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Geflügel: Zwangs-Überwintern in gewissen Ställen

Mit dem kommenden Winter muss das Geflügel wieder hinter Gitter. Keystone Archive

Hühner, Gänse, Enten und Strausse rund um Schweizer Seeregionen stehen ab 15. Oktober voraussichtlich den ganzen Winter unter Hausarrest.

Das von der Regierung angeordnete selektive Freilandverbot für Geflügel gilt als Vorbeugemassnahme, um die Übertragung der Vogelgrippe durch Wildvögel zu minimieren.

Da im Winter die Zahl der Wild- und Wasservögel in der Schweiz stark zunimmt, wächst auch die Gefahr der Übertragung des Vogelgrippe-Virus auf Geflügel.

Mit dem Einsetzen der winterlichen Vogelzüge ab Herbst stellt sich somit die Frage nach der Prävention gegen die Vogelgrippe. Deshalb stehen ab Mitte Oktober Zehntausende von Schweizer Hühnern wieder unter Hausarrest.

Am Sonntag ist das vom Bund angeordnete selektive Freilandverbot in Kraft getreten, das rund 5’000 Geflügelbetriebe in praktisch allen Schweizer Kantonen betrifft.

Umkreis um Seen und Flüsse

Die Hühner dürfen voraussichtlich erst im Frühling wieder ins Freie. Im Gegensatz zu den ersten beiden Freilandverboten im Herbst 2005 und im vergangenen Frühling müssen diesmal nur noch Hühner im Umkreis von einem Kilometer rund um grössere Seen und Mittellandflüsse im Stall verbleiben.

Die Erfahrungen des letzten Winters haben gezeigt, dass die Vogelgrippe vorwiegend bei Wasservögeln an den grossen Seen aufgetreten ist.

Gefährlich: Orte mit vielen Wasservögeln

Gestützt auf diese Erkenntnis hat die Schweiz heute vorbeugende Massnahmen getroffen. Sie sind auf die Gebiete ausgerichtet, in denen das Virus H5N1 am ehesten wieder auftaucht – Orte mit besonders vielen Wasservögeln.

Es handelt sich um rund 20 Gebiete an Seen und Flussläufen im Schweizer Mittelland.

Laut dem Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) sind etwa 5’000 der insgesamt 50’000 bis 70’000 Geflügelbetriebe und privaten Halter betroffen. Die Nutztier-Schutzorganisation Kagfreiland schätzt, dass rund 50’000 Tiere im Stall bleiben müssen. Untersagt sind auch Geflügelmärkte und -ausstellungen.

Lockerung möglich, falls keine Grippe auftaucht

Kagfreiland findet die Dauer des Verbots übertrieben und fordert vom Bund die Lockerung der Massnahme, falls bis Dezember keine Vogelgrippe auftaucht. Auch das BVET sieht die Möglichkeit vor, das Verbot allenfalls früher aufzuheben.

Grundsätzlich sei die Veterinärbehörde aber während der gesamten Überwinterungszeit der Wasservögel in erhöhter Alarmbereitschaft, weil sich im Winter rund zehn Mal mehr Wasservögel in der Schweiz aufhielten als im Sommer.

Laufende Untersuchung von Wildvögeln

Vögel am Boden- und am Sempacher See sowie in der Magadinoebene im Tessin werden laufend untersucht, ebenso verendete Tiere, bei denen der Verdacht besteht, sie könnten mit dem H5-Virus infiziert sein.

Erneut können die Kantonstierärzte Ausnahmebewilligungen erteilen. Bisher sind in der Schweiz 32 Wildvögel an der Vogelgrippe verendet. In neun Fällen wurde das hochansteckende H5N1-Virus nachgewiesen. Nutztiere waren bisher nicht betroffen.

swissinfo und Agenturen

Gemäss der Weltgesundheits-Organisation (WHO) sind seit 2003 in zehn Ländern 252 Übertragungen von Vogelgrippe-Viren auf Menschen registriert worden.

Davon endeten 149 tödlich.

In der Schweiz kam es bisher zu keiner Übertragung auf den Menschen.

Doch wurden im Februar und März 2006 32 mit dem Vogelgrippe-Virus erkrankte Wildvögel in der Schweiz entdeckt.

Nach April haben sich keine weiteren Fälle mehr ergeben.

Die Vogelgrippe ist eine Tierseuche, die den Fachleuten als “Aviäre Influenza” oder “Klassische Geflügelpest” schon lange bekannt ist.

Seit 1997 hat sich, ausgehend von Asien, der neue aggressive Virenstamm H5N1 in viele Länder ausgebreitet.

Das Vogelgrippe-Virus H5N1 ist hochansteckend und für Hühner tödlich. Noch nie mussten wegen einer Tierseuche weltweit so viele Hühner, Enten und Gänse getötet werden.

Bei intensivem Kontakt mit erkranktem Geflügel können auch Menschen angesteckt werden. Allerdings ist dies bisher nur in Asien und Afrika geschehen, wo die Menschen besonders eng mit ihrem Geflügel zusammen leben.

In Westeuropa hat sich die Anzahl Krankheitsfälle dank Kontroll- und Vorbeugemassnahmen stark vermindert.

In Thailand und Vietnam hingegen nahmen die Fälle zu. Auch in Russland hat sich die Situation nicht entspannt.

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