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Auslandschweizer nehmen Kurs auf Asien

Die Anzahl von Studierenden aus der Fünften Schweiz hat um knapp 20% zugenommen. Keystone

Die Fünfte Schweiz zählt heute rund 716'000 Personen. Asien blieb auch 2012 ein Magnet, die Mehrheit der Auslandschweizer lebt aber immer noch in Europa. Die Auslandschweizer-Organisation berichtet zudem über eine Zunahme von Auslandschweizern, die zum Studium in die Schweiz kommen.

Die Zahl der Schweizerinnen und Schweizer, die im Ausland leben, ist im letzten Jahr auf 715’710 gestiegen, das sind 12’072 Personen (1,72%) mehr als 2011.

Damit lebten Ende 2012 mehr als 10% der Schweizer Bürgerinnen und Bürger im Ausland. Seit 1980 hat sich die Grösse der Auslandschweizer-Gemeinde verdoppelt.

“Schweizer sind in der globalisierten Welt sehr mobil”, erklärt Ariane Rustichelli, die Sprecherin der Auslandschweizer-Organisation (ASO). “In absoluten Prozenten hatte Asien, mit China, mit einem Anstieg von 5,69% für das fünfte Jahr in Folge den stärksten Zuwachs verzeichnet. Der Grund dafür sind vermutlich wirtschaftliche und berufliche Gründe.”

Parallel dazu nimmt das politische Gewicht der Fünften Schweiz zu, die zahlenmässig heute der Bevölkerung des Kantons Waadt entspricht, des drittgrössten Kantons der Schweiz.

Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer, die in einem Schweizer Stimmregister eingetragen sind und somit ihre politischen Rechte wahrnehmen können, um 4,1% auf 149’165 Personen.

Die ASO freut sich, dass “rund ein Viertel aller im Ausland lebenden Landsleute im stimmrechtsfähigen Alter (556’756), und in Europa gar 31,25%, in einem Schweizer Stimmregister eingetragen sind”.

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Wo wohnen die meisten Auslandschweizer und -schweizerinnen?

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Etwa 11% aller Schweizerinnen und Schweizer leben im Ausland. Und gut 140’000 Personen haben sich in einem Schweizer Stimmregister eingetragen.

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Studieren in der Schweiz

Der Verein zur Förderung der Ausbildung junger Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer (AJAS), eine Branche der ASO hat seinerseits mehr Informationsanfragen von Auslandschweizern erhalten, die ihre Kinder zum Studium in die Schweiz schicken möchten.

“Im Verlauf der letzten Monate nahmen die Anfragen von Landsleuten aus dem Ausland zu, die entweder für sich oder ein Familienmitglied mehr erfahren möchten. 2011 waren es 650 Anfragen, im letzten Jahr 770”, erklärt AJAS-Geschäftsführerin Fiona Scheidegger. Das ist eine Zunahme um 18,4%.

“Die Mehrheit der Anfragen kommt direkt aus der Schweiz, von Eltern, die hier geblieben sind. In der letzten Zeit haben Anfragen von Schweizern aus Griechenland, Spanien und Italien im Vergleich zu früher deutlich zugenommen”, präzisiert Scheidegger.

Was die letzten beiden Länder angeht, haben sich die Anfragen pro Jahr in den letzten zwei Jahren mehr als verdoppelt. Dasselbe Bild zeigt sich bei Anfragen über Stipendienmöglichkeiten.

Lässt sich diese Zunahme durch die Wirtschaftskrise im Süden Europas erklären? Gibt es Grund zur Sorge? Nein, denn die Zahlen seien immer noch bescheiden, antwortet Ariane Rustichelli.

“Diese jungen Menschen kommen für ein Studium an einer Hochschule hierher, sie wollen die Schweiz entdecken, und manchmal bleiben sie danach einige weitere Jahre hier, um zu arbeiten.”

Auch wenn sie später “in ihr zweites Land zurückkehren, viele sind Doppelbürger, werden sie wahrscheinlich wichtige Stellen haben und die engen Bande, die sie mit der Schweiz geknüpft haben werden, dürften ihnen nur zugutekommen”, ergänzt Rustichelli. “Ich würde sagen, Studieren in der Schweiz ist ein Reichtum, der noch zu wenig genutzt wird.”

Der Bereich Sozialhilfe für Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer (SAS) beim Bundesamt für Justiz kann Auslandschweizer unterstützen, die sich in einer finanziellen Notlage befinden. Dazu muss bei einer Schweizer Vertretung im Wohnsitzland ein Gesuch eingereicht werden.

Die Kriterien für eine Unterstützung entsprechen denen für Sozialhilfe in der Schweiz, angepasst an die Verhältnisse im jeweiligen Wohnsitzland. Unterstützungsmöglichkeiten sind: monatliche Sozialhilfe, Übernahme von Spitalkosten und medizinischen Auslagen, Beitragsleistungen an Sozialversicherungen, Überbrückungs-Hilfen oder Hilfe bei Aufenthalten in Institutionen (Altersheime etc.).

