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Fremde Fische dringen in Schweizer Gewässer

Der Rote Sumpfkrebs: Dank ihm wurde 1996 der Schübelweiher in Küsnacht bei Zürich in der ganzen Schweiz bekannt. Keystone

Einwanderung: Das Phänomen ist nicht nur auf Menschen beschränkt, sondern kommt auch in der Tierwelt vor. Mit teils fatalen Folgen für die angestammten Arten.

Dieser Inhalt wurde am 04. August 2004 publiziert

Nicht immer sind die Folgen aber derart drastisch wie im Fall der roten Sumpfkrebse aus den USA.

Die Einwanderung fremder Tierarten in die Schweiz ist ein durchaus natürlicher Vorgang. Sie können aber einheimischen Populationen Schaden zufügen. Bei ausgesetzten Krebsen ging das beinahe ins Auge. Bei den Fischen war der Eingriff am grössten.

Die grössten artenmässigen Veränderungen seit dem 19. Jahrhundert gibt es in den Gewässern der Schweiz. Durch Gewässerkorrektionen und andere Eingriffe starben acht heimische Fischarten aus, wie das Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) nachweist.

Gewässer-"Verschönerung"

Der Philosophie der Industrialisierung entsprechend, wurden 13 neue Arten eingesetzt - zur "Verschönerung" und aus Profitgründen. Der berühmteste "neue Fisch" ist die Regenbogenforelle. Sie setzt der heimischen Bachforelle derart zu, dass das BUWAL ihre Aussetzung ausserhalb geschlossener Systeme (Stauseen etc.) je nach Umständen nicht bewilligt.

Hinzu kamen drei weitere Arten. Zwei stammen aus der Zierfischhaltung, von einer weiss niemand, wie sie in hiesige Gewässer gelangte. Der Zwergwels wurde aus Aquarien geleert.

Goldfisch als Schädling

Der scheinbar harmlose Goldfisch entwich aus Zierweihern oder wurde ausgesetzt. Dieser Allesfresser kann ganze Biotope kahlfressen. Raubfische verschmähen die bunte Beute - sie erkennen den Orangefarbenen nicht als essbar.

Konkurrenz und Einkreuzung

Die neuen Fische haben vielerorts negative Auswirkungen auf das Ökosystem. Sie konkurrenzieren heimische Arten bei der Nahrung oder fressen sie gleich auf. Wegen des Konkurrenzdrucks durch ausgesetzte Rotaugen verschwand etwa die einheimische Alborella aus dem Luganersee.

Auch Hybrid-Bildungen mit einheimischen nahen Verwandten sind laut einer BUWAL-Publikation möglich. Beispiel dafür ist die marmorierte Forelle im Tessin, die sich mit der atlantischen Form der Bachforelle kreuzte. Diese Bachforelle wurde 1906 zu Fischereizwecken eingeführt. Die marmorierte Forelle ist praktisch verschwunden.

Hinzu kommt, dass sich Muschelarten parasitisch an Fische heften und so in Schweizer Gewässer getragen werden. Natürlich besteht immer die Gefahr, dass neue Arten Krankheiten einschleppen, gegen die sie selbst, nicht aber die einheimischen Fische resistent sind.

Kurzfristig werden in der Schweiz sechs, langfristig neun weitere neue Arten erwartet. Als problematisch gelten die Amur-, Fluss-, Nackthals- und Schwarzmund-Grundel sowie die Dickkopf-Elritze.

Krebse starben beinahe aus

Bei den Krebsen wirkten ausgesetzte Fremdlinge beinahe wie eine Atombombe. Ursprünglich lebten Stein-, Dohlen- und Edelkrebs in der Schweiz. Vier neue Arten kamen hinzu. Drei davon stammen aus Nordamerika.

Diese Krebse sind seit Urzeiten gegen die Pilzkrankheit Krebspest immun - nicht aber ihre Schweizer Gegenstücke. Die heimischen Krebse wurden derart dahin gerafft, dass sich der Bestand der Edelkrebse bis heute nicht erholt hat. Die Krebspest flackert immer wieder auf.

Unvergessen ist das Drama im Schübelweiher in zürcherischen Küsnacht. Dort machte sich der aggressive, ungemein vermehrungsfreudige und flexible Rote Sumpfkrebs aus Louisiana (USA) breit und bedrohte alles Leben im Weiher. Ein Gifteinsatz scheiterte am Einspruch des WWF. Eingesetzte Hechte versagten. Erst Aale konnten dem Ungebetenen den Garaus machen.

swissinfo und Agenturen

In Kürze

Seit dem 19. Jahrhundert sind in Schweizer Gewässern acht Fischarten ausgestorben.

13 neue Fischarten wurden ausgesetzt, zur "Verschönerung" oder aus Profitgründen. Goldfische und Zwergwelse wurden auch aus Aquarien "ausgeleert".

Gefährlich sind auch Krebse aus den USA, weil sie gegen die Krebspest immun sind, die heimischen Krebse dagegen nicht.

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