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Für nachhaltige Entwicklung

Die Schweiz besteht zu rund drei Vierteln aus Bergen. Keystone

In Adelboden hat im Rahmen des UNO-Jahres der Berge eine Konferenz begonnen. Eröffnet wurde sie von Bundesrat Pascal Couchepin.

Der Entwicklungsstand der meisten Bergregionen der Welt sei immer noch zu niedrig, sagte Bundesrat Pascal Couchepin zum Auftakt der Konferenz in Adelboden. Die Bemühungen für den Umweltschutz müssten deshalb von Massnahmen begleitet sein, die Einkommen erzeugten und das Wachstum begünstigten.

Bis am kommenden Donnerstag werden Experten aus aller Welt im Berner Oberland über “nachhaltige Landwirtschaft und ländliche Entwicklung in Berggebieten” diskutieren.

“Die Verwendung des Begriffs ‘nachhaltige Entwicklung der Alpen’ ist sehr jung”, erklärt Isabella Bustelli vom WWF Schweiz gegenüber swissinfo. Die Sensibilität für diese Thematik sei in der Schweiz gegenüber anderen Länder wesentlich ausgeprägter.

“Das Problem ist aber immer, Ideen in der Praxis umzusetzen. Es gibt viele Projekte, aber die Bewusstseinsbildung für Umweltanliegen braucht viel Zeit.”

Strategien für Johannesburg

Die Konferenz von Adelboden wird vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) zusammen mit der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) organisiert.

Es geht dabei um Themenbereiche aus den zentralen Kapiteln 13 (Nachhaltige Bergentwicklung) und 14 (Nachhaltige Landwirtschaft und ländliche Entwicklung), die im Schlussdokument “Agenda 21” der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro vom Juni 1992 enthalten sind.

Nun, 10 Jahre später, soll in Adelboden eine erste Bilanz gezogen werden. Die Schweiz hat diese Veranstaltung organisiert, um gemeinsam nach Wegen zu einer nachhaltigen Entwicklung der Alpen zu suchen.

Die Ergebnisse sollen auf dem UNO-Weltgipfel zur nachhaltigen Entwicklung Eingang finden, der im September 2002 in Johannesburg (Südafrika) stattfindet.

Schweizer Engagement

Berge und Hochebenen machen zirka einen Viertel der Erdoberfläche aus. Doch nur ein Zehntel der Weltbevölkerung lebt in diesen Gebieten. Aus den Bergen stammt das Trinkwasser für fast die Hälfte der Menschheit. Zudem sind die Berggebiete lebendiger Ausdruck der Biodiversität unseres Planeten.

53 Länder der Welt werden als “gebirgig” bezeichnet, da mehr als die Hälfte ihres Territoriums aus Bergen besteht. Die Schweiz rangiert mit einem Berganteil von 75 Prozent unter den 15 bergigsten Ländern des Planeten.

Als Gebirgsland par excellence möchte die Schweiz ihre Erfahrungen und Anstrengungen zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung des Alpenraums international zur Geltung bringen.

Das Schweizer Engagement kam bereits beim Erstellen des Kapitels 13 der Agenda 21 von Rio de Janeiro zum Ausdruck, das sich in 120 Entwicklungs-Projekten für eine nachhaltige Bergentwicklung konkretisierte. Diese werden weltweit in Zusammenarbeit mit der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) umgesetzt.

Wertvolle alpine Ressourcen

In der Schweiz hat die nachhaltige Entwicklung der Berggebiete eine lange Tradition. Alpweiden und Wälder dienen seit Jahrhunderten der Land- und Forstwirtschaft und müssen sich dabei den lokalen Gegebenheiten anpassen.

Als beispielhaft gilt das helvetische Forstmodell aus dem 19.Jahrhundert, wonach nur Bäume gefällt werden dürfen, die nachher ersetzt werden können.

“Die Alpen sind eine wertvolle Ressource, denken wir nur an das Wasser”, sagt Isabella Bustelli vom WWF. Die zentrale Frage sei, wie wir diese Ressource nutzten, und wie wir sie für die kommenden Generationen erhalten würden. Bustelli: “Wir können unseren Umgang nicht nach kurzfristigen Massstäben ausrichten.”

Gegensätzliche Interessen

Die Schwierigkeit der Berggebiete besteht darin, die verschiedensten Interessen unter einen Hut zu bekommen: Tourismus, Transitverkehr, Landwirtschaft und Viehzucht.

Dies hat auch UNO-Generalsekretär Kofin Annan am 11.Dezember 2001 unterstrichen, als er das UNO-Jahr der Berge 2002 offiziell eröffnete: “Die Umwelt der Berggebiete muss immer grössere Schwierigkeiten meistern. Und die betroffenen Gebiete bezahlen dafür einen hohen Preis. Es muss daher unbedingt ein Gleichgewicht zwischen Entwicklung und Umweltschutz gefunden werden.”

Die Suche nach diesem Gleichgewicht ist eines der Ziele der internationalen Konferenz von Adelboden. Es handelt sich um eine einmalige Gelegenheit, im UNO-Jahr der Berge Informationen zu den künftigen Herausforderungen der Berggebiete auszutauschen und weltweit für die Anliegen der Berggebiete zu sensibilisieren.

Sergio Regazzoni
(Übertragung aus dem Italienischen: Gerhard Lob)

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