die brasilianische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben Wrackteile der über dem Atlantik vermissten Air-France-Maschine gefunden. In der Gegend der mutmasslichen Unglücksstelle seien im Wasser Sitze und weitere Teile entdeckt worden, teilte ein Sprecher am Dienstag mit. Darunter seien möglicherweise Metallstücke sowie Anzeichen von Öl und Kerosin.

Die brasilianische Fluggesellschaft TAM Linhas Aereas erklärte am Dienstagmorgen, die Besatzung einer ihrer Maschinen habe “orange Punkte” im Atlantik rund 1300 Kilometer vom Archipel Fernando de Noronha entfernt gesehen.

Beim Unglück handelt es sich um die schwerste Katastrophe in der Zivilluftfahrt seit 2001.

Schweiz “tief betroffen”

Der Airbus stürzte auf dem Flug von Brasilien nach Paris vermutlich in den Ozean. Unter den Passagieren waren nach Angaben der Fluggesellschaft und des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) auch sechs Schweizer.

Die Schweizer Regierung drückte am Montagabend den Familien und Angehörigen des Absturzes ihr Beileid aus. Sie sei “tief betroffen” über das Unglück, heisst es in einer Mitteilung des EDA.

Leuenberger kondoliert Verkehrsministern

Verkehrsminister Moritz Leuenberger übermittelte am Dienstag seinen Amtskollegen in Brasilien und Frankreich ein Kondolenzschreiben. Darin drückte er ihnen seine innere Bewegung über den Absturz der Air-France-Maschine aus. Den Familien der Opfer brachte Leuenberger die Verbundenheit der Schweizer Regierung und die Anteilnahme des Schweizer Volkes zum Ausdruck.

Zum Beginn der zweiten Woche der Sommersession gedachte auch Nationalratspräsidentin Chiara Simoneschi-Cortesi der Menschen in vielen Ländern, darunter auch in der Schweiz, die um ihre Angehörigen bangen. Im Namen des Parlaments sprach sie den Familien ihr Mitgefühl und ihre Solidarität aus.

Viele Nationen betroffen

Bei dem Unglück sind vermutlich alle 228 Passagiere und Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen. Laut der Passagierliste von Air France befanden sich im Flugzeug neben sechs Schweizern 58 Brasilianer, 61 Franzosen, 26 Deutsche, 9 Chinesen, 9 Italiener, 5 Briten, 5 Libanesen, 4 Ungarn, 3 Iren, 3 Slowaken, 3 Norweger, 2 Spanier, 2 Marokkaner, 2 Amerikaner und 2 Polen.

Je ein Passagier stammte aus Südafrika, Argentinien, Österreich, Belgien, Kanada, Kroatien, Dänemark, Estland, Gambia, Island, den Niederlanden, den Philippinen, Rumänien, Schweden und der Türkei. Zudem waren 12 Besatzungsmitglieder an Bord.

Spekulationen über Ursache

Das Flugzeug war durch ein Gewittergebiet mit starken Turbulenzen geflogen. Es ist mit Sendern ausgestattet, die im Fall eines Absturzes noch tagelang Signale aussenden. Keiner der drei Notfallsender der Maschine habe jedoch ein Signal ausgestrahlt.

Laut Expertenmeinung in den französischen Medien ist dies ein Zeichen dafür, dass die Katastrophe sehr schnell eingetreten ist. Die Notsignale könnten bei dem Unglück zerstört worden sein.

Unterdessen wird weiter über mögliche Ursachen des Verschwindens spekuliert. Air France hatte recht früh einen Blitzeinschlag als eine wahrscheinliche Ursache genannt.

Die Maschine hatte während des Nachtflugs Probleme mit der Stromversorgung gemeldet. Die These eines Terroranschlags gilt inzwischen als höchst unwahrscheinlich.

Der Airbus war Montagmorgen nach Mitternacht mitteleuropäischer Zeit in Rio gestartet. Dreieinhalb Stunden später gab es den letzten Kontakt mit der brasilianischen Flugkontrolle.

Da war das Flugzeug schon 560 Kilometer von der Küste entfernt und flog in 11’000 Metern Höhe. Air France alarmierte die brasilianischen und afrikanischen Luftfahrtämter. Die Besatzung war sehr erfahren, der Pilot hatte 11’000 Flugstunden hinter sich.

swissinfo.ch und Agenturen

Für Angehörige der Opfer in der Schweiz wurde im Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) eine Informationsstelle eingerichtet:

031 323 30 99

Air France hat für die Familien der Insassen am Pariser Flughafen Charles de Gaulle ein Informationszentrum eingerichtet und eine Hotline zur Verfügung gestellt:

0033 1570 21055

Das Verschwinden einer Air-France-Maschine über dem Atlantik könnte eines der schwersten Luftfahrtunglücke der vergangenen Jahre sein.

Beim Tod aller 228 Menschen an Bord wäre es für die Fluggesellschaft die schlimmste Katastrophe in ihrer Geschichte.

Ein Überblick über die folgenschwersten Unfälle der zivilen Luftfahrt der letzten vier Jahre:

20.8.2008
Eine MD-82 der spanischen Gesellschaft Spanair zerschellt kurz nach dem Start auf den Flughafen Madrid. 154 der 172 Insassen kommen ums Leben.

17.7.2007
Ein Airbus A-320 der brasilianischen Gesellschaft TAM rast bei der Landung in São Paulo in eine Tankstelle und ein Haus. Alle 187 Insassen und 12 Menschen am Boden sterben.

29.9.2006
Über dem brasilianischen Urwald stossen eine Boeing 737-800 der Fluggesellschaft Gol und eine zweimotorige Privatmaschine zusammen. Die 155 Menschen in der Boeing sterben, die andere Maschine kann notlanden.

22.8.2006
Eine Tupolew-154 der russischen Gesellschaft Pulkovo stürzt nördlich von Donezk in der Ukraine vermutlich nach einen Blitzeinschlag ab, 170 Menschen sterben.

swissinfo.ch

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