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Franz Weber wird 75 Jahre alt

Der Umweltschutz-Pionier Franz Weber denkt nicht ans Aufhören. Keystone Archive

Franz Weber, Schweizer Pionier in Sachen Naturschutz, feierte am Samstag seinen 75. Geburtstag. Er will sich weiterhin für die Natur einsetzen.

Nach vier Jahrzehnten im Kampf für Flora und Fauna stört den Umweltschützer Franz Weber sein Alter keineswegs: “Ich bin ein junger Mann, der sich ins Alter verirrt hat”, sagt er. Was ihn jedoch stört, ist die Zerstörung der Umwelt und der fehlende Respekt vor Tieren. “Wenn irgendwo etwas Schönes stirbt, stirbt etwas in uns und die Welt als Ganzes verliert etwas”, meint Weber.

Beispielhafte Kämpfe…

“Wir können ohne die Natur nicht leben. Ich bin ein Kämpfer, ein Verteidiger der wichtigen Werte”, erklärt der in Basel geborene Romand. Er ist stolz auf seinen Kampf. “Ich kämpfe seit 1965”, erinnert er sich. “Die Bilanz ist sehr positiv. Alle meine Siege sind Symbole, die andere Personen anregen können, dasselbe zu tun.”

… in der Schweiz…

Das erste Symbol, das er errungen hatte, hiess Surlej: 1965 kündigte ein Immobilien-Konsortium an, es wolle die damals rund 30 Seelen zählende Gemeinde im Oberengadin in eine Stadt mit 25’000 Einwohnern umwandeln.

Aufgeschreckt von dieser Nachricht eilte Weber, damals noch als Journalist tätig, ins Engadin und gründete die Schutzvereinigung “Pro Surlej”. Dass er schliesslich diesen “grössenwahnsinnigen und naturfrevlerischen Plan” zunichte machen konnte, darauf ist Weber heute noch stolz.

Er gab in der Folge den Journalismus auf und zog nach Montreux, wo er 1975 die Stiftung Franz Weber und zwei Jahre später die Organisation Helvetia Nostra gründete.

Es folgten weitere Erfolge: die Unterschutzstellung des Weinbaugebiets von Lavaux am Genfersee, die Verhinderung der Rawyl-Autobahn durchs Simmental, die Erhaltung des historischen Giessbach-Hotels bei Brienz oder der Gärten von Ouchy bei Lausanne, um nur einige zu nennen.

… und im Ausland.

Seinen grössten Erfolg feierte Weber aber vor 20 Jahren mit einer Kampagne im Ausland. Er beendete die industriellen Robben-Massaker in Kanada. Danach hat sich seine Fondation für Wildpferde in Australien (1989) ebenso eingesetzt wie für Elefanten in Afrika (1999).

Weber musste aber auch Misserfolge einstreichen: Seine Eidgenössische Initiative zur “Abschaffung der Vivisektion” – es ging um Eingriffe am lebenden Tier zu Forschungszwecken – wurde vom Volk 1985 mit über 70% verworfen. Zwei Jahre später scheiterte eine gleichlautende Initiative im Sammelstadium.

Gratulanten halten Distanz

Weber selber glaubt, seine Arbeit habe nicht jene Anerkennung erhalten, die sie verdiene. “Ausser dem Soziologen Jean Ziegler und dem Autoren Friedrich Dürrenmatt hält mich die Schweiz für einen Witz”, moniert er.

Schweizer Umweltschutz-Organisationen beurteilen den Mann, der auch schon “Messias der Ökologie” genannt wurde, unterschiedlich. “Ich wünsche ihm einen frohen Geburtstag”, sagt Kaspar Schuler von Greenpeace Schweiz. “Aber wir sehen uns sehr weit entfernt von Webers Aktivitäten.”

Olivier van Bogaert vom WWF meint zwar, Webers Methoden seien nicht jedermanns Sache, anerkennt aber seinen wichtigen Beitrag zum Schutz der Natur. “Wir verdanken ihm den Erhalt mehrerer Gebiete”, sagt er.

Philippe Roch vom Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) tönt ähnlich: “Franz Weber hat eine wichtige Rolle gespielt. Seine Tätigkeiten haben einen grossen Beitrag geleistet bei der Sensibilisierung in Umweltfragen.

swissinfo/Frederic Burnand

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