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Globales Lernen als pädagogische Antwort auf die Globalisierung. swissinfo C Helmle

Für vier Tage ist Zürich Welthauptstadt der Bildung - dank der WorldDidac 2002. Auch die Schweiz liefert Ideen. Die Schüler in der Schweiz schneiden derweil weniger gut ab.

Die WorldDidac 2002, die vom 23. bis 26. April in den Hallen der Messe Zürich über die Bühne geht, ist die bedeutendste internationale Fachmesse für Lehrmittel, Ausbildung, Weiterbildung und e-Learning. Gegen 400 Aussteller aus 30 Ländern präsentieren ihre Produkte und Dienstleistungen für einen modernen Unterricht.

Reiche Schweiz – schlechte Schüler

Doch die Qualität des Lernmaterials hat offensichtlich nur wenig mit dem Lernerfolg zu tun. Erst kürzlich musste sich die Schweiz vorrechnen lassen, dass ihre Schüler auch nach den obligatorischen Schuljahren längst nicht alle imstande sind, mehr als einfache Texte zu lesen und zu verstehen. Die PISA-Studie der OECD zeigte auf, dass in der Schweiz der Anteil Jugendlicher mit geringer Lesekompetenz auffallend hoch ausfällt (siehe Link am Ende dieses Artikels). Noch schlimmer für die reiche Schweiz wiegt dabei der Umstand, dass dieses Unvermögen stark mit der sozialen Herkunft der Schüler korreliert.

Die WorldDidac, die zum zweiten Mal in Zürich stattfindet, wird umrahmt von einem Programm mit Symposien, Konferenzen, Workshops und Lesungen, das Experten aus aller Welt in die Limmatstadt bringt. Bildungsministerien verschiedener Länder ziehen an einer Konferenz Bilanz ihrer Bildungs-Investitionen und vergleichen internationale Standards und Trends.

Starke Schweizer Präsenz

Sechs Bundesämter treten an der WorldDidac gemeinsam auf. Ein internationales Programm namens “Globe” stellt das Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) vor, das Schülerinnen und Schülern ermöglicht, selbst erhobene Umweltdaten im Internet zu publizieren und im weltweiten Kontext zu vergleichen.

“Schule und Gesundheit” sowie “Netzwerk gesundheitsfördernder Schulen” heissen die beiden Programme des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), deren gemeinsames Ziel die Verankerung gesundheitsrelevanter Anliegen im Schulbereich ist.

Schulen und Schulklassen können sich an EU-Bildungsprojekten beteiligen. Dieses Angebot macht das Bundesamt für Bildung und Wissenschaft (BBW) für die von der Schweiz mitgetragenen EU-Programme “Sokrates”, “Leonardo da Vinci” und “Jugend”.

Flucht, Migration und Asyl sind die zentralen Themen des “Jugendweb”, das vom Bundesamt für Flüchtlinge (BFF) speziell für Internet-Surfer zwischen 14 und 20 Jahren angeboten wird.

Zum 10. Jahrestag des Umweltgipfels in Rio unterstützt das Bundesamt für Raumplanung (ARE) im Rahmen der Strategie 2002 Projekte, die alle drei Aspekte der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und soziale Belange – berücksichtigen. Und 20 energierelevante Themen präsentiert das Bundesamt für Energie (BFE) auf CD-Rom für den Fachunterricht an Berufsschulen.

Globales Lernen

Präsent an der WorldDidac 2002 in Zürich ist auch die Stiftung “Bildung und Entwicklung”. 1997 gegründet, wird sie vom Bund, der Erziehungsdirektoren-Konferenz, den beiden grossen Schweizer Lehrerverbänden und zahlreichen privaten Hilfswerken und Entwicklungs-Organisationen getragen. “Eine einmalige Koalition im Bildungsbereich”, wie Richard Helbling, Zentralsekretär der Stiftung, gegenüber swissinfo sagt.

“Bildung und Entwicklung” sieht sich als nationale Fachstelle für globales Lernen. Globales Lernen verstehe sich als pädagogische Antwort auf die Globalisierung der Weltgesellschaft, sagt Helbling. “Die Grundfrage lautet: Was braucht es an Bildung, um in einer solchen globalisierten Gesellschaft mit all ihren Ungleichgewichten überhaupt bestehen und aktiv sein zu können? Und das auf der Basis von ethischen Werten: Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit, Demokratie, Frieden, Nord-Süd-Entwicklung, nachhaltige Entwicklung, Anti-Rassismus.”

Aus- und Weiterbildung für Lehrkräfte

“Bildung und Entwicklung” bietet Dienstleistungen für Lehrkräfte aller Schulstufen an. Wie Richard Helbling erklärt, unterstützt die Stiftung Institutionen der Lehrerausbildung in ihren Bestrebungen, Inhalte und Methoden des globalen Lernens bei den Studierenden zu verankern.

Weiter unterstützt sie Lehrpersonen in ihrer täglichen Arbeit in der Schule. Sie bietet didaktisch aufbereitetes, pädagogisches Material an sowie Kurse, welche vielfältige Anregungen für die inhaltliche und methodische Gestaltung des Unterrichts geben.

Positive Bilanz

Das Angebot von “Bildung und Entwicklung” werde immer besser genutzt, sagt der Zentralsekretär der Stiftung. Im letzten Jahr habe der Umsatz von verkauften Materialien im Vergleich zum Vorjahr gegen 50 Prozent auf 300’000 Franken gesteigert werden können.

Auch die Anfragen für Beratung, Projekt-Coaching sowie die Durchführung von spezifischen Projekten würden zunehmen. Jüngstes Beispiel: Der Fonds für Schulprojekte gegen Rassismus und für Menschenrechte, den der Bundesrat mit der Sprechung eines 15 Mio.-Sonderkredits geschaffen hat.

Auch die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) sowie andere Bundesämter würden die Stiftung immer wieder für die Durchführung von spezifischen Projekten anfragen. “Bilanz positiv”, freut sich Richard Helbling gegenüber swissinfo.

Jean-Michel Berthoud

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