Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Genfer Elf-Prozess: Zwei Schuldsprüche

Rund 46 Mio. Franken wurden gewaschen. Keystone Archive

Die Geschworenen des Genfer Strafgerichts haben im Prozess um den Schweizer Ableger der Elf-Affäre zwei der fünf Angeklagten der Geldwäscherei für schuldig befunden.

Sie erhielten bedingte Gefängnisstrafen. Die drei anderen Angeklagten wurden freigesprochen.

Angeklagt waren eine Frau und vier Männer, den Schuldspruch erhielten ein Financier sowie die Frau, eine frühere Direktorin. Die Jury kam nach eintägiger Beratung zum Schluss, die beiden hätten von der kriminellen Herkunft der verwalteten Gelder gewusst, sagte Richterin Antoinette Stalder bei der Urteilsverkündung.

Das Gericht befand aber, dass die beiden nicht banden- oder berufsmässig gehandelt hätten. Die von Staatsanwalt Daniel Zappelli am Vortag ins Spiel gebrachten erschwerenden Umstände wurden damit hinfällig. Zappelli hatte in der Affäre ein Schulbeispiel von Geldwäscherei gesehen.

Strafe bis zu drei Jahren droht

Bei den drei freigesprochenen Personen – ein Verwalter, ein Anwalt und ein Buchhalter – konnte die Jury nicht festlegen, ob sie Bescheid wusste. Der zehntägige Prozess ist einer der bisher grössten Geldwäscherei-Prozesse der Genfer Justiz.

Die beiden Hauptschuldigen sind zu 18 beziehungsweise 15 Monaten Gefängnis bedingt verurteilt worden. Sie sollen Alfred Sirven – der ehemaligen Nummer zwei des französischen Erdölkonzerns Elf – geholfen haben, veruntreute Gelder zum Verschwinden zu bringen. Die Höhe der gewaschenen Gelder beläuft sich auf knapp 50 Mio. Franken.

Verurteilung aller Angeklagten gefordert

Die Staatsanwaltschaft hatte die Verurteilung aller fünf Angeklagten gefordert. Die Verteidigung plädierte auf Freispruch und stellte auch den kriminellen Ursprung der Gelder in Frage. Eine Verurteilung sei zu unterlassen, bevor Sirven nicht definitiv abgeurteilt worden sei. Dessen Appellations-Prozess begann am vergangenen Mittwoch in Paris.

Sirven und Loïk Le Floch-Prigent waren im November 2003 in Paris zu je fünf Jahren Haft verurteilt worden.

Nach der Festnahme von Sirven in den Philippinen im Frühling 2001 wurden in der Schweiz noch rund elf Millionen Franken sichergestellt.

swissinfo und Agenturen

Die beiden für schuldig Befundenen sollen Alfred Sirven – der ehemaligen Nummer zwei des französischen Erdöl-Konzerns Elf – geholfen haben, veruntreute Gelder verschwinden zu lassen.

Es soll sich dabei um fast 46 Mio. Franken gehandelt haben.

Der Petro-Gigant, 1994 privatisiert, stand im Zentrum eines der grössten Finanz-Skandale in der Geschichte Frankreichs.

Alfred Sirven, von 1989 bis 1993 die Nummer 2 des einstigen französischen Staatskonzerns Elf-Aquitaine, ist für schuldig befunden worden, rund 250 Mio. Franken unterschlagen zu haben.

Sirvens Appellationsprozess findet seit letzten Mittwoch in Paris statt.

Die fünf Schweizer Angeklagten sollen rund 46 Mio. Franken für Sirven weissgewaschen haben.

Davon wurden 11 Mio. Franken von der Schweizer Justiz im Frühling 2001 beschlagnahmt.

Die Untersuchung zum Schweizer Aspekt dauerte rund vier Jahre.

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft