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Höhere Hürden für deutsche Studenten

Selektion für den Aufstieg: Deutsche Studenten müssen den selben Notenschnitt mitbringen wie Schweizer. Keystone

Die Schweizer Unis wollen den Zustrom von Studenten aus Deutschland einschränken. Ab Herbst gilt eine Zulassung an einer deutschen Universität oder – in weniger begehrten Fächern – eine Mindest-Abiturnote als Voraussetzung für ein Studium in der Schweiz.

Deutschland und die Schweiz unterscheiden sich in der Frage der Zulassung zu einem Universitätsstudium fundamental. In der Schweiz steht das Studium grundsätzlich allen offen, die eine Matura vorweisen können. Eine Ausnahme bildet das Medizinstudium.

“In der Schweiz haben wir ein offenes System. Deutschland hat das Modell der Studienplatzzuweisung”, sagt Antonio Loprieno, der Präsident der Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten (CRUS), gegenüber swissinfo.ch.

Diese Studienplatzzuweisung, also der Numerus Clausus, hat zur Folge, dass zusehends mehr deutsche Studierende in die Schweiz kommen, die in ihrem Heimatland die Zulassungsbedingungen nicht erfüllen.

Deshalb hat die CRUS im vergangenen November eine Empfehlung mit Zulassungsbeschränkungen zuhanden der Schweizer Universitäten verabschiedet. Ab dem kommenden Wintersemester setzen die Universitäten die Beschränkungen um.

Bedingungen für beliebte Fächer unverändert

Das heisst konkret, dass Studenten und Studentinnen aus Deutschland nur noch dann in der Schweiz studieren können, wenn sie entweder eine Zulassung einer deutschen Universität oder aber ein Abitur mit einem Mindestnotenschnitt von 2 (mögliche Höchstnote: 1) vorweisen können.

Nicht verändert werden damit die Zulassungsbedingungen für die Fächer mit Engpässen, also für Pharmakologie, Biologie oder Psychologie. “Bei diesen Studiengängen gilt weiterhin allein der Nachweis eines Studienplatzes im Heimatland”, sagt Loprieno.

“Bei allen andern Studiengängen hingegen haben wir die Möglichkeit eröffnet, den Nachweis eines Studienplatzes durch eine entsprechende Note zu ersetzen. Das auch, um das Verfahren für die Universitäten zu vereinfachen”, so Loprenio. “Wir sind offen für ausländische Studenten. Aber wir wollen nicht jeden, sondern die guten Leute.”

Unterschiedliche Anwendung

Studierende aus Deutschland machen den weitaus grössten Anteil ausländischer Studenten in der Schweiz aus. Deshalb und weil Deutschland das einzige Nachbarland der Schweiz ist, das die Studienplatzzuweisung anwendet, gilt die Neuregelung ausschliesslich für deutsche Studierende.

Die Schweizer Unis hielten sich damit punkto Zulassungsbeschränkungen an den Lissabon-Vertrag, der besagt, dass kein Land strengere Zulassungsregeln für ausländische Studierende erlassen könne, als jene, die im Heimatland gelten, sagt Loprieno.

Die Schweizer Universitäten wenden die neuen Regelungen – also den Mindestnotendurchschnitt, nicht aber den Nachweis des Studienplatzes in den entsprechenden Fächern – unterschiedlich streng an:

Die Universitäten Zürich und Bern ein Abitur mit Notenschnitt 2, das entspricht in der Schweiz der Note 5. In den meisten Schweizer Kantonen ist 6 die Bestnote, die deutsche 1 entspricht der schweizerischen 6.

Einen etwas schlechteren Abiturschnitt lassen die Universitäten Basel, Freiburg, Genf, Lausanne, Luzern und Neuenburg zu. Dort liegt die Aufnahmehürde bei der (deutschen) Mindestnote 2,5.

Strenger: St. Gallen und Tessin

Eigene und strengere Regelungen kennen die Universitäten in St. Gallen und im Tessin (Universita della Svizzera italiana). So ist die Anzahl ausländischer Studierender in St. Gallen seit Jahren auf 25% beschränkt, und im Tessin sind die Immatrikulationsgebühren für Ausländer um ein Vielfaches höher.

Im Tessin studieren 700 Studenten Architektur, im nahe gelegenen Mailand sind es 10’000.  Damit sei klar, dass die Universität der italienischen Schweiz “den Zustrom, den sie schlichtweg nicht bewältigen kann, einschränken muss”, so Loprieno.

Im Wintersemester 2010/11 waren laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) 131’524 Studierende an Schweizer Universitäten eingeschrieben, 3,6% mehr als im Vorjahr.

50% der Studierenden sind Frauen, 27% Ausländerinnen und Ausländer.

Die meisten ausländischen Studierenden hat mit 65,7% die Universität Lugano, am wenigsten mit 13,1% die Universität Bern.

In der Schweiz gibt es 10 Universitäten und zwei Eidgenössische Technische Hochschulen (ETH).

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