Die SAS kann auch Menschen unterstützen, die in die Schweiz zurückkehren möchten, aber nicht genügende eigene Mittel haben. Wer nach der Rückkehr weitere finanzielle Unterstützung braucht, kann sich an die Sozialdienste der Wohngemeinde oder des Kantons wenden.

Die ASO verfügt ihrerseits über einen Fonds, aus dem Rückwanderer zur Überbrückung mit kleineren zinslosen Darlehen unterstützt werden können.

Mehr Auswanderer als Rückkehrer

Wirkt sich die Wirtschaftskrise auf die Auslandschweizer in Europa aus? Nach Angaben des Fachbereichs Sozialhilfe für Auslandschweizer (SAS) beim Bundesamt für Justiz hat sich die Zahl der Unterstützten zwischen 2011 und 2012 verdoppelt. “Im letzten Jahr sind 80 Auslandschweizer in die Schweiz zurückgekehrt und haben Unterstützung erhalten”, erklärt SAS-Mitarbeiter Sandro Monti.

Eine Mehrheit der 80 Fälle habe “Personen im Alter von über 50 Jahren betroffen, in 28 Fällen ging es um Personen, die aus Spanien zurückgekehrt sind”, präzisiert Monti.

Zudem unterstütze der Bund 323 Landsleute, die weiterhin im Ausland lebten und aus verschiedenen Gründen mittellos seien, mit Sozialhilfe. Vor allem weil “Menschen mit sehr niedrigem Einkommen in Ländern, in denen sich die wirtschaftliche Situation verschlechtert, besonders verletzlich sind”.

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Wenn es fern der Heimat schief läuft

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht “Meines Wissens sind wir eines von sehr wenigen Ländern, die Sozialhilfe für ihre Landsleute im Ausland in diesem Umfang leisten”, sagt Sandro Monti, Leiter des Fachbereichs Sozialhilfe für Auslandschweizer (SAS) beim Bundesamt für Justiz, gegenüber swissinfo.ch. “Andere Staaten helfen ihren Landsleuten zwar auch, wenn sie im Ausland in Not geraten, aber meistens handelt es sich…

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Ariane Rustichelli sagt, man sollte die Perspektive nicht aus den Augen verlieren: “In Europa leben rund 440’000 Auslandschweizer, darunter etwa 24’000 bis 25’000 in Spanien. Und wenn nun 28 aus Spanien in die Schweiz zurückkehrten und Sozialhilfe brauchten, scheint mir diese Zahl nicht allzu beunruhigend.”

Als Argentinien um die Jahrtausendwende unter einer schweren Wirtschaftskrise gelitten hatte, waren im Jahr 2002 allein rund 400 Doppelbürger in die Schweiz zurückgekehrt.

Weiss man eigentlich genauer Bescheid über die Bewegungen, das Gehen und Kommen der Auslandschweizer? Nicht wirklich. “Solche Zahlen sind nur schwer genau zu etablieren, wir wissen nicht sehr gut, warum Schweizerinnen und Schweizer auswandern oder zurückkehren”, sagt Rustichelli. “Sicher ist aber, wenn man die Zahlen der Auswanderer und der Rückkehrer miteinander vergleicht, sind es immer mehr, die das Land verlassen.”

Gemäss der Auslandschweizer-Statistik lebten Ende 2012 insgesamt 715’710 Schweizerinnen und Schweizer im Ausland. Das sind 12’000 (1,72%) mehr als 2011.

Weitaus die meisten, 442’620, lebten in Europa (96,54% davon Europäische Union (EU)-Ländern), darunter 335’810 Personen im benachbarten Ausland: 186’615 in Frankreich, 80’715 in Deutschland, 50’091 in Italien und 14’795 in Österreich.

Danach folgen Süd- und Nordamerika (175’954 Personen), davon 76’330 in den USA und 38’959 in Kanada. In Asien lag die Zahl bei 45’793, in Australien bei 23’633. In Afrika lag die Zahl bei insgesamt 20’696, darunter 9284 in Südafrika.

149’165der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer sind in einem Schweizer Wahlregister eingetragen und können somit ihre politischen Rechte aus dem Ausland her wahrnehmen. Im weltweiten Durchschnitt sind dies rund 25% aller Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer , in Europa liegt der Anteil mit 31,25% klar höher.

(Quelle: ASO und Auslandschweizer-Statistik EDA)

Der Verein zur Förderung der Ausbildung junger Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer wurde 1962 gegründet. Der nicht-profitorientierte Verein wird zu einem grossen Teil durch das Bundesamt für Kultur und private Spenden finanziert.

Der Verein bietet Informationen und Beratung im Zusammenhang mit Ausbildungsfragen in der Schweiz an, vor allem im Bereich Stipendien. Er kann auch Zusatzstipendien zu kantonalen Stipendien gewähren.

(Übertragung aus dem Französischen: Rita Emch)

